Grevenbroich Altes Finanzamt wird für Flüchtlinge umgebaut

Grevenbroich · Das Bürogebäude wird für 700.000 Euro als Notunterkunft hergerichtet. Im Januar sollen rund 150 Flüchtlinge einziehen.

 Dezernent Claus Ropertz (2.v.r.) und Gebäudemanagement-Leiter Dirk Schwarz (r.) machten sich ein Bild vom Umbau im Alten Finanzamt.

Dezernent Claus Ropertz (2.v.r.) und Gebäudemanagement-Leiter Dirk Schwarz (r.) machten sich ein Bild vom Umbau im Alten Finanzamt.

Foto: L. Berns

Mehr als vier Jahre lang hatte das ehemalige Finanzamt leer gestanden - bald soll das Bürogebäude einen neuen Zweck erfüllen. Umbauarbeiten haben begonnen, Handwerker richten den vier-etagigen Komplex an der Erckensstraße als Notunterkunft für 150 Flüchtlinge her. "Unser Ziel ist die Fertigstellung bis Jahresende, aber realistisch ist, dass die Flüchtlinge erst im Januar 2016 einziehen", erklärt Dirk Schwarz, Leiter des Gebäudemanagements der Stadt, zum Zeitplan.

Im Sommer hatte die Stadt - als Amtshilfe für das Land - eine Notunterkunft in der Alten Feuerwache und der Turnhalle nebenan eingerichtet. Die soll nun an die Erckensstraße umziehen. "Für uns ist das leerstehende Gebäude hier ein Glücksfall", erklärt Dezernent Claus Ropertz. Rund 50 Räume zwischen zehn und 20 Quadratmetern stehen für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung. "Das Gebäude aus den 60er Jahren ist in einem recht guten Zustand", sagt Dirk Schwarz beim Rundgang. An den Bürotüren hängen noch Schilder wie "Kraftfahrzeugsteuerstelle", "Einkommensteuer" oder "Amtsvorsteherin" - die Zeugen einer vergangenen Zeit werden bald verschwinden. Vor dem Einzug der Flüchtlinge muss zunächst umgebaut werden. "Auf jeder Etage werden Duschen und zusätzliche Sanitäreinrichtungen eingebaut. Dafür werden auch die Steigleitungen zwischen den Etagen erneuert, die alten reichen nicht aus", erklärt der Leiter des Gebäudemanagements. Von der Decke hängen viele Kabel. "Wir installieren im Haus eine Brandmeldeanlage, weil hier ja künftig Menschen schlafen werden", so Schwarz. Auch der alte Speisesaal wird wieder genutzt, dort wird bald das Essen an die Flüchtlinge ausgeteilt. Im Erdgeschoss beziehen Security - sie wird rund um die Uhr vor Ort sein - und Sozialarbeiter ihre Zimmer. In mehreren Räumen, etwa im Sitzungssaal in der obersten Etage, sind Freizeitangebote für die neuen Bewohner vorgesehen. "Da das alte Finanzamt in Citylage liegt, soll vermieden werden, dass vor dem Haus größere Menschenansammlungen entstehen. Das ist auch ein Wunsch von Bürgern", erläutert Dezernent Claus Ropertz.

Rund 700.000 Euro kostet der Umbau. "Im Vergleich beispielsweise zu Containerstandorten ist das eine günstige Lösung", betont Ropertz. Im Stadtetat sind zehn Millionen Euro für die Errichtung von fünf Wohncontainer-Anlagen eingeplant. Die Stadt will das alte Finanzamt auch nutzen, wenn das Land die Notunterkunft nicht mehr benötigt. Dann sollen Flüchtlinge, die der Stadt dauerhaft zugewiesen werden, dort einziehen. Die Verwaltung hat den Komplex zunächst für zwei Jahre gemietet - mit Option auf Verlängerung.

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Foto: Dieter Weber

Und was passiert mit der Alten Feuerwache nach dem Auszug der Asylbewerber? "Sie erhält im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ISEK ein neues Dach und steht damit für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht mehr zur Verfügung", sagt Claus Ropertz. Und die Turnhalle am Schlossstadion soll ab 2016 ebenfalls mit ISEK-Mitteln - energetisch saniert werden.

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(NGZ)
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