Goch Schüler schicken Ballon in den Weltraum

Goch · Wenn schon "Physik Leistung", dann gehören Experimente einfach dazu. Gaesdoncker Schüler haben einen Wetterballon mit viel Technik ausgestattet und ihn in die Stratosphäre aufsteigen lassen. Bilder aus 30 Kilometer Höhe.

 In der großen Pause wurde der Ballon von der Gaesdonck aus Richtung Himmel geschickt. Er landete später bei Maastricht.

In der großen Pause wurde der Ballon von der Gaesdonck aus Richtung Himmel geschickt. Er landete später bei Maastricht.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Bis in 30 000 Meter Höhe sollte er aufsteigen - etwa dreimal so hoch wie ein Verkehrsflugzeug fliegt. Weit über die Wolken erhob sich gestern der Ballon, den Gaesdoncker Oberstufenschüler mit viel Technik ausgestattet auf die Reise schickten. Als "Startrampe" diente der Sportplatz des katholischen Gymnasiums. Die Erwartung des neunköpfigen Physik-Leistungskursus, dem kein einziges Mädchen angehört: Filmaufnahmen mit der Ansicht der Erdkrümmung zu Gesicht zu bekommen. Aus der Stratosphäre heraus, die sich in einer Höhe zwischen 15 und 50 Kilometer über der Erde erstreckt, lassen sich sogar die Konturen der Erdteile ausmachen.

"Vor einiger Zeit kam unser Physiklehrer Dr. Becker mit der Projektidee in den Unterricht. Er stellte uns die Internetseite ,stratoflight' vor und fragte uns, ob wir uns vorstellen könnten, einen solchen Wetterballon auf die Reise zu schicken. Wir waren leicht zu begeistern", erzählt Bernd. Ein gewisses Problem würde - das war allen klar - die Abstimmung mit der Flugsicherung sein. Denn wenn ein Flugobjekt den Kurs von Flugzeugen tangiert, kann das gefährlich werden. "Wir haben uns mit den Flughäfen Weeze, Düsseldorf und Amsterdam abgestimmt." Um das Okay der Flugsicherung in Langen zu erhalten, musste zunächst die Bezirksregierung einbezogen werden. Weder die Stadt Goch, noch der nahe Airport Weeze hatten Bedenken. Dessen Geschäftsführer Ludger van Bebber persönlich wohnte gestern dem Start bei. "Wir haben ein Zeitfenster gefunden, in dem der Aufstieg kein startendes oder landendes Flugzeug tangiert", sagt er. Dass der Airport das Projekt sponserte, lag nahe: "Wenn Fliegen schon der Traum der Menschheit ist, ist höher Fliegen natürlich noch viel großartiger", erklärt van Bebber schmunzelnd.

Der Ballon hatte einen Durchmesser von zweieinhalb Metern und würde sich, sobald sich der Luftdruck änderte, im Volumen erheblich vergrößern. Die orangebraune Kunststoffhaut ist extrem dehnbar. Wie sehr, würde sich zeigen, wenn der Ballon eine Höhe von mehreren Kilometern erreicht. "Über Funk empfangen wir mit einem speziellen Mikrocomputer ständig Daten über Luftdruck und Temperatur, außerdem werden wir dank GPS die ganze Zeit über wissen, wo sich der Ballon befindet", erklärt Lukas. Die heliumgefüllte Kugel hat nämlich nicht nur zwei Kameras an Bord, sondern auch eine Kapsel, die die nötige Technik enthält, einen Temperatursensor und Akkus. Mit dem Laptop auf den Knien werden einige der Schüler den Aufstieg des Weltraum-Gastes begleiten.

"Der Ballon wird mit etwa fünf Metern pro Sekunde steigen und zwar so lange, bis die Haut, die sich im sinkenden Luftdruck immer stärker weitet, platzt", berichtet Bernd. Mit etwa 20 km/h, haben die Schüler errechnet, werde die Kapsel, von einem Fallschirm gebremst, nach einigen Stunden auf der Erde aufkommen. "Wir rechnen damit, dass der Fundort im Raum Roermond liegen wird", erklärt Jonas. Gemeinsam mit Lehrer Andreas Becker zählt er schließlich den Countdown - rückwärts von zehn bis eins - , und dann hebt die zwiebelfarbene Kugel Richtung Weltraum ab. Schüler, Schulleitung und Kollegium sehen jubelnd zu und werden diese große Pause wohl so schnell nicht vergessen.

Nachtrag: Am Nachmittag stand fest, dass der Ballon im Bereich Maastricht, also ganz in der Nähe des erwarteten Ortes, zu Boden gegangen ist. Das Forscher-Team hoffte, ihn bald bergen zu können. Wenn es Fotos aus der Stratosphäre gibt, wird die RP sie zeigen.

(RP)
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