Grevenbroich Abiturient lernt Kung-Fu-Kunst in China

Grevenbroich · Der 21 Jahre alte Marvin Elsen hat 15 Monate lang eine Akademie besucht, um sich in der Kampfkunst fortzubilden. Dabei hat er Disziplin bewiesen - und China kennengelernt. Jetzt will der Orkener Chinesisch in Bochum studieren.

Grevenbroich: Abiturient lernt Kung-Fu-Kunst in China
Foto: Lothar Berns

Marvin Elsen hat 15 Monate lang vor allem eines bewiesen: eiserne Disziplin. Jeden Morgen klingelte sein Wecker bereits um halb sechs, danach standen bei ihm erste Kung-Fu-Übungen an. "Mich hat die Herausforderung gereizt", erzählt der 21-Jährige, der jetzt von seinem Auslandsjahr in China zurückgekehrt ist - mit vielen Erfahrungen im Gepäck, die er dort an einer Kung-Fu-Akademie gesammelt hat. "Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt", erzählt der Kampfkünstler, der sein Auslandsjahr nach dem Abitur an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule mit seiner großen Leidenschaft, dem Kung-Fu, verbinden wollte. Er sagt: "Ich hätte noch vor wenigen Jahren nicht gedacht, einmal einen so alternativen Weg einzuschlagen."

In China hat der Orkener, der seit sieben Jahren in der Kung-Fu-Abteilung des Turnklubs Grevenbroich trainiert, mit Kampfkünstlern aus vielen verschiedenen Nationen zusammengearbeitet und sich in Sachen Kung-Fu umfangreich fortgebildet. "Die meisten, die zum ersten Mal den Begriff Kung-Fu hören, denken zuerst an Kampfsportler, denen es darum geht, andere im Konflikt besiegen zu können. Darum geht es aber beim Kung-Fu gar nicht: Ziel der Kampfkunst ist es, dem Konflikt durch seine innere Einstellung quasi zuvorzukommen, sich aber im Ernstfall angemessen verteidigen zu können", stellt Marvin Elsen klar. In der chinesischen Akademie nahe der Stadt YanTai habe sich deshalb vieles auch um das Spirituelle der Kunst gedreht: "Wir haben dort gelernt, uns auf uns selbst zu konzentrieren." Wie es sich jedoch für Kung-Fu gehört, ging es auch um die typischen Bewegungsformen der chinesischen Kampfkunst, die stark an eine Choreographie erinnern. "Nach wenigen Monaten vor Ort habe ich mit anderen Kampfkünstlern auch an ersten Wettkämpfen teilgenommen", berichtet Elsen.

Der Grevenbroicher hat durch die Lehre an der Akademie viel vom alltäglichen Leben der Menschen in einer ländlichen Region Chinas mitbekommen. "Die Menschen dort sind sehr freundlich und extrem aufmerksam. Ich habe einmal im Bus mein Portemonnaie verloren. Als ich es bemerkt habe, war ich mir schon sicher, dass es weg ist, aber ein paar Tage später habe ich es im selben Bus vom Busfahrer zurückbekommen. Er hatte es gefunden und aufbewahrt", erzählt Elsen, der jedoch auch von krassen Unterschieden spricht: So gebe es in den Städten einerseits moderne Hochhäuser, andererseits allerdings auch Bürgersteige und Geschäfte, die die besten Zeiten lange hinter sich haben. Wie die Verständigung vor Ort funktionierte? "Überwiegend auf Englisch, im Zweifelsfall in gebrochenem Chinesisch oder mit Händen und Füßen", erzählt Marvin Elsen und lacht. Und das Essen? "Das bestand jeden Tag morgens, mittags und abends fast immer aus Reis - mit verschiedenen Gemüsevarianten." Trotz einiger Dinge, an die sich Marvin Elsen wohl erst einmal gewöhnen musste, sagt er heute: "Ich würde es jederzeit wiedermachen." Tatsächlich packt ihn jetzt das "China-Fieber": Elsen beginnt jetzt ein Chinesisch-Studium in Bochum.

Was die Kung-Fu-Kampfkunst betrifft, könnte er mit seinem neu erworbenen Wissen wohl eine eigene Schule eröffnen. Da ist sich sein deutscher Trainer Gero Catania sicher: "Ich bin sehr stolz auf Marvin. Er hat viel gelernt und ist damit auch in der Lage, in unserem Verein Lehrgänge zu geben." Der 21-Jährige will jedenfalls trotz seines Studiums am Ball bleiben - und die Kampfkunst weiterverfolgen.

(cka)
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