Goch Spielend durchs Praktikum

Goch · Die Elftklässler der Gaesdonck absolvieren derzeit ihre Sozialpraktika in verschiedenen Einrichtungen. Der 17-jährige Felix Wolters hilft in der Kindertagesstätte Sterntaler und ist überzeugt, dass es ihm "etwas bringt".

Der Dienst an den Menschen steht im Mittelpunkt, wenn die Obersekundaner — die Jahrgangsstufe 11 — des Collegiums Augustinianum Gaesdonck ihre Praktika beginnen. Denn auf der Gaesdonck sind dies nicht wie sonst üblich Arbeitspraktika, sondern solche im sozialen Bereich. Im Vorfeld dürfen die Schüler sich aus dem reichhaltigen Fundus des bischöflichen Gymnasiums einen Platz aussuchen.

Der 17-jährige Internatsschüler Felix Wolters hat sich für ein Praktikum im Kindergarten Sterntaler an der Mühlenstraße in Goch entschieden. "Ich hatte vorher bereits den Irland-Austausch und während der Zeit ein Praktikum in der Behindertenarbeit gemacht", erklärt er. Jetzt, in den drei Wochen vor den Osterferien, wollte er die Gelegenheit nutzen in einen ganz anderen Bereich reinzuschauen. Der Umgang mit Jüngeren ist ihm dabei unter anderem aus seiner Tätigkeit als Pfadfinderleiter vertraut.

Mit Dreijährigen hat er allerdings das erste Mal zu tun, doch die stört der Mangel an Erfahrung des 17-Jährigen nicht — sie haben ihn zum Spielkameraden erkoren. "Angst, etwas falsch zu machen, habe ich nicht", erklärt Felix, höchstens Sorge, bei Problemkindern ins "Fettnäpfchen" zu treten. Mit der Arbeit ist er sehr zufrieden, er werde in alle Abläufe eingebunden. Und Gruppenleiterin Anja Kempkens ist froh über die Verstärkung durch Felix in der integrativen Gruppe — nicht zuletzt empfindet sie es als Bereicherung, dass die Kinder auch mal einen männlichen Ansprechpartner hätten.

Auch wenn er keine Scheu vor sozialen Arbeiten habe, sei Erzieher nicht unbedingt sein Traumberuf, sagt Felix. Dennoch ist er überzeugt, dass ihm das Praktikum etwas gebracht hat — nicht zuletzt die eigenständige Organisation seines Tages. Ein Ergebnis, das auch die Praktikumsbetreuer nicht wirklich überraschen dürfte.

"Wir evaluieren das Praktikum jedes Jahr und die Schüler bescheinigen ihm einen ganz hohen Wert", sagt Lehrer Martin Boland. Nur zwei Prozent der Schüler — das sind etwa zwei der Praktikumsteilnehmer — hielten es im vergangenen Jahr für vertane Zeit. Oft sei es für die Schüler überraschend, was sie alles könnten und schafften, ist eine Erfahrung, die Lehrerin Dr. Simone Lange bei den Halbzeitbesuchen macht.

Schönste Zeit des Lebens

Ob sich die Erwartungen, die die Schüler im Vorfeld an das Praktikum hatten, mit der Wirklichkeit decken, werden sie am Freitag bei der Nachbesprechung sehen. Anstrengend war es im Vergleich zum Schulalltag auf jeden Fall für viele Schüler. Warum ältere Menschen häufig sagten "Schule ist die schönste Zeit des Lebens", kann Felix inzwischen auf jeden Fall nachvollziehen — auch eine Erfahrung, die er in seinem "Arbeitsleben" gemacht hat.

(RP)
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