Goch Weiße Kreuze für Unfalltote

Goch · Zum Gedenken an die 19 Menschen, die im Jahr 2017 auf den Straßen des Kreises Kleve ihr Leben ließen, wurde gestern auf der B 67 bei Goch das erste weiße Kreuz aufgestellt. Symbole sollen zu defensivem Fahrstil mahnen.

 Niclas Janßen, Jürgen Linssenmaier, Wolfgang Spreen und Frank Wietharn (v.l.)

Niclas Janßen, Jürgen Linssenmaier, Wolfgang Spreen und Frank Wietharn (v.l.)

Foto: Evers

"Eine traurige Tradition" sei dieser Termin; ihn Jahr für Jahr zu berücksichtigen sei ihm dabei wichtig: Landrat Wolfgang Spreen als Behördenchef der Kreispolizei hatte diesmal zur Aktion "Weiße Kreuze" nach Goch eingeladen. An der B 67 / Kalkarer Straße in Höhe Gocher Berg steht seit gestern ein weiteres weißes Holzkreuz, das an einen Menschen erinnert, der dort bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Konkret war es ein 67-jähriger Mann aus Kleve, der beim Versuch, mit seinem Pedelec die Bundesstraße zu überqueren, von einem Pkw erfasst wurde. Er erlag seinen schweren Verletzungen.

In den kommenden Tagen werden weitere 18 Kreuze aufgestellt, denn im Jahr 2017 gab es im Kreis Kleve 19 tödliche Verkehrsunfälle. "Jeweils am Beginn eines Jahres treffen wir uns zu dieser symbolischen Aktion, um eines Menschen zu gedenken, um seinen trauernden Angehörigen Respekt zu erweisen und um ein weiteres Mahnmal aufzustellen", sagte der Landrat. Denn leider hätten sehr viele schwerwiegend Verkehrsunfälle mit nicht angepasster Geschwindigkeit oder überhaupt mit Fehlverhalten im Straßenverkehr zu tun. Im Vorüberfahren kurz wahrnehmen, was an genau dieser Stelle geschehen ist und überprüfen, ob man verkehrsgerecht fahre - darum gehe es.

Im Vergleich mit den 70-er Jahren, als es noch keine Gurtpflicht gab und Autos generell weniger sicher waren, gibt es heute zum Glück weit weniger tödliche Unfälle. Aber jeder einzelne ist zu viel und lässt Überlebende in Verzweiflung zurück. "Ich danke in diesem Zusammenhang den Opferschutzbeamten wie Johannes Look für ihren Einsatz, und natürlich auch allen weiteren Polizeibeamten", sagte Spreen. Auch die Männer des Technischen Hilfswerks THW leisten wichtige Unterstützung. Nicht nur bei Unfällen oder Naturkatastrophen, sondern eben auch bei dem Projekt "Weiße Kreuze": Norbert Holtermanns erklärte, dass die Ehrenämtler die Mahnmale eingraben, nach einem Jahr wieder entfernen, aufarbeiten und neu positionieren.

Würden alle Kreuze, die seit 2003 errichtet wurden, heute noch stehen, wären es 289 Exemplare, sagte Polizei-Pressesprecherin Anna Stammen. Diese Massierung wäre zum einen sehr bedrückend, zum anderen sei gerade gewollt, jeweils auf die jüngsten Fälle hinzuweisen, merkte Spreen an. "Wir wollen den aktuellen Bezug." Die Angehörigen, die immer gefragt würden, ob sie mit dem Aufstellen des Kreuzes einverstanden seien (was fast immer der Fall sei), kämen nur selten selbst zu dem öffentlichkeitswirksamen Termin, zu frisch sei meist noch der Schmerz. "Für die Betroffenen bleibt der Unfall ein Alptraum. Sie können nicht vergessen, auch nicht nach Jahren", sagt Opferschützer Look. Manchmal sehe er in der Zeitung Gedenkanzeigen und erinnere sich dann an ein Jahre zurückliegendes schlimmes Ereignis.

"Immer wieder hoffe ich bei diesen Anlässen, dass es im neuen Jahr keine oder zumindest möglichst wenige tragische Unfälle gibt", so Spreen. Er appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, sich der Gefahren stets bewusst zu sein, und ruft zu einer defensiven Fahrweise auf.

(RP)
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