Goch Zierfachwerk wieder so schön wie 1877

Goch · Endlich ist alles fertig: Eines der wenigen Gocher Denkmäler, die jedem Besucher ins Auge fallen, ist das Langenbergzentrum in der Roggenstraße. Seine "Schummelfassade" wurde aufwendig saniert.

 In mattglänzendem Schwarzbraun zieht die Fassade jetzt die Blicke auf sich. Die Wand hinter dem Holz wurde ebenfalls saniert.

In mattglänzendem Schwarzbraun zieht die Fassade jetzt die Blicke auf sich. Die Wand hinter dem Holz wurde ebenfalls saniert.

Foto: Gottfried Evers

Besucher der Stadt Goch sollten künftig unbedingt einen intensiven Blick in die Roggenstraße werfen. Dort stand zwar praktisch "schon immer" eines der wenigen wirklich alten Baudenkmäler Gochs, neu ist aber der Sanierungszustand des Hauses aus dem 17. Jahrhundert. Bekanntlich wurde das Zierfachwerk, das es im weiten Umkreis sonst so nicht gibt, von der Kevelaerer Firma van Aaken restauriert. Inzwischen hängt es wieder, fällt sattschwarz in jedermanns Auge. Alle Nebenarbeiten sind abgeschlossen. Das "Langenberg-Haus" dürfte jetzt wieder annähernd so aussehen, wie es der bekannte Gocher Bildhauer Ferdinand Langenberg einst gestaltete. Seine Bildhauerwerkstatt hatte er 1877 in der Roggenstraße gegründet. Die Jahreszahl 1649 am Giebel verweist auf das Erbauungsjahr des Hauses.

Heinz-Josef van Aaken ist ein Tischlermeister und Diplom-Ingenieur mit viel Erfahrung in der Denkmalpflege. Alte Holzkonstruktionen, Dachstühle und Tragwerke haben es ihm besonders angetan. Gerne nahm er sich deshalb auch der auffälligen Fassade des heute als Volkshochschule genutzten Gebäudes an. Gero Guntlisbergen von der Gocher Vermögensgesellschaft GO! berichtete beim Pressetermin, was seit 2011, als ein erstes Schadensgutachten in Auftrag gegeben wurde, passiert ist. "Nach dem Gutachten geschah erst mal nichts, 2014 gab es dann den ersten Haushaltsansatz dazu. Ende 2014 wurde das Zierfachwerk abgenommen und gesichert."

Als Folge davon war erstmals sichtbar, in welchem Zustand sich die Wände und das Innere des Gebälks befanden - in einem besorgniserregenden. Die ursprünglichen Holzbanken, die nach Meinung von Heinz van Aaken vielleicht tatsächlich eine Art Fachwerk darstellten, waren völlig vermodert und kaum mehr zu erkennen. "Wir haben erstmal einen Statiker prüfen lassen, ob das Gebäude überhaupt noch sicher war", erinnert sich Guntlisbergen. Einsturzgefahr bestand anscheinend nicht, die Schadstellen wurden mit Beton ausgegossen.

 Heinz van Aaken sieht sich mit Stephan Mann (links) und Gero Guntlisbergen (rechts) die Zeichnung an, nach der er arbeitete.

Heinz van Aaken sieht sich mit Stephan Mann (links) und Gero Guntlisbergen (rechts) die Zeichnung an, nach der er arbeitete.

Foto: Evers Gottfried

In Abstimmung mit dem Landschaftsverband (Oberer Denkmalschutz) und der Fachabteilung im Gocher Rathaus wurde ein Nachtrag für den 2016er Wirtschaftsplan erstellt; insgesamt 100 .000 Euro standen für die Gesamtmaßnahme zur Verfügung. Die nun schutzlos dem Regen ausgesetzte Fassade wurde mit witterungsfesten Platten gesichert, so dass Feuchtigkeit nicht ins Mauerwerk eindringen konnte. Und Heinz van Aaken und seine Mitarbeiter zerlegten die Holzarbeit mit aller Vorsicht in 82 Einzelteile. "Wir haben alles begutachtet, gesäubert, einige Ornamente erneuert, viele Teile nachgearbeitet", so van Aaken. Der Auftrag der Denkmalpflege sei gewesen, so wenig wie möglich zu erneuern und so viel wie möglich zu erhalten.

Besonders originell ist der Figurenfries, den Langenberg nach Johann Peter Hebels Erzählung "Der seltsame Spazierritt" anfertigte. Er zieht sich über die gesamte Hausbreite; darüber steht die Lebensweisheit: "Allen Menschen recht gethan ist eine Kunst die niemand kann" . Die hölzerne Zierde wurde natürlich erst wieder angebracht, nachdem alle Renovierungssünden, die frühere Eigentümer mit falschem Putz, Spachtel und Latex-Farbe begangen hatten, beseitigt waren. Die Regenrinnen am Dachfirst wurden, nachdem man zunächst darauf verzichten wollte, mit Stacheln für die Taubenabwehr versehen. Damit das kräftige Dunkel des aufbereiteten Holzes nicht ganz schnell wieder durch graue Kleckse verschandelt wird, wie Guntlisbergen erklärte.

(RP)
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