Grevenbroich 700.000 Euro für Asylheim im Finanzamt

Grevenbroich · Die Stadt informierte über die geplante Flüchtlingsunterkunft im alten Finanzamt. Heute stellt der Bürgermeister ein Konzept für weitere Unterkünfte vor. Mit rund 2000 Asylbewerbern wird 2016 gerechnet.

 Claus Ropertz (l.), Stadtsprecherin Ines Hammelstein und Dirk Schwarz vor dem alten Finanzamt, Absperrungen sind dort nicht geplant.

Claus Ropertz (l.), Stadtsprecherin Ines Hammelstein und Dirk Schwarz vor dem alten Finanzamt, Absperrungen sind dort nicht geplant.

Foto: L. Berns

Das Interesse war groß, rund 130 Grevenbroicher kamen zur Info-Veranstaltung der Stadt zur Unterbringung von 150 Flüchtlingen im alten Finanzamt in der City, sie ziehen voraussichtlich Anfang Februar ein. Sorgen zum Standort wurden deutlich, vor allem aber betonten Stadt und Bürger im Bernardussaal die Hilfsbereitschaft von Ehrenamtlern. "Befürchtungen haben oft diejenigen, die noch mit keinem Flüchtling gesprochen haben", sagte ein Zuhörer. Klar wurde zudem, dass die Flüchtlinge auch 2016 beherrschendes Thema sein werden: Die Stadt rechnet laut Bürgermeister Klaus Krützen für kommendes Jahr in einem "Worst Case-Szenario" mit rund 2000 weiteren Asylbewerbern. Heute will er ein Konzept für weitere Unterbringungsmöglichkeiten vorstellen. Kirmesplätze sollen dabei tabu sein.

Im Sommer hatte die Stadt als Amtshilfe fürs Land eine Notunterkunft in der Alten Feuerwache und der Turnhalle am Schloss eingerichtet - ein Provisorium. Nun ist der Umzug geplant. "Wir wollen eine vernünftige Unterbringung schaffen", sagte Dezernent Claus Ropertz. Die Stadt mietet das alte Finanzamt vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, baut den Komplex mit 50 Büros zurzeit für 700.000 Euro um. "Das Gebäude wurde regelmäßig gewartet, ist gut in Schuss", erläuterte Gebäudemanagementleiter Dirk Schwarz.

 Rund 130 Anwohner und interessierte Bürger kamen in den Bernardussaal, konnten Fragen zu den Plänen der Stadt für die Notunterkunft stellen.

Rund 130 Anwohner und interessierte Bürger kamen in den Bernardussaal, konnten Fragen zu den Plänen der Stadt für die Notunterkunft stellen.

Foto: L. Berns

"Wie wird das Umfeld aussehen?", fragte ein Zuhörer. "Sperrungen, wie etwa an der Alten Feuerwache, sind dort nicht geplant", antwortete Ropertz. Eine Befürchtung: "Wenn an einem Punkt viele einzelne Männer konzentriert werden, entsteht da nicht ein sozialer Brennpunkt in Bahnhofsnähe?", fragte ein Bürger. Laut Stadt werden im Gebäude sowohl Familien als auch einzelne Flüchtlinge einige Wochen leben, bevor sie anderen Kommunen zugewiesen werden. Eventuelle Konflikte sollen schnell gelöst werden. "Im Haus werden zwei Sozialarbeiter ihr Büro haben", erklärte Ropertz zum Betreuungskonzept. "Einer wird im Gebäude aktiv sein, der andere sich um das Umfeldkümmern." Zudem wird rund um die Uhr Security vor Ort sein.

Zum Sozialarbeiterteam gehört Franco Clemens. "Wir werden bei Streitigkeiten früh deeskalierend eingreifen - und für Freizeitangebote sorgen. Wir kooperieren etwa mit Sportvereinen." Auch eine "Muckibude" habe er an der Hand.

Deutlich wurde, dass das alte Finanzamt keine kurzzeitige Lösung ist. "Wenn das Land es nicht mehr benötigt, wird die Stadt dort ihr zugewiesene Asylbewerber unterbringen", so Ropertz. "Das Haus wird wohl sechs, sieben Jahren Unterkunft bleiben", schätzt ein Bürger.

Und der Druck auf die Stadt ist weiter enorm, weitere Unterkünfte sind nötig: Vor wenigen Wochen hatte Ropertz erklärt, dass die Alte Feuerwache nicht mehr als Unterkunft zur Verfügung stehe. Nun wird überlegt, "die Schutzstelle für minderjährige alleinreisende Flüchtlinge von der Bergheimer Straße dorthin zu verlegen", so der Dezernent. Die Turnhalle an der Realschule könnte dann wieder für den Sport zu Verfügung stehen.

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(NGZ)
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