Achtjährige aus Grevenbroich Anna spendet ihr Haar fürs Hospiz

Grevenbroich · Eigentlich mag Anna Landwehr ihr langes, dickes Haar. Dennoch hat sie sich entschlossen, 25 Zentimeter davon herzugeben. Bereits vor zwei Jahren hatte die damals Sechsjährige ihre Haare abschneiden lassen, um anderen zu helfen.

 Vorher hatte Anna eine gepflegte Mähne, von der sie maximal die Spitzen stutzen ließ.

Vorher hatte Anna eine gepflegte Mähne, von der sie maximal die Spitzen stutzen ließ.

Foto: Valeska von Dolega

"Jetzt kann ich das machen, was ich schon lange machen wollte", erklärt Anna Landwehr bestens gelaunt und schüttelt nach Hardrocker-Manier ihre Mähne zum imaginären Gitarrenspiel. "Jetzt können meine Haare beim Headbanging nämlich nicht mehr verknoten." Dass die achtjährige Grundschülerin sich von einem ordentlichen Stück ihrer schmückenden Pracht trennte, war nicht der Kopffreiheit für bevorzugte Bewegungen geschuldet. Anna Landwehr ließ Haare für den guten Zweck.

"Haare spenden" ist eine Aktion, bei der Langhaarige einen Zopf von mindestens 25 Zentimetern abschneiden lassen, um damit Mitmenschen, die krankheitsbedingt über kein eigenes Haar mehr verfügen, zu helfen. Aus den Zopfspenden werden Perücken geknüpft. "Ein Zopf alleine reicht nicht", weiß Marco Filz. Der Friseur ist von der Aktion begeistert und unterstützt das Konzept, so gut er kann. Hat er Kundinnen, von denen er weiß, sie wollen sich von ihrer Mähne trennen - "also wenn jemand seinen festen Willen zur radikalen Veränderung vorträgt" - macht er auf die Spendenaktion aufmerksam. "Das trauen sich nicht viele", sagt Filz. Weder seine beiden Töchter noch die Ehefrau konnte er zum Kurzhaarschnitt überreden.

Anna will in zwei Jahren wieder spenden

 Der Zopf ist ab und obwohl an der Haarpracht abgemessene 25 Zentimeter fehlen, findet Anna ihre Frisur "richtig gut".

Der Zopf ist ab und obwohl an der Haarpracht abgemessene 25 Zentimeter fehlen, findet Anna ihre Frisur "richtig gut".

Foto: Valeska von Dolega

Anna dagegen nimmt bereits zum zweiten Mal bei "Haare spenden" teil. "Ich helfe gerne", sagt die St. Joseph-Schülerin. Vor zwei Jahren sah sie zusammen mit ihrer Mutter Susanne im Fernsehen einen Beitrag, der das Thema "Haarspende" zum Inhalt hatte. "Das mache ich auch", war die damals Sechsjährige überzeugt. Und blieb zur großen Überraschung ihrer Eltern dabei. "Ich hätte fast ein bisschen geweint, Anna hatte so schöne Locken", erinnert sich die Mutter. Außerdem war bis zu dem Radikalschnitt anno 2015 noch keine Friseurschere der gepflegten Frisur zu nahe gekommen. Dann ging alles sehr schnell: Die Haare zum losen Zopf gebunden, maß Friseur Marco Filz mit einem Zollstock das Mindestmaß von 25 Zentimetern ab, nahm eine große Schere und schnitt das Haar. Damals war die Spende für die Kinderkrebshilfe bestimmt, diesmal geht der haarige Erlös an die Hospizbewegung. "Da mache ich wieder mit", erklärte Anna, also sie hörte, dass diesmal die Hospizbewegung bedacht werden soll. Also ging es für die junge Karatekämpferin ("Das ist sehr gut fürs Selbstbewusstsein"), die darüber hinaus gerne kreativ ist und bastelt, wieder den schon bekannten Weg: auf den Frisierstuhl unter den Vorhang.

Nach dem ersten Schnitt und der Sicherung des Zopfes - er wird mit einem Begleitschreiben der Innungsmeisterin Yvonne Honerborn in Borken zugeschickt, die die Spenden sammelt und dem Hospiz übergibt - geht es dann an den Feinschliff. "Soll es ein langer Bob werden?", fragte der Friseur, Anna gab dazu ihr Okay. "Das, was jetzt an feinen Strähnen zu Boden geht, eignet sich nicht als Spende." Die Länge stimmt nicht. Also Souvenir fürs Familienalbum reichen die Strähnen allemal. "Ich habe da einige lose Bilder und Erinnerungen", sagt Susanne Landwehr über das noch anzulegende Fotoalbum. Die Haarsträhne passte wunderbar dazu. "Und in zwei Jahren spende ich wieder", erklärt Anna.

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