Goch Schüler und Bildungspartner treffen sich

Goch · Zum BerufsForum im Gocher Kastell kamen wieder um die 400 Schüler der neunten Klassen und Oberstufen. Die Veranstalter bedauerten, dass einige Innungen diesmal nicht dabei waren. Interesse an dualen Systemen.

 Zunächst zögerlich, später vor allem wissbegierig machten sich die möglichen künftigen Azubis ein Bild von unterschiedlichen Berufen.

Zunächst zögerlich, später vor allem wissbegierig machten sich die möglichen künftigen Azubis ein Bild von unterschiedlichen Berufen.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Sehr vorsichtig betreten die ersten Schüler am Morgen den großen Saal des Gocher Kastells. Eine Lehrerin erklärt nachsichtig lächelnd, die Jungen und Mädchen seien sehr unsicher und wüssten eben nicht, was sie erwarte. Deshalb hätten einige darauf bestanden, nicht vor der Lehrerin reinzugehen. Innerhalb der allernächsten Jahre müssen diese jungen Menschen allerdings den Sprung in die Erwachsenenwelt wagen - zumindest in kleinen Hüpfern. Denn wer in der neunten Klasse ist und nicht Abitur machen möchte, wird sich bald um einen Ausbildungsplatz oder eine Fachschule kümmern müssen. Das Gocher "Berufsforum", veranstaltet vom BürgerForum (BFG), bot wieder viele Möglichkeiten, sich zu informieren.

Josef Thielen, der in diesem Jahr erstmals die Organisation übernommen hatte (viele Jahre lang tat das Dieter Kirchberg), war ein wenig enttäuscht über die nur mäßige Beteiligung der Aussteller. "Längst nicht alle, die wir eingeladen haben, sind gekommen. Manche, mit denen wir rechneten, blieben sogar ohne Entschuldigung fern." Thielen, Lehrer an der Gesamtschule Mittelkreis in Goch, findet das sehr bedauerlich. "Oft wird ja geklagt, wie schwierig es ist, geeigneten Nachwuchs zu finden. Da staunt man, wenn eine Plattform, auf sich aufmerksam zu machen und Wissensdefizite auszugleichen, nicht genutzt wird." Die Kreishandwerkerschaft als wichtige Institution fehlte, Innungen wie Sanitär oder Metall ebenfalls. "Gerade das Bauhandwerk hat derzeit wohl so viel zu tun, dass sie niemanden entbehren können", hat Thielen erfahren. Schade sei das dennoch.

Elektroinnung, Gartenbau und Bäcker Reffeling vertraten das Handwerk und führten viele Gespräche. Recht häufig formulieren Mädchen ja den Berufswunsch "Verkäuferin", denken dabei zwar eher an Mode, lassen sich aber nicht selten überzeugen, dass die Arbeit hinter der Ladentheke einer Bäckerei eine Alternative ist. Die Jungs hörten sich eher bei den Elektrikern, aber auch bei Polizei oder Bundeswehr um. Schwer hatte es Michael Litjes, der die Gastronomie vertrat. Sein schön gedeckter Tisch, wie er in seinem Lokal an der Pfalzdorfer Straße stehen könnte, zog zwar die Blicke auf sich, aber Servieren oder gar in der Küche das Menü kochen? "Die jungen Leute führen immer die ,schlechten' Arbeitszeiten mit Dienst an Abenden und Wochenenden an, das wollen sie nicht - entscheiden sich dann aber für Krankenpflege oder Polizei. Wie passt denn das zusammen?", fragt Litjes. Wer nicht an der heimischen Scholle klebe, nett und aufgeschlossen sei, habe gerade in der Hotellerie tolle Karrierechancen.

Alten- oder Krankenpflege bieten viele Arbeits- und Ausbildungsplätze, in jüngerer Zeit auch für gering Qualifizierte. Wer die einjährige Ausbildung "Pflegeassistenz" abgeschlossen hat, kann in Altenheimen, der ambulanten Pflege oder in Kliniken eingesetzt werden und sich später weiter qualifizieren", sagt Pflege-Lehrer Sebastian Hoffman. Wie heute überhaupt in jeder Branche Weiterbildung möglich und gewünscht ist.

Udo Wennekers, Lehrer an der Gesamtschule, war mit Oberstufenschülern bei der Berufsbörse. Er fand wichtig, dass die angehenden Abiturienten mal auf Berufsfelder aufmerksam werden, an die sie sonst eher nicht denken.

So hörte ein junger Mann sehr intensiv einem Vermessungstechniker zu, andere wollten vorwiegend etwas übers duale Studium erfahren. Dabei lernt man im Betrieb und studiert "nebenher" - effektiv, aber anstrengend.

Auch die Berufskollegs und die VHS, bei der sich Schulabschlüsse nachholen lassen, stellten ihre Angebote vor.

(RP)
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