Feier Prinzenkür der Akrobaten und Rekorde

Goch · 1500 Untertanen feierten im "Gürzenich von Goch" einen 304 Minuten langen Start aus dem Bilderbuch des Karnevals mit dem elften Tollitätenpaar der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort, Johannes IV. Polders und Lisa I. Verpoort.

 Um 19.54 Uhr war es soweit: Gochs neues Prinzenpaar Lisa I. Verpoort und Johannes IV. Polders, genannt Poldi, mit Bürgermeister Ulrich Knickrehm auf der Bühne, von links.

Um 19.54 Uhr war es soweit: Gochs neues Prinzenpaar Lisa I. Verpoort und Johannes IV. Polders, genannt Poldi, mit Bürgermeister Ulrich Knickrehm auf der Bühne, von links.

Foto: Gottfried Evers

Einen Sessionsauftakt aus dem sprichwörtlichen Bilderbuch des Karnevals erlebten 1500 Narren im ausverkauften "Gürzenich von Goch" bei der Kür des elften Prinzenpaars der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort, Johannes IV. Polders und Lisa I. Verpoort. Die beiden ließen nicht nur, wie im Motto versprochen, "de Poppe danze", sondern auch fliegen, Rekorde inbegriffen. Denn die Vrouwenpoort ist die (prinzliche) Nummer 1 in Goch mit jetzt elf Paaren und zwölf Prinzen (der allererste im Jahr 1952, Gerd van Nooy sen., musste noch auf eine Lieblichkeit verzichten), die Regenten sind mit 27 und 25 Jahren die zweitjüngsten aller Zeiten - jünger waren nur nur Franz I. Küppers und Anneliese I. Bergstein 1956 - und die Pumpengemeinschaft selbst feiert seit 88 Jahren Kappenabende, karnevalistisch gerechnet also schon acht mal elf Jahre lang.

 Ließen nicht nur die Beine, sondern auch die Tanzmädchen fliegen: Das Tanzcorps der Prinzengarde Vrouwenpoort wurde für die akrobatische Show gefeiert.

Ließen nicht nur die Beine, sondern auch die Tanzmädchen fliegen: Das Tanzcorps der Prinzengarde Vrouwenpoort wurde für die akrobatische Show gefeiert.

Foto: Evers Gottfried

Es ging Schlag auf Schlag, nachdem Sitzungspräsident Josef (Jupp) Hondong die Untertanen begrüßt und die Standartenträger der neun karnevalstreibenden Vereine sowie der Elferrat die Bühne zu den Klängen der Band "Die Skyliners" erklommen hatten, gefolgt von den Reitergarde-Regenten Johannes III. Hondong und Yvonne II. Gembler, die Abschied nahmen "von einem Parforce-Ritt" durch die Session und "vom besten Karnevalspublikum der Welt".

 Mit Einrad und Luftakrobatik in Ketten: Christopf Engels und Sarah Stiefel.

Mit Einrad und Luftakrobatik in Ketten: Christopf Engels und Sarah Stiefel.

Foto: Evers Gottfried

Jupp Hondong stellte in Kurzform das designierte Paar nach "einem grandiosen Aufzug" der Vrouwenpoort-Armada auf die Bühne vor: Johannes, 27 Jahre alt, ledig und Malermeister wie Vater Josef (1999 selbst Prinz) mit in der DNA fest verankerter Karnevalitis, Lisa, 25 Jahre alt, Polizistin in Moers und "wieder mal das liebreizendste Geschöpf der Stadt", als Prinzessin "längst nicht mehr nur schmuckes Beiwerk".

