Goch Zeitreise in die Gastronomie-Geschichte

Goch · Der Kevelaerer Karl Renard hat sein Buch von 2011 neu aufgelegt. Der Grund: Im Hotel- und Gastgewerbe hat sich viel getan. Mehr als 500 Fotos geben Zeugnis, wie sich die Pilgerstadt gewandelt hat.

 Hotel zum goldenen Löwen anno dazumal: Mehr als 500 solcher Fotos sind in dem neu erschienenen Buch zu sehen. Die Erstauflage erschien 2011, nach vier Jahren war es allerhöchste Zeit für eine Neuauflage.

Hotel zum goldenen Löwen anno dazumal: Mehr als 500 solcher Fotos sind in dem neu erschienenen Buch zu sehen. Die Erstauflage erschien 2011, nach vier Jahren war es allerhöchste Zeit für eine Neuauflage.

Foto: Repro

Die Umgebung hätte nicht passender gewählt werden können. Karl Renard sitzt an einem Tisch im "Goldenen Löwen", vor sich sein neu aufgelegtes Buch "Gastronomie in Kevelaer". Er blättert. "Der ,Goldene Löwe' ist ziemlich weit vorne", sagt Renard. "Die Schwägerin meines Vaters war mal Chefin, Hedwig Renard", sagt der Kevelaerer und verfällt in einen gemütlichen Plauderton. Als er die richtige Seite gefunden hat, kommt ein sepia-farbenes Foto zum Vorschein. Und ein aktuelles. Die jetzige Chefin des "Goldenen Löwen", Irmgard Baers, holt es aus einer Nische des Gastraums. In dem großen Rahmen ist das Original-Foto in den historisch angehauchten Farben. "Ich habe das immer irgendwo stehen", sagt die Chefin. "Zeig' mal", sagt Renard und schon kommt ein Gespräch in Gang.

So entstand auch sein Buch. Worte wie "Weißt du noch, die Kneipe da" gaben den Startschuss für die Erstauflage vom Buch "Gastronomie in Kevelaer". Gesagt, getan. ",Man müsste mal', diese Worte mag ich nicht", sagt Renard. "Weder beim Buchprojekt, noch in der Politik." Deswegen hat er mit der Hilfe vieler Kevelaerer und des Kevelaerer Museums Informationen gesammelt, zusammengestellt, die passenden Fotos gefunden und das Ganze als Buch veröffentlich. Die Erstauflage erschien 2011 und ist längst ausverkauft. Nach vier Jahren war es allerhöchste Zeit für eine Neuauflage, beschloss Renard. "In vier Jahren hat sich viel verändert", sagt der Kevelaerer, "sowohl inhabermäßig, teilweise wurden Gaststätten auch geschlossen." Aktuelles Beispiel ist das Sporthotel Schravelen, das demnächst als Flüchtlingsunterkunft dient. Zu den 500 Fotos aus dem ersten Band haben sich einige neue dazugesellt. Neben den Fotos stehen die Namen der Inhaber, die im Laufe der Jahre Herr des gastronomischen Betriebs waren. Es ist ein Stück Kevelaerer Geschichte. Dazu sind noch einige weitere historische Zeugnisse abgedruckt, zum Beispiel eine Preisliste der "Vereinigten Gasthofbesitzer in Kevelaer". Vor dem Zweiten Weltkrieg kostete ein Teller Suppe 15 Pfennig, in der dritten Preisklasse wohlgemerkt. Es gab noch eine erste und eine zweite Klasse.

 Hotel zum goldenen Löwen heute: Karl Renard zeigt sein neu aufgelegtes Buch "Gastronomie in Kevelaer". Es kostet 17,80 Euro und ist in den beiden Kevelaerer Buchhandlungen erhältlich.

Hotel zum goldenen Löwen heute: Karl Renard zeigt sein neu aufgelegtes Buch "Gastronomie in Kevelaer". Es kostet 17,80 Euro und ist in den beiden Kevelaerer Buchhandlungen erhältlich.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Eine Auflistung von Straßennamen und Plätzen erinnert daran, dass auch die nationalsozialistische Ideologie nicht sang- und klanglos an der Marienstadt vorüberging. Am 13. April 1933 erging ein Erlass, in dem die Küstereistraße kurzerhand zur Hindenburgstraße umbenannt und der Marktplatz zum Adolf-Hitler-Platz wurde. Später wurde das wieder rückgängig gemacht. Auf einer anderen Seite des Buches sind Lebensmittelkarten abgedruckt. In den kleinen Abschnitten steht zum Beispiel "125 g Fleisch" oder "250 g Fett". "Mit solchen Abschnitten bin ich noch einkaufen gegangen", sagt Renard (75). Sein Buch ist eine Hommage an die Gastfreundlichkeit, die nicht zuletzt bei den Pilgern ihren Grund hat. Es ist ein Buch für die ältere Generation, die sich erinnern möchte, aber auch für die Jüngeren, die zuhören möchten und sich erklären lassen wollen: So war das damals. Einen ersten Eindruck von dem sich Verzahnen von Vergangenheit und Gegenwart vermittelt bereits der Einband. "Sehr interessantes Bild", urteilt Renard. Zu sehen ist Haus Stassen. Die Bilder von damals und heute fließen ineinander.

Info: Das Buch "Gastronomie in Kevelaer" berücksichtig auch die Ortschaften Kervenheim, Twisteden, Wetten und Winnekendonk. Es kostet 17,80 Euro und ist in den beiden Kevelaerer Buchhandlungen, Bücherstube Aengenheyster und bei der Buchhandlung Bercker, erhältlich.

(RP)
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