Grevenbroich Aktivisten stoppen die Kohleversorgung

Grevenbroich · Der Braunkohle-Transport ist gestern von einigen Hundert Aktivisten gestoppt worden. Die Nord-Süd-Bahn wurde an drei Stellen in der Nähe des Kraftwerks Neurath blockiert. In den Tagebau Garzweiler drangen 50 Demonstranten ein.

 An drei Stellen in der Nähe des Neurather Kraftwerks blockierten Aktivisten gestern die Nord-Süd-Bahn. RWE stellte den kompletten Zugbetrieb zwischen Tagebauen und Kühltürmen ein.

An drei Stellen in der Nähe des Neurather Kraftwerks blockierten Aktivisten gestern die Nord-Süd-Bahn. RWE stellte den kompletten Zugbetrieb zwischen Tagebauen und Kühltürmen ein.

Foto: DIETER Staniek

Die Klima-Aktivisten haben gestern im Rheinischen Revier die Polizei in Atem gehalten. In mehreren Aktionswellen störten die Braunkohlegegner den Betrieb von RWE Power. Gegen 16.40 Uhr gelang es etwa 50 Demonstranten von "Ende Gelände" auf die erste Sohle des Tagebaus Garzweiler bei Hochneukirch vorzudringen, kurz darauf wurde die Gruppe von der Polizei kassiert. In die Nähe von Großgeräten sollen die Protestler aber nicht gekommen sein. Anders im Tagebau Inden: Dort hatten 13 Frauen und Männer bereits am frühen Morgen einen Braunkohlebagger besetzt. Die Polizei nahm sie vorläufig in Gewahrsam.

 Die Polizei räumt die Gleise zwischen Neurath und Vanikum. Etwa 100 Demonstranten hatten die Schienen besetzt.

Die Polizei räumt die Gleise zwischen Neurath und Vanikum. Etwa 100 Demonstranten hatten die Schienen besetzt.

Foto: Staniek

Etwa 100 Demonstranten - zum Teil mit weißen Staubanzügen bekleidet - blockierten gegen 10.30 Uhr die Gleise der Nord-Süd-Bahn bei Vanikum. Mehrfach wurden die Braunkohlegegner von der Polizei aufgefordert, den Ort zu verlassen. Einige kamen dem nach - doch längst nicht alle. Nach dem Ablauf einer Frist von gut zweieinhalb Stunden begannen die Einsatzkräfte mit der Räumung. "Etwa 40 bis 50 Personen ließen sich aus dem Gleisbett transportieren", sagte ein Sprecher der Aachener Polizei. Die Aktion sei friedlich verlaufen, nur einige wenige Demonstranten hätten unter Gegenwehr von den Beamten weggetragen werden müssen.

Während die Räumung bei Vanikum lief, bahnte sich in Sinsteden bereits die nächste Aktion an. Begleitet von neun Polizeiwagen, stoppten sechs Busse mit rund 150 Menschen an Bord vor dem Kirmesplatz. Von dort aus zogen die Aktivisten über Feldwege zur Kreisstraße 26 - aus der Luft beobachtet von einem Polizeihubschrauber. Der Protestzug bewegte sich in Richtung Kraftwerke, die augenscheinlich das Ziel der Demonstranten waren. Doch unterwegs scherten die Aktivisten aus, rannten über einen Acker und stürmten die Gleise der Nord-Süd-Bahn. Die Räumung des Geländes zog sich laut Polizei bis in die Abendstunden hinein. Auch, weil am späten Nachmittag ein weiterer Teil der Strecke von Protestlern besetzt wurde - insgesamt waren es 500 Frauen und Männer Die Kreisstraße 26 wurde am Abend gesperrt, um dort die Personalien der Demonstranten aufzunehmen. In Hochneukirch besetzen etwa 100 Aktivisten die Schienen der Deutschen Bahn. Weil Lebensgefahr bestand, räumte die Polizei die Gleise "unter Anwendung von Zwangsmitteln", sagte ein Sprecher. Dabei sei es zu massivem Widerstand gegenüber den Beamten gekommen.

 Weil die Aufnahme der Gleisbesetzer-Personalien länger dauerte, wurden am Abend Toilettenhäuschen aufgebaut.

Weil die Aufnahme der Gleisbesetzer-Personalien länger dauerte, wurden am Abend Toilettenhäuschen aufgebaut.

Foto: Staniek

RWE hatte schon am Morgen den Betrieb auf der Nord-Süd-Bahn eingestellt. "Aus Sicherheitsgründen", sagte Sprecher Jan Peter Cirkel. "Wir wollen die Demonstranten nicht in Gefahr bringen." Auch die Hambachbahn blieb am Nachmittag stehen, nachdem sich zwei Aktivisten von "Robin Wood" bei Elsdorf von einer Brücke auf die Gleise abgeseilt hatten. Die Blockaden hätten den Betrieb der Kraftwerke bis zum Abend nicht beeinträchtig. "Wir waren auf Störungen vorbereitet", betonte Cirkel. In den Kohlebunkern sei ausreichend Vorrat für die Stromversorgung eingelagert worden. Dennoch wurde die Leistung von vier Kraftwerksblöcken in Neurath um insgesamt 650 Megawatt heruntergefahren. "Um Kohle zu sparen", so Cirkel. Er kündigte an, dass RWE die "Grenzüberschreitungen", die sich im Revier ereigneten, zur Anzeige bringen werde.

Für "Ende Gelände" sei der Aktionstag mit revierweit rund 1500 Beteiligten ein "voller Erfolg" gewesen, resümierte Sprecherin Janna Aljets am Abend: "Wir freuen uns, dass so viele entschlossene Menschen an den Blockaden teilgenommen haben - das Konzept der Aktionstage ist aufgegangen." Zu Ende sind sie damit aber noch nicht. Heute soll es weitere Blockaden geben.

(NGZ)
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