Goch Zuwanderung als Chance für Firmen

Goch · Drei junge Flüchtlinge aus Somalia absolvieren derzeit bei Mercedes Herbrand ihre Einstiegsqualifizierung. Ziel ist, dass sie im August die Ausbildung bei dem Unternehmen beginnen. Das ist auch eine Aktion gegen Fachkräftemangel.

 Farax Abdiraxman (r.), Abdiladif Ahmed Osman (2. v. r.) und Burhan Khalid Ilmi (l.) absolvieren ihre Einstiegsqualifizierung bei Mercedes-Herbrand in Kevelaer. Die Vertreter des Autohauses, Daniel Hennig (hinten l.), Kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer Richard Lacek-Herbrand (hinten r.) wünschen sich, dass zukünftig mehr Unternehmen entsprechende Plätze anbieten.

Farax Abdiraxman (r.), Abdiladif Ahmed Osman (2. v. r.) und Burhan Khalid Ilmi (l.) absolvieren ihre Einstiegsqualifizierung bei Mercedes-Herbrand in Kevelaer. Die Vertreter des Autohauses, Daniel Hennig (hinten l.), Kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer Richard Lacek-Herbrand (hinten r.) wünschen sich, dass zukünftig mehr Unternehmen entsprechende Plätze anbieten.

Foto: Michael Theyssen Belichtungszeit

Farax Abdiraxman, Abdiladif Ahmed Osman und Burhan Khalid Ilmi erleben gerade, was es heißt, nicht nur in einer neuen Heimat, sondern auch in der Arbeitswelt angekommen zu sein. Die drei Geflüchteten aus Somalia haben beim Autohaus Herbrand die Chance bekommen, in einen Beruf einzusteigen. Der Kontakt kam eher zufällig zustande, wie Geschäftsführer Daniel Hennig berichtet. Eine ehrenamtliche Helferin hatte mit den drei jungen Männern bei Herbrand vorgesprochen und angefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, ihnen hier einen Job zu verschaffen.

Zeugnisse hatten die drei Männer keine und auch keinerlei Berufserfahrung. "Für uns war es daher wichtig, sie ihren Interessen entsprechend einzusetzen", erläutert Hennig. Einer arbeitet jetzt im Bereich der Werkstatt, der andere in der IT, der dritte in der Verwaltung. Das Projekt läuft als so genannte Einstiegsqualifizierung. Dieses Programm soll junge Menschen an eine Ausbildung in einem Betrieb heranführen. Flüchtlinge sind in diesem Programm noch die absolute Ausnahme, wie Sabine Hanzen-Paprotta, Pressesprecherin der Arbeitsagentur, erläutert. Im Amtsbezirk Wesel, der die Kreise Kleve und Wesel umfasst, nehmen 145 Jugendliche an dem Programm teil, davon sind gerade einmal sieben Flüchtlinge. 200 Euro gibt es als Vergütung vom Arbeitsamt, mancher Betrieb stockt diese Summe auf. Auch Herbrand. Das Unternehmen zahlt den drei jungen Männern rund 600 Euro. Das entspricht dem Lohn im ersten Lehrjahr.

Seit Dezember sind die Flüchtlinge bei Herbrand. "Wir haben die Entscheidung nicht bereut und die jungen Männer haben gute Aussichten, im Sommer auch hier bei uns eine Ausbildung beginnen zu können", sagt Henning. Er sieht so auch eine Chance, angesichts des steigenden Fachkräftemangels engagierte neue Mitarbeiter zu finden. Die drei Männer seien begeister dabei. "Sie sind super-super engagiert", so Henning. Integration geschehe fast automatisch, etwa wenn die Asylsuchenden mit ihren Arbeitskollegen gemeinsam Mittagspause machen. Die Verständigung erfolgt komplett auf Deutsch. "Wir müssen dann einfach langsamer sprechen, das funktioniert gut", sagt Hennig. Dazu trägt sicher auch bei, dass Herbrand ein separates Sprachangebot geschaffen hat und die jungen Männer zweimal die Woche Deutschunterricht bekommen.

Vor dem Hintergrund der rückläufigen Bewerberzahlen profitiere Herbrand als Unternehmen von den Absolventen der Einstiegsqualifizierung: "Besonders im gewerblichen Bereich gestaltet es sich seit geraumer Zeit schwierig, qualifizierte junge Menschen für eine Ausbildung zu finden", erklärt Serviceleiter Michael Haglage. Die Zuwanderung sei eine Chance, dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Mercedes-Herbrand plant jetzt schon die Fortsetzung des Projekts mit jungen Flüchtlingen. "Nach der erfolgreichen Premiere in Kevelaer, werden wir auch an einigen unserer weiteren Standorte motivierten und engagierten jungen Flüchtlingen die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung im Bereich Service oder Verwaltung bieten", so Daniel Hennig. Man würde sich wünschen, dass andere Unternehmen dem Beispiel folgen.

Auch die Arbeitsagentur würde sich freuen, wenn mehr Unternehmen das Programm der Einstiegsqualifizierung in Anspruch nehmen.

(RP)
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