Goch Zug zu voll: Niers-Express muss stoppen

Goch · Passagier Walter Seefluth berichtet von unerträglichen Zuständen am Freitagabend.

 Sportliche Großereignisse sorgten am Freitagabend für einen überfüllten Niers-Express. Warum es keinen zusätzlichen Zug gab, ist unklar.

Sportliche Großereignisse sorgten am Freitagabend für einen überfüllten Niers-Express. Warum es keinen zusätzlichen Zug gab, ist unklar.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Gleich zwei sportliche Großereignisse standen am Freitagabend auf dem Programm: In Düsseldorf traf die Fortuna im Zweitliga-Spiel auf den MSV Duisburg. In Krefeld spielten beim Eishockey die Krefelder Pinguine gegen Düsseldorf. Zwei brisante Derbys, die auch die Fans mobilisierten und offenbar zum Chaos in der Nordwestbahn (Niers-Express) auf der Strecke von Düsseldorf nach Kleve führten.

Walter Seefluth aus Geldern war mit im Zug, der um 22.09 Uhr in Düsseldorf abfuhr, und erlebte die drangvolle Enge hautnah mit. "Bereits in Düsseldorf am Einsatzbahnhof war dieser Wagen so vollgestopft mit Menschen, Rädern und Kinderwagen, dass niemand mehr umfallen konnte", berichtet er.

Trotzdem setzte sich der Zug in Richtung Krefeld in Bewegung. "Dort stiegen zwar einige Personen aus, aber weit mehr wollten sich in den Wagen zwängen. Selbst die Toilette wurde in Beschlag genommen", so Seefluth. Als fast alle trotz Luftnot und Hitze wie in einer Sardinenbüchse zusammengepfercht waren, sei die kaum verständliche Durchsage gekommen: Eine Weiterfahrt ist wegen der Überbelastung nicht möglich, Beschwerden seien an den VRR zu richten, einige Fahrgäste mögen bitte den Zug verlassen, die Bundespolizei würde gerufen. Es habe keinerlei Hinweise gegeben, welche Alternativen es gebe, jetzt nach Hause zu kommen. "Stattdessen wurde immer wieder die Tür geschlossen, so dass die Hitze unerträglich wurde. Unter diesen unerträglichen Umständen verließen nach 20 Minuten die ersten den Wagen, vornehmlich ältere Menschen und Familien mit Kindern, aber auch eine ganze Gruppe aus Vernum", so Seefluths Schilderung. Obwohl jetzt viel weniger Personen im Zug waren, sei der Motor wieder abgestellt worden.

"45 Minuten ließen sich die Fahrgäste dieses Schauspiel der Nordwestbahn gefallen und blieben relativ ruhig. Dann setzte sich der Zug, aus welchen Gründen auch immer, in Bewegung. Das hätte auch schon viel früher geschehen können." Für Seefluth ist der Vorfall ein Zeichen dafür, dass Berichte von Verbesserungen beim Niers-Express nur "Gelaber" seien. "Das Management der Nordwestbahn ist einfach überfordert", meint er. Es könne nicht sein, dass in so einem Fall nur ein Wagen eingesetzt wird. Bei der Nordwestbahn weist man die Vorwürfe zurück. "Wir sind bei den Fahrten auf die Wünsche des VRR angewiesen. Es gab keine Mehrbestellung durch den Verkehrsverbund", sagt Nordwestbahn-Sprecherin Stephanie Nölke. "Wir sind daran gebunden und können nicht einfach mehr Wagen einsetzen." Dass der Zugführer nicht weitergefahren sei, sei im Sinne der Sicherheit passiert. Denn es gebe für die Wagen Kapazitätsgrenzen.

Warum der VRR keinen Wagen zusätzlich bestellt hat, obwohl die Spieltermine lange bekannt waren, ist offen. Dazu konnte man beim VRR keine Angaben machen. Die Bundespolizei bestätigte den Vorfall. Kurz vor 23 Uhr sei die Polizei verständigt worden, weil der Wagen zu voll war. Um 23.25 Uhr hätten Beamte dann am Krefelder Bahnhof Fahrgäste aufgefordert, den überfüllten Zug zu verlassen. "Viele haben dem Folge geleistet, es gab keine Randale", sagt Armin Rogon, Sprecher der Bundespolizei Düsseldorf.

23.27 Uhr sei der Zug dann weiter Richtung Geldern, Kevelaer und Kleve gefahren. Aus Sicht der Bundespolizei habe es sich um einen ungewöhnlichen Einsatz gehandelt. "Dass wir anrücken müssen, weil ein Zug zu voll ist, kommt eher selten vor", so Rogon.

(RP)
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