Goch/Kleve Schlüsseldienst-Prozess: Kaffee, Kekse und hohe Rechnungen

Goch/Kleve · Im Prozess gegen zwei ehemalige Schlüsseldienst-Unternehmer aus Geldern und Weeze haben gestern weitere Zeugen ausgesagt. Zwei Kundinnen der ehemaligen "Deutschen Schlüsseldienst Zentrale" (DSZ) in Geldern schilderten detailliert ihre Erfahrungen mit dem Unternehmen. Eine 33-jährige Reinigungskraft aus Schweich landete im Oktober 2014 in der Telefonzentrale der DSZ: "Ich habe meine Tochter morgens zur Schule gebracht. Als ich zurück in das Mehrfamilienhaus wollte, konnte ich die Tür plötzlich nicht mehr öffnen", erinnerte sich die Zeugin. Ihre Schwester rief daraufhin die Telefonnummer eines Schlüsseldienstes an, die die beiden über eine Suchmaschine im Internet recherchiert hatten. "Ich wollte einen ortsansässigen Schlüsseldienst, damit die Anfahrtskosten nicht so hoch sind", betonte die 33-Jährige.

Nach mehreren erfolglosen Anrufen bei anderen Schlüsseldiensten landete die Schwester der Zeugin bei der DSZ, die einen ihrer damals deutschlandweit arbeitenden Monteure nach Schweich schickte. "Der Monteur verlangte von mir eine Auftragsunterschrift, bevor er mit der Arbeit beginnt. Einen Preis wollte er aber nicht nennen", so die 33-Jährige im Zeugenstand. 585,84 Euro standen am Ende auf der Rechnung - für Türöffnung, Anreise und einen neuen Schließzylinder. Die Kosten bekam die Zeugin von ihrer Vermieterin erstattet, welche schließlich Anzeige gegen das Schlüsseldienst-Unternehmen erstattete. Einen ähnlichen Preis sollte auch eine 67-jährige Frau aus Baesweiler bezahlen, die ihre Mietwohnung im Mai 2014 aufgrund eines defekten Schlosses nicht mehr verlassen konnte. Über die Gelben Seiten suchte ihr Mann einen Schlüsseldienst, der die beiden am Sonntagmorgen aus ihrer verschlossenen Wohnung befreite. Die Rechnung zahlte sie per EC-Karte, durfte danach aber nicht mal ihr altes Schloss behalten. "Ich hatte vor, das defekte Schloss der Vermieterin zu zeigen, aber der Monteur wollte das nicht. Er sagte, er würde es entsorgen", so die Zeugin. "Und dann habe ich ihm noch Kaffee gemacht - und Kekse", sagte sie und seufzte tief.

Weitere Zeugen sollen am kommenden Dienstag, 27. Februar, aussagen, wenn der öffentlich geführte Prozess um 9.30 Uhr im Klever Landgericht in der Schwanenburg fortgesetzt wird.

(RP)
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