Goch/Uedem Wie Kuhmist das Zuhause wärmt

Goch/Uedem · Wie kommt der Strom in die Steckdose? Wo geht das Wasser hin, wenn es die Toilette hinuntergespült wird? Was sind das für schimmernde Platten, die man auf den Dächern mancher Häuser sieht? Und wo kommt das Trinkwasser hier in Moers her? All diesen Fragen gehen wir in der zehnteiligen Reihe "Einfach Energie" mithilfe der Enni kindgerecht und unterhaltsam auf den Grund.

In den vergangenen Wochen habt ihr einiges über erneuerbare Energieträger gelernt, die unerschöpfliche Energie liefern. Sie kann umweltschonend in Strom und Wärme umgewandelt werden. Die Sonne, der Wind und das Wasser waren unsere Beispiele dafür. Doch nicht nur diese natürlichen Energieträger lassen sich biologisch zur Stromerzeugung nutzen. Immer öfter, vor allem in ländlichen Gegenden, setzen die Menschen auf Biogasanlagen. Sie liefern Energie aus Abfällen. Wie das funktioniert, erfahrt ihr jetzt.

Ihr seid bestimmt schon mal während der Düngezeit übers Land gefahren und musstet die Nase rümpfen. Was da so stinkt, ist Gülle, also flüssiger Mist zum Beispiel von Kühen oder Schweinen. Gülle lässt sich gut zum Düngen von Feldern nutzen, sie eignet sich aber auch ideal zum Erzeugen von Energie. Dazu kann man alle Arten der "Abfall-Biomasse" gebrauchen. So nennen die Fachleute neben dem Mist auch Abfälle aus der Landwirtschaft oder von Schlachthöfen, sowie Grünschnitt, Speisereste aus Restaurants oder den Inhalt von Biotonnen, wie ihr sie vielleicht auch zu Hause stehen habt.

Schließt man diese Stoffe luftdicht ab, dann beginnen sie sich zu zersetzen. Sowohl pflanzliche, als auch tierische Stoffe können auf diese Art "verwesen". Verantwortlich dafür, dass sich tote Pflanzen und Tiere sozusagen in Luft auflösen, sind spezielle Bakterien, die ohne Sauerstoff überleben können. Fachleute nennen sie "anaerobe Bakterien".

Beginnt der Zersetzungsprozess, dann entstehen dabei Gase wie Methan und Kohlendioxid. In der Natur geschieht das überall dort, wo auf natürliche Weise Luft keine Luft hinkommt. Das kann zum Beispiel in Mooren passieren oder in einem Misthaufen. Ähnlich wie in der Kläranlage, bildet sich zusätzlich zu den Gasen auch ein Faulschlamm, der sich absetzt.

In Biogasanlagen bildet dieser natürliche Zersetzungsvorgang das Vorbild. Die Ausgangsstoffe, also der Mist oder die Abfälle, kommen in einen großen Behälter, den "Fermenter", in dem sie einige Tage bei 40 Grad verbringen. Da dieser Fermenter luftdicht abgeschlossen ist, können die Bakterien mit ihrer Arbeit beginnen und die Stoffe auflösen.

Dabei entsteht dann ständig Gas. Dieses Gas fängt die Anlage auf, reinigt, trocknet es und speichert es dann. Der entstandene Schlamm, also die Reste, werden in einem Behälter aufgefangen und können später Landwirten als Düngemittel dienen.

Aber wie bringt dieser Vorgang nun Energie? Das Gas Methan, das bei der Verwesung entsteht, können die Menschen als Energieträger weiterverwenden: Indem man nämlich das Gas verbrennt, wandelt es sich in Wärmeenergie um. Sie setzt Verbrennungsmotoren in Bewegung, die wiederum an einen Stromerzeuger - einen Generator - angeschlossen sind.

Bei diesem Vorgang entsteht unheimlich viel Wärme, die auch zum Heizen des Kraftwerks oder umliegender Häuser genutzt werden kann.

Da die Energiegewinnung durch Gas nicht ganz ungefährlich ist, müssen Fachleute für eine sichere Technik und Umsetzung sorgen. Die Tochtergesellschaft "Biokraft" der Enni betreibt zwei mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerke in Hennstedt (Schleswig-Holstein). Dort produziert sie jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden Strom und gut vier Millionen Kilowattstunden Wärme. Das benutzte Biogas stammt aus einer benachbarten Biogas-Anlage, in der Gülle und Futtermais als Grundlage dienen. Die in den Kraftwerken produzierte Wärme nutzen ungefähr 300 Haushalte, um ihre Häuser umweltfreundlich zu heizen und mit warmen Wasser zu versorgen.

(RP)
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