Goch Tafel feiert zehnjähriges Bestehen

Goch · Die Einrichtung existiert seit Mitte 2005 und hat sich immer weiter vergrößert. Zum runden Geburtstag wurden nun zwei neue Wagen eingesegnet. Die Initiative versorgt künftig mehr als 300 Kunden. Die Armut hat zugenommen.

 Die Diakone Norbert Reykers (2.v.r.) und Helmut Leurs (r.) nahmen die Einsegnung der Fahrzeuge vor.

Die Diakone Norbert Reykers (2.v.r.) und Helmut Leurs (r.) nahmen die Einsegnung der Fahrzeuge vor.

Foto: Seybert

Bürgermeister Dr. Axel Stibi war bei der Einsegnung der zwei neuen "Tafel"-Wagen voll des Lobes: "Hier wird ein Zeichen gegen die Überflussgesellschaft gesetzt. Wir sollten uns jeden Tag fragen: 'Gehe ich eigentlich selber mit Nahrung respektvoll um?' Der Arbeit der 'Tafel' kann man nur Respekt zollen. Ihr Engagement ist einfach vorbildlich."

Am 9. Juni 2005 ursprünglich als "Tafelladen" und Zweigstelle der Gelderner Tafel gegründet, kam 2009 der Schritt zum eigenständigen Verein. Ganz zu Beginn gab es acht ehrenamtliche Mitarbeiter, die mit angepackt haben, während es aktuell bereits 52 geworden sind. Mehr als 150 Mitglieder sind insgesamt im Verein und unterstützen diesen mit ihren Jahresmitgliedschaften. "Viele bezahlen auch das Vier- oder Fünffache", verriet Wilfried Binn, der Vorsitzende der Kevelaerer Tafel, die aktuell ihr zehnjährigesBestehen feiert.

Er selbst war nach 25-jähriger Selbstständigkeit 2003 in den Ruhestand gegangen und hat sich "nach einer Tätigkeit im ehrenamtlichen Bereich umgesehen". Erst als Fahrer und nun seit etlichen Jahren als Vorsitzender helfen er und seine Mitarbeiter weniger glücklichen Menschen aus.

"Unsere Tafel-Kunden sparen meist 100 bis 120 Euro im Monat ein. Sie bekommen so etwas zu essen und können hoffentlich etwas mehr am öffentlichen Leben teilhaben."

Binn erklärte weiter, "dass Marktleiter von Discountern und Supermärkten permanent neue Ware frei hergeben, die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr hätte verkauft werden können, aber noch absolut hochwertig ist". Dazu kommen Kartoffelbauern, Bäcker, die Brot und auch schon mal Kuchen spenden, und viele Einzelpersonen, die meist mit Geldbeiträgen die Arbeit der Tafel unterstützen. Wilfried Binn freut sich, "dass wir aufgrund dessen, was wir konsequent bekommen, auch weitermachen können. Und es stimmt, die Armut hat über die Jahre zugenommen. Aus ehemals 120 Kunden sind nun gut 300 geworden, aber mit der Armut ist auch die Hilfsbereitschaft der Leute gewachsen."

Vor zwei Jahren wurde bemerkt, dass an den Wagen, mit denen die Kevelaerer Tafel das Essen für ihre Kunden abholt, langsam, aber sicher der Zahn der Zeit nagte. Durch zahlreiche Spenden konnten nun neue Fahrzeuge angeschafft werden, die bei einer kleinen Jubiläumsfeier eingesegnet wurden. Die Diakone Norbert Reykers von St. Marien und Helmut Leurs von St. Antonius übernahmen diese Aufgabe, denn etwas göttliche Unterstützung kann eben nie schaden. "Wenn Sie mit der Tafel arbeiten, tun Sie Gottes Werk", erklärte Leurs. "Diese Arbeit hier, diese Nächstenliebe, ist christlich im wahrsten Sinne des Wortes."

"Wir brauchen zwar jetzt und auch in Zukunft immer noch die weitere Unterstützung unserer Mitmenschen, aber bezüglich der Wagen und des Tafelladens sind wir absolut zufrieden mit dem, was wir geschafft haben", meinte Wilfried Binn. "Unsere Waren-Ausgaben hier an der Bury-St. Edmunds-Straße ist zwar klein, aber dadurch auch persönlich. Bei größeren Läden werden die Kunden oft so maschinell durchgeschleust, was ich nicht mag. Denn auch das Aufbauen von Kontakten ist sehr wichtig und hier, wo wir es etwas persönlicher haben, ist das möglich. Die Tafel ist nicht nur eine Essensausgabe, sondern auch ein Ort des Austausches."

Doch warum machen er und seine vielen ehrenamtliche Mitarbeiter sich die Arbeit? Die Antwort darauf, so Binn, sei ganz leicht: "Dass man mit so einfachen Mitteln - das Essen abholen und ausgeben - Bedürftige glücklich machen kann, macht mich einfach glücklich. Und das Tafel-Motto ist schließlich: 'Gebe nie etwas aus, was du selbst nicht nehmen würdest.'"

Mehr Informationen gibt es unter www.kevelaerer-tafel.de.

(RP)
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