Serie Geheimtipp Alte Klostermauern im Keller entdecken

Grevenbroich · Unter dem Bernardussaal können Reste des Wilhelmitenklosters besichtigt werden. Sie sind steinerne Zeugen eines Kapitels Stadtgeschichte.

 Stadtsprecher Andreas Sterken zeigt die alten Mauern des ehemaligen Wilhelmitenklosters, die im Keller unter dem Bernardussaal zu sehen sind.

Stadtsprecher Andreas Sterken zeigt die alten Mauern des ehemaligen Wilhelmitenklosters, die im Keller unter dem Bernardussaal zu sehen sind.

Foto: Georg Salzburg

Grevenbroich Auf Stadtrundgängen ist der Keller unter dem Bernardussaal eine beliebte Anlaufstelle. Auch offizielle Delegationen werden gerne dorthin geleitet. Als Bojan Srot, Bürgermeister der Grevenbroicher Partnerstadt Celje, zum Beispiel vor drei Jahren mit einer Abordnung aus Slowenien in der Schlossstadt weilte, führte Thomas Wolff vom Fachbereich Kultur die Besucher an einem heißen Sommertag dorthin. Um Abkühlung vor der Hitze ging es bei der Stippvisite im Keller weniger, sondern vor allem darum, den Gästen ein Stück historisches Grevenbroich zu zeigen: Reste des alten Wilhelmitenklosters. Sie sind unter dem Bernardussaal zu sehen und erzählen ein Stück Stadtgeschichte.

Über Jahrhunderte hat das markante Kloster das Erscheinungsbild der Innenstadt geprägt. Die Geschichte des Wilhelmitenklosters hat der Lokalhistoriker Friedrich Schmitz für die vom Geschichtsverein Grevenbroich herausgegebene Schrift "Unser Grevenbroich. Stadt, Land, Leute - ein historisches Stadtporträt" zusammengestellt.

 Das Wilhelmitenkloster wurde im Zweiten Weltkrieg massiv beschädigt. Dieses Bild zeigt es um 1944.

Das Wilhelmitenkloster wurde im Zweiten Weltkrieg massiv beschädigt. Dieses Bild zeigt es um 1944.

Foto: Stadtarchiv

Der Marktplatz, auf dem heute zweimal pro Woche Obst und Gemüse verkauft wird, war früher ein ruhiger Ort. Dort lag der Innenhof des Klosters, in etwa der heutigen Mitte des Marktes befand sich die Pforte. "Der frühere Marktplatz war gegenüber heute nur circa halb so groß und erstreckte sich nur auf dem Platz, der heute als ,Verbindungsstück' zwischen Kölner und Breite Straße dient", heißt es in "Unser Grevenbroich".

Die Ursprünge des Klosters reichen bis 1297 zurück. Walram von Kessel und seine Frau Katharina stifteten das Gebäude und riefen Mönche des Wilhelmitenklosters "Paradies" in Düren nach Grevebroich. Zwei Jahre später wurde die Klosterkirche eingeweiht. Knapp drei Jahrhunderte später wurden die Klostergebäude neu errichtet. 1944 wurden sie ebenso wie das Rathaus und die Kirche bei Bombenangriffen schwer beschädigt. Ab 1949 wurde der Ostflügel mit Turm wieder aufgebaut, in den 1960er Jahren wurde zwischen dem Rathaus und dem Bernardusheim ein Pavillon errichtet. Als dieser 1988 abgerissen wurde, entdeckten Bauarbeiter bei Ausschachtungsarbeiten auf der Fläche, an der sich früher der Nordflügel des Klosters befand, Überreste der einstigen Bebauung aus dem Jahr 1987. Sie wurden zum Bodendenkmal erklärt und sind - was viele Grevenbroicher gar nicht wissen - heute als steinerne Zeugen an die bewegte Vergangenheit im Keller unter dem Bernardussaal neben dem Alten Rathaus zu sehen.

Wer mehr über das Wilhelmitenkloster und Grevenbroich im Wandel der Zeit erfahren möchte, hat bei Stadtführungen, die der Verkehrsverein anbietet, die Gelegenheit dazu. Stadtführer Wilfried Wolff zum Beispiel bietet solche "Reisen in die Vergangenheit" an jedem dritten Sonntag im Monat an. "Das gilt auch in der Ferienzeit", sagt Wilfried Wolff. Treffpunkt ist stets um 11 Uhr am Löwenbrunnen vor der Kirche St. Peter und Paul. Der etwa 90-minütige Rundgang führt auch durch das ehemalige Landesgartenschaugelände und beinhaltet einen Abstecher in den Ian-Hamilton-Finlay-Park. Anmeldungen unter 02182 5783752 sind erforderlich.

Mehr zu den Führungen gibt es unter www.vv-grevenbroich.de im Internet.

(NGZ)
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