Goch Trägerverein plant Dorfladen in Hassum

Goch · Erste Gespräche mit Experten wurden geführt, im August gibt es eine Bürgerversammlung zum Thema Nahversorgung im Ort.

 Die Turnhalle wird inzwischen wieder benutzt, die Wohnungen sind vermietet. Ungenutzt sind derzeit drei ehemalige Klassenräume, in ihnen könnte der Dorfladen entstehen.

Die Turnhalle wird inzwischen wieder benutzt, die Wohnungen sind vermietet. Ungenutzt sind derzeit drei ehemalige Klassenräume, in ihnen könnte der Dorfladen entstehen.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Vor gut einem Jahr wurde er gegründet, der Trägerverein Alte Schule Hassum. Über 60 Beitrittserklärungen sammelten die Initiatoren Ende April 2014 bei der Versammlung in der Turnhalle. Inzwischen ist hier die DJK Ho-Ha wieder aktiv, die KLJB Hassum nutzt ebenfalls Räume in dem Gebäude und in den Wohnungen im Obergeschoss sind Flüchtlinge untergebracht. Die Gründung des Vereins hat sich also bereits gelohnt, das Projekt Trägerverein, von der Stadt Goch wie schon kurz zuvor in Hommersum wohlwollend begleitet, funktioniert.

Für einen symbolischen Betrag hatte der Verein nach Gründung das von der Stadt nicht mehr benötigte Schulgebäude gemietet, um so einem möglichen Abriss oder einer Fremdnutzung entgegen zu wirken. Fortan war der Trägerverein selbst verantwortlich für Verwaltung und Unterhaltung der Gebäude. Nun wagt der Vorstand rund um den Vorsitzenden Leo Schonhooven den nächsten Schritt.

"Ich glaube vor etwa 20 Jahren ist hier der letzte Laden pleite gegangen, seitdem gibt es keine Möglichkeit ortsnaher Versorgung mehr in Hassum", sagt Schonhooven. Daher wurden den Vereinsmitgliedern bei der Jahreshauptversammlung im März dieses Jahres erste Überlegungen zur Einrichtung eines Dorfladens vorgestellt. Schnell war man sich einig, dass ein solches Thema mit "der gesamten Bürgerschaft diskutiert" werden müsse. "Hierzu haben wir mit dem 25. August jetzt auch einen Termin gefunden", so Schonhooven. An diesem Abend sollen dann Informationen vermittelt und verschiedene Modelle vorgestellt werden. "Natürlich gibt es Skepsis bei einigen, die sagen, der letzte Supermarkt hat ja nicht umsonst geschlossen, aber genau darüber wollen wir mit den Bürgern sprechen", sagt Schonhooven.

Um auf die Versammlung vorbereitet zu sein, gab es in den letzten Tagen und Wochen unter anderem Gespräche mit Birgit Mosler aus Kalkar, die dort nicht nur Bürgermeisterkandidatin ist, sondern sich auch seit einiger Zeit für die Errichtung eines Dorfladens in Grieth stark macht. Schoonhoven: "Die sind schon relativ weit was die Planungen angeht, im Vergleich dazu stehen wir noch ganz am Anfang."

Wichtige Tipps gab und gibt es für die Gocher auch aus Bayern. "Wir stehen in Kontakt zum Dorfladen-Netzwerk", berichtet Schonhooven, "die haben sehr viel Erfahrung mit der Gründung solcher Einrichtungen". Wolfgang Gröll bestätigt das mit bayrisch rollendem "r": "Richtig, wir werden in den kommenden Tagen Angebote nach Hassum schicken, da können sich unsere Partner vor Ort dann etwas heraussuchen." Gemeint ist damit eine Liste verschiedener Möglichkeiten, die es für den Fortgang einer Dorfladen-Gründung gibt. "Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Ansätzen", erklärt Gröll. "Einer sieht ein fertiges Konzept vor, das von außen übergestülpt wird, der andere Ansatz zieht individualisierte Lösungen vor. Unsere Präferenz ist letztere Variante. Auf diese Weise haben wir in den vergangenen Jahren schon mehr als 150 Modelle auf den Weg gebracht", so der 50-Jährige, der seit mehr als 25 Jahren in der Unternehmensberatung tätig ist.

Dabei beinhaltet die "begleitende Beratung", die Gröll und seine Kollegen vom Dorfladen-Netzwerk anbieten neben der Vorstellung unterschiedlicher Geschäftsmodelle im weiteren Verlauf zum Beispiel auch die Bereitstellung von sogenannten "Thekentrainern". Sie beantworten später Fragen wie "was darf das Glas Nutella kosten oder wie viele verschiedene Sorten Kondensmilch sollten vorrätig sein", so Wolfgang Gröll.

Auf die Situation und Möglichkeiten in Hassum angesprochen sagt der Experte: "Dort beginnt ja jetzt alles erst so langsam, aber generell lässt sich feststellen, dass Seiteneinsteiger den Vorteil der Naivität haben. Sie sind nicht festgefahren und reagieren schneller als ein Branchenprofi."

Die Bürgerversammlung am 25. August dürfte Aufschluss darüber geben, ob die Hassumer das selbst auch so sehen.

(RP)
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