Dann war der große Moment gekommen, Bürgermeister Ulrich Knickrehm gehörte der Moment der Kür: "Wir beweisen in jeder Session, dass Goch die Hochburg des Karnevals am linken unteren Niederrhein ist". Die Uhr schlug 19.54 Uhr, als der Erste Bürger das neue Oberhaupt kürte, Johannes III. Hondong seinem Nachfolger das Zepter und Yvonne II. Gembler ihrer Nachfolgerin die im Vorjahr von Juwelier Georg Schotten gefertigte Prinzessinenkette überreichten. Hondong jubelte unter tosendem Beifall: "Wir sind komplett, wir haben wieder ein neues Prinzenpaar". Die ersten prinzlichen Worte: "Meine Beine zittern noch, der Empfang war einfach nur wunderschön", freute sich Johannes IV. und Lisa I. strahlte: "Ich bin so aufgeregt, aber für diesen Moment hat es sich gelohnt". Und flugs zeichneten beide Ulrich Knickrehm und ihre Vorgänger mit den ersten Orden aus. Hondong lobte: "Ihr habt eure Feuertaufe glänzend bestanden".

Für den ersten Höhepunkt im Showprogramm sorgte dann das Tanzcorps der Prinzengarde Vrouwenpoort mit einem wahrlich spektakulären Tanz mit akrobatischen kölschen Hebefiguren, bei dem sechs Tanzmädchen mehr in der Luft als auf dem Boden waren. "Absolute Extraklasse", jubilierte Hondong und verabschiedete "mon general" Larissa Daniels-Schäfer, die Chefin der tollen Truppe. Genauso akrobatisch ging es weiter mit Dustin und Gerd Waree, die als "Dolls Company" über die Bretter wirbelten wie die "Muppets auf Ecstasy".

In ihrer Thronrede betonten die beiden Oberhäupter, bewusst das Motto auf Platt gewählt zu haben ("Wej lotte de Poppe danze"), um Traditionelles mit Modernem zu verbinden und ließen 1500 Menschen unter ihre Stühle greifen, wo ein "Smiley" als Wegbegleiter durch die Session (und als Gewinnspiel der Stadtwerke) versteckt war, ebenso ein Geschenk an die Narrenschar wie rote Schals, die schon am Eingang verteilt worden waren. Dann präsentierten beide ihren Überraschungsgast, Michi Högl aus München. Der Entertainer hatte sogar ein eigenes Lied für die Tollitäten geschrieben und präsentierte es als Premiere: "Vrouwenpoort, wir geben richtig Gas". Nach einem musikalischen Streifzug durch die Hitparaden der 70er Jahre schenkte Högl seinen beiden Freunden Heiner Terbuyken und Josef Polders eine eigene CD und wurde von Hondong mit den Worten verabschiedet: "Das war Mister 1000 Volt, die weite Reise hat sich gelohnt".

Dass eine Kür Beine braucht, wie es "Urvater" Peter Poell immer artikuliert hatte, bewiesen die 16 Funken der AKV-Tanzgarde, die in das Abenteuerland von "Pur" tanzten. Luftakrobatik, wie sie die Kür noch nicht gesehen hatte, zauberten in einem Zirkusspektakel der allerersten Güteklasse Christopf Engels und Sarah Stiefel in den Saal. Die Absolventen der Artistenakademien Budapest und Berlin trieben mit Gästen aus dem Publikum, darunter FDP-Chef Ferdinand Heinemann, den Narren die Lachtränen in die Augen und boten mit einem Einrad und einer atemberaubenden Kettenakrobatik hoch droben in luftiger Höhe eine erstklassige Schau.

Einen gefeierten Showtanz "Im Knast" legten die 18 Mädchen der Feuerfunken der Feuerwehr Goch auf die Bühne, ehe Mr. Tomm, der Gesangsparodist aus Berlin, Hits von Tina Turner über Joe Cocker bis Karel Gott schmetterte und die Reitergarde des Clubs der Pferdefreunde Goch mit Kommandant Johannes Hondong wieder ihr beachtliches Können zeigte.

Was folgte, war wie immer das große Finale aller Mitwirkenden auf der Bühne und natürlich das Gocher Heimatlied, ehe Moderator Jupp Hondong nach 304 Minuten die Kür für beendet erklärte.

Darauf ein donnerndes dreimal Goch, Helau!

(RP)
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