Goch Studentin forscht zu Grenz-Tourismus

Goch · Als Einwohner von Goch oder Bergen ist man fast zwangsläufig öfter mal im "Nachbarland" - zum Einkaufen, um im Hallenbad zu schwimmen, um ein Museum zu besuchen. Wer grenznah wohnt, hat spezielle Ziele. Eine Masterarbeit.

Wie steht der Gocher zur Grenze in seiner Nachbarschaft? Empfindet er sie als lästig, als störend, gar als Chance? Die Antworten auf solche und ähnliche Fragen können sehr unterschiedlich ausfallen, dachte sich die Studentin Janice Kurth und legte das Thema wissenschaftlich an. An der Uni Greifswald studiert die junge Frau Tourismus und Regionalentwicklung. Da sie mit ihrem Freund in Nimwegen lebt und dort ihre Masterarbeit schreibt, ist ihr der Grenzraum bekannt. Allerdings hat Janice Kurth, wie sie einräumt, zwar Kleve und Kalkar schon besucht, Goch aber noch nicht. Die Gocher könnten ihr dennoch bei ihrer Abschlussarbeit helfen, indem die sich an einer Online-befragung beteiligen, die über die Internetseite der Stadt Goch aufzurufen ist.

Streng genommen sind nicht nur Gocher, sondern auch die Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze, also etwa in der Gemeinde Bergen, zur Mitwirkung aufgefordert. Gefragt wird unter anderem, wie oft und zu welchem Zweck man das Nachbarland aufsucht. Die Teilnahme dauert nur wenige Minuten (RP im Selbstversuch: etwa eine Viertelstunde), die Umfrage ist anonym gestaltet. Und neben Deutsch auch in englischer und niederländischer Sprache angelegt. Torsten Matenaers als Pressesprecher der Stadt sagt, der grenzüberschreitende Tourismus habe für den Niederrhein und eben auch für Goch immer größere Bedeutung.

Daher unterstütze die Stadt die Arbeit der Studentin gerne. Je mehr Menschen an der Onlinebefragung teilnehmen, desto größer der Datenbestand und letztlich die Aussagekraft. "Von den Erkenntnissen wird dann sicher auch die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Goch profitieren", sagt Wirtschaftsförderer Rüdiger Wenzel. Ob die Ergebnisse negativ oder positiv seien - sie könnten helfen, die touristischen Angebote noch besser auf die Nachfrage auszurichten. Wenzel betont: "In Sachen Tourismus denke ich unbedingt regional und beziehe den ganzen Niederrhein ein - natürlich bis über die Grenze, wo zum Beispiel das Ausflugsgebiet Maasdünen außerordentlich beliebt ist."

Janice Kurth, die angehende Tourismus-Fachfrau, will wissen: "Wie oft fahren Sie über die Grenze, welche Regionen sind Ihr Ziel?" Würde sie dies die Menschen im Ruhrgebiet oder im Raum Düsseldorf fragen, käme als Antwort neben dem Einkaufstourismus nach Venlo vermutlich vorrangig die Antwort "Zeeland" - für die meisten nordrhein-westfälischen Niederlande-Besucher bedeutet die Nordsee die größte Anziehung. Leute aus Goch, Kleve oder Geldern mögen Renesse oder Noordwijk auch, wissen aber auch die Einkaufsstädte, die gemütlichen Kneipen, moderne Museen oder Feizeitparks zu schätzen. Niederrheiner kann man auch fragen, wie sie überhaupt ins Nachbarland gelangen - meist mit dem Auto, dürfte die Antwort sein, denn Zug- und Busverbindungen sind rar.

Aus manchen Antworten lässt sich auch der Typus des Grenzanrainers ableiten: sportlicher Typ (nimmt an Laufveranstaltungen teil, schwimmt in holländischen Baggerseen), Genussmensch (isst regelmäßig beim Chinesen in Gennep oder Arcen, nutzt Wellness-Anlagen), ein Kultur-Fan, der Museen und Konzerte "drüben" besucht? Das Ankreuzen der Antworten ist nicht immer einfach, weil einige Kategorien etwas sperrig formuliert sind. Das Prinzip ist zu jeder Frage eine Skala, die nicht in Punkte aufgeteilt ist, sondern Begriffe nutzt wie "wichtig" oder "nützlich", aber auch solche wie "normal" oder "natürlich".

Ein Ergebnis dürfte schon feststehen und ist damit ein Gewinn für jeden Teilnehmer an der Befragung: Seine Freizeit kann man ebenso gut im jeweiligen Nachbarland verbringen. Wer die Möglichkeiten noch nicht alle kennt, sollte sich schlau machen und und öfter mal "rüber" fahren (vielleicht nicht gerade mit Bus und Bahn). Für Sympathiepunkte besser die Sprache des Nachbarn ein wenig erlernen.

(RP)
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