Goch Quartett raubt schlafende Pendler im Niersexpress aus

Goch · Die Masche soll zumeist die gleiche gewesen sein: Spät abends oder in der Nacht stiegen die jungen Männer in den Niersexpress ein und gingen auf Raubzug. Dann nämlich, wenn Pendler auf dem Heimweg waren, müde und manche schon eingeschlafen. Diese Situation nutzte ein Quartett aus und bestahl über längere Zeit die Fahrgäste. Ein Fall, der gerade in die aktuellen Debatten um Flüchtlinge fällt: Drei der Täter stammen aus Algerien, der vierte kommt aus Libyen. Alle sind um die 20 Jahre alt, alle haben sie Asyl beantragt, alle lebten seit Anfang 2015 in Kevelaer in einer Flüchtlingsunterkunft. Von der Marienstadt aus sollen sie ihre Diebeszüge gestartet haben. Im Juli wurden sie festgenommen, seitdem saßen sie in Untersuchungshaft. Jetzt mussten sie sich vor dem Amtsgericht Geldern verantworten. In der umfangreichen Verhandlung über mehrere Tage kamen rund 70 Zeugen zu Wort. Denn in der Anklage wurden 27 Delikte aufgelistet.

Offenbar hat das Quartett gezielt Schlafende als Opfer ausgesucht. Oft waren es auch angetrunkene Passagiere, die auf dem Rückweg von einem Ausflug in die Düsseldorfer Altstadt waren. Teilweise lenkten die Männer die Fahrgäste auch geschickt ab, indem sie sich ans Fenster lehnten und so den Blick auf den Rucksack mit den Wertgegenständen versperrten.

Vor allem Geldbörsen und Handys gehörten zum Diebesgut, aber auch Laptops, denn unter den Opfern sind viele Studenten aus Kleve, die quasi von Gleichaltrigen bestohlen wurden.

Drei der Täter wurden zu Bewährungsstrafen beziehungsweise Geldstrafen verurteilt und sind wieder auf freiem Fuß. Der "Kopf" der Bande, ein 20-Jähriger aus Algerien, bekam eine Strafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung. Er sitzt weiter in der Justizvollzugsanstalt Heinsberg. Sein Anwalt Dr. Karl Haas hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Er hofft auf Bewährung, damit sein Mandant auf freien Fuß kommt und damit noch eine Chance hat. "Er hat in seinem Heimatland familiäre Gewalt erfahren und sich ihr durch Flucht entzogen", sagt Haas.

Mit seinem ebenfalls angeklagten Zwillingsbruder war der junge Mann nach Kevelaer gekommen. Dieser bekam die Bewährungsauflage, einen Deutschkursus zu besuchen. Außerdem muss er 100 Stunden Sozialdienst leisten.

(RP)
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