Goch Riskante Anlagen? Sparkasse wehrt sich

Goch · Eine Studie kritisiert die Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze wegen des hohen Anteils an Wertpapieren an der Bilanzsumme. Die Verantwortlichen der Bank weisen darauf hin, dass das Geld absolut sicher investiert sei.

 Das Hauptgebäude der Sparkasse in Goch. Man fürchtet sich hier nicht vor Imageverlust.

Das Hauptgebäude der Sparkasse in Goch. Man fürchtet sich hier nicht vor Imageverlust.

Foto: Klaus-Dieter STade

Jochen Rademacher fiel gestern Morgen fast das Brötchen aus der Hand, als er von dem Bericht in der Zeitung "Die Welt" hörte. Darin kritisiert Professor Ralf Jasny den hohen Anteil von Aktien und nicht festverzinsliche Wertpapieren am Bilanzvolumen: 43,8 Prozent. Mit "Gemeinwohlorientierung und einer Versorgung der heimischen Wirtschaft mit Krediten" habe das nicht zu tun, so der Professor für Finanzdienstleistungen an der Frankfurter University of Applied Sciences. "Anlageprofile dieser Art sind eher mit einem Hegdefonds vergleichbar." Es sei sehr fraglich, ob diese Sparkasse die nächste Finanzkrise überleben wird, wird Jasny in dem Bericht zitiert.

"So eine Aussage ist schon ein Hammer" meint Rademacher, denn die Wirklichkeit sehe ganz anders aus. Der Artikel erwecke den Eindruck, die Sparkassen würden mit Kundengeldern spekulieren. Das Gegenteil sei der Fall. "Kundengelder werden von uns wieder als Kundenkredite für den Mittelstand und privaten Wohnungsbau ausgegeben." Sollte die Kreditvergabe geringer sein, werde das Geld in eine Eigenanlage investiert. Dabei handelt es sich um einen Spezialfonds der Sparkassenfinanzgruppe. Der von der Deka Investment GmbH gemanagte Fonds besteht zu 95 Prozent aus festverzinslichen Wertpapieren. "Diese Anlagen sind völlig sicher und nicht spekulativ", so Rademacher. Bilanztechnisch sei es allerdings vorgeschrieben, dass dieser Spezialfonds, obwohl fast komplett festverzinslich, im Posten "Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere" auftauche. Für die Studie habe Jasny nur diese Posten herangezogen, ohne deutlich zu machen, dass sich dahinter festverzinsliche Papiere verbergen.

Die Bank sei gut aufgestellt, bei Prüfberichten sei das Urteil immer "dunkelgrün" gewesen. Von 2010 bis 2015 habe es ein Wachstum von knapp 33 Prozent im Kreditgeschäft in der Region gegeben. "Durch unseren Fokus auf das Kundengeschäft hatten wir auch ein Wachstum an Kundeneinlagen, das wie in den Vorjahren im Vergleich zum Durchschnitt der Vergleichssparkassen im rheinischen Verbandsgebiet deutlich höher ausfiel."

Professor Jasny verweist im Gespräch mit der RP darauf, dass aus seiner Sicht nicht der Auftrag der Sparkasse erfüllt werde, wenn ein so großer Anteil in Fonds investiert werde. "Was hat ein international tätiger Rentenfonds mit dem regionalen Auftrag der Sparkasse zu tun? Diese Frage muss erlaubt sein", sagt Jasny.

Rademacher verweist darauf, dass diese Situation der Tatsache geschuldet sei, dass es ein überdurchschnittliches Wachstum bei den Kundeneinlagen gegeben habe. Gleichzeitig gebe es aber nicht eine entsprechende Nachfrage nach Krediten. Daher werde dieser Überschuss in den Fonds investiert. "Wir fahren damit nicht schlecht", sagt Rademacher. 8,5 Millionen Euro seien 2014 in dem Fonds an Erträgen vor Steuern erwirtschaftet worden. Die Sparkasse habe sich positiv entwickelt. Deshalb habe sich die Bank auch nicht an der Fusion der Sparkassen im Kreis beteiligt. Man sei kapitalstark und gut aufgestellt. Durch den Bericht befürchtet er keinen Imageverlust: "Die Kunden kennen uns über Jahre und haben Vertrauen zu uns."

Er könne auch trotz des Artikels weiter sehr gut schlafen, sagt Guido Gleißner, Vorsitzender des Verwaltungsrates. "Das wäre anders, wenn wir mit riskanten und spekulativen Papieren unterwegs wären." Aber dafür sei die Sparkasse viel zu bodenständig. Die Sparkasse stehe wirtschaftlich gut da. Daher gebe es auch weiterhin eine Alleingangsstrategie ohne Fusionspläne. "Wir haben keine Not, uns einen Partner suchen zu müssen", sagt Gleißner. Das gelte auch für die kommenden Jahre.

(RP)
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