Goch/Weeze Verdi: "Mitarbeiter weiter verunsichert"

Goch/Weeze · Um die Vergabe des Sicherheitsdienstes am Airport gibt es weiter Wirbel. Die Gewerkschaft kritisiert, dass bei der Ausschreibung nur der Preis eine Rolle spiele. Die Bezirksregierung habe ihren Fehler nur wiederholt.

Goch/Weeze: Verdi: "Mitarbeiter weiter verunsichert"
Foto: Scholten

Nachdem die Firma Agello Aviation den Zuschlag für die Passgierkontrollen am Flughafen bekommen hat, erhebt die Gewerkschaft Verdi schwere Vorwürfe gegen die Bezirksregierung. "Wieder hat hier wohl nur allein der Preis eine Rolle gespielt", sagte Gewerkschaftssekretär Özay Tarim.

Denn erneut sei mit Agello ein Unternehmen ausgewählt worden, das nicht tarifgebunden ist. Verdi hatte ebenso wie der Verband der Sicherheitswirtschaft moniert, dass Anfang des Jahres die Nordwacht den Sicherheitsdienst übernommen hatte. Die Firma hatte kurze Zeit später Insolvenz anmelden müssen. Daraufhin hatte die Bezirksregierung den Auftrag neu ausgeschrieben. Agello hat als Interimslösung bis zum Jahresende den Zuschlag bekommen.

Pikant an der Sache sei, dass sich neben Agello auch die Firma STI beworben habe, so Tarim. Dieses Unternehmen war seit 14 Jahren am Airport tätig und hatte den Auftrag verloren, weil ein Konkurrent ein günstigeres Angebot vorgelegt hatte. Ulrich Dünnes, Geschäftsführer von STI, bestätigte, dass sein Unternehmen sich auch für die Interimslösung beworben habe. "Wir sind da preislich an die Schmerzgrenze gegangen", sagte er. Am Ende habe es nicht gereicht.

Verdi sieht hier einen klaren Wettbewerbsnachteil: "Firmen, die tarifgebunden sind, können nicht zu den Konditionen mitbieten wie Unternehmen ohne Manteltarif." Das Vorgehen sei ein "Armutszeugnis", weil sich NRW ja mit dem Begriff "Tarifland Nummer 1" schmücke. Aber offenbar spiele Tarifbindung keine Rolle, sondern nur der Preis.

Besonders bitter sei das ganze Hin und Her am Flughafen für die betroffenen Mitarbeiter. Denn in der Branche ist es üblich, dass die neue Firma das bisherige Personal übernimmt. "Im Extremfall kann es jetzt dazu kommen, dass diese Mitarbeiter innerhalb eines guten Jahres vier verschiedene Arbeitgeber haben", so der Gewerkschaftssekretär. Von STI seien sie zur Nordwacht gewechselt, ab 1. Mai dann zu Agello. Und je nachdem wer den Zuschlag ab dem 1. Januar 2017 bekomme, stehe vielleicht der nächste Wechsel an. "Das ist für die Mitarbeiter eine sehr belastende Situation", sagte Tarim. Die Entwicklung verunsichere die Kollegen sehr, sagte der Verdi-Mann, der im engen Kontakt mit dem Betriebsrat in Weeze steht. 100 Mitarbeiter sind betroffen.

Verdi hat Kontakt mit Agello aufgenommen. "Wir haben ein Gespräch vereinbart, um zu erreichen, dass Agello einen Anerkennungsvertrag unterschreibt", sagte Tarim. Der würde vorsehen, dass die Mitarbeiter auch Sonderzahlungen, Urlaub und Prämien bekommen, wie es der Manteltarifvertrag vorsieht.

Agello-Geschäftsführer Sebastian Gilleßen hatte gegenüber der RP betont, dass für die Mitarbeiter alles beim Alten bleibe, zudem zahle sein Unternehmen Lohn, der an den Tarif angelehnt sei. Verdi geht noch einen Schritt weiter. Am Flughafen ist Agello bereits für die Personal- und Warenkontrolle mit 20 Mitarbeitern zuständig. Verdi will, dass Agello auch für dieses Personal einen Anerkennungsvertrag unterschreibt.

Von der Bezirksregierung gab es gestern keine Stellungnahme. Der zuständige Mitarbeiter sei erst nächste Woche wieder da, hieß es.

(RP)
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