Goch-Pfalzdorf Pfalzdorfer Heimatmuseum eröffnet

Goch-Pfalzdorf · Postkarten, die 150 Jahre der Geschichte des Gocher Ortsteils zeigen, Totenzettel, weitere Dokumente und einige Exponate zeigt der Heimat- und Verschönerungsverein ab sofort in der St.-Martin-Hauptschule.

Goch-Pfalzdorf: Pfalzdorfer Heimatmuseum eröffnet
Foto: Evers Gottfried

"Ich hätte nie gedacht, dass es hundert Postkarten von Pfalzdorf gibt. Jetzt haben wir hundert", erzählt Johannes Verhoeven, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Pfalzdorf, der vor 25 Jahren mit dem Sammeln alter Postkarten seines Heimatdorfes begann. Die Sammlung wird jetzt veröffentlicht und zusammen mit vielen anderen Dokumenten und Exponaten aus dem Pfalzdorfer Heimatarchiv in einem Raum der St.-Martinus-Hauptschule gezeigt.

Einige Postkarten haben schon ein beachtliches Alter, zum Beispiel eine Ansicht von "Tön am Berg", damals noch unter dem Namen "Villa Mozart", stammt aus dem Jahre 1890 und ist abgestempelt 1901. Für Pfalzdorfer, aber auch für Zugereiste und Besucher bieten die Postkartenansichten ein schönes Spektrum des ländlichen Lebens am Niederrhein der vergangenen 130-150 Jahre. Viele Einzelheiten gilt es zu entdecken und wiederzuerkennen. Die Katholische Kirche St. Martinus mit altem Kirchturm, der 1926 aufgestockt wurde, aus verschiedenen Perspektiven, auch aus der Luft. Das Forsthaus am Tannenbusch und die Melanchton-Schule, die später in "Pfälzer Heim" umgetauft und umfunktioniert wurde. Gaststätten wie "Derksen" auf der Hevelingstrasse oder "Schwarzer Adler" nahe der Ostkirche, die natürlich als "rosa Kirche" immer wiederkehrendes Motiv ist. Alte Krämerläden sind abgebildet, davor die Menschen, wie sie damals einfach in Gruppen auf der Straße standen, weil nur ganz selten mal eine Kutsche oder später ein Auto vorbeifuhr. Viele Höfe sind zu sehen und ganz viel Niederrhein-Landschaft. Neben gezeichneten, leicht kolorierten Ansichten gibt es die alten schwarz-weiß Fotos, authentische Dokumente der Vergangenheit. Die meisten Karten sind beschrieben, gestempelt und verschickt worden von Menschen, die einmal einen "Gruß aus Pfalzdorf" senden wollten.

 Johannes Verhoeven, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Pfalzdorf, und Katrin Janssen (Sparkasse, Sponsor der Stellwände) sichten das Material. Das Foto unten zeigt eine Pfälzer Plaggenhütte.

Johannes Verhoeven, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Pfalzdorf, und Katrin Janssen (Sparkasse, Sponsor der Stellwände) sichten das Material. Das Foto unten zeigt eine Pfälzer Plaggenhütte.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Johannes Verhoeven berichtet, dass alle Karten und das übrige Anschauungsmaterial des Heimatarchivs drei Jahre in seinem Keller "geschlummert" haben, nachdem der Verein die Räume im alten Pfalzdorfer Bahnhof verlassen musste. Mit zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern wurde der neue Raum in der St.-Martin-Hauptschule renoviert und alle Dinge in akribischer Kleinarbeit gesichtet und geordnet. Darunter viereinhalb Tausend Totenzettel von verstorbenen Pfalzdorfern, alphabetisch sortiert. Berühmte Persönlichkeiten wie zum Beispiel Dr. phil. Julius Heveling, der 1842 bis 1909 lebte, hat Johannes Verhoeven in einem Album zusammengestellt und mit den dazugehörigen Fotos den "Totenzetteln ein Gesicht gegeben". Mit dabei ist auch Leo Deppe (1887-1964), der 1936 die Kapelle an der Landwehr bauen ließ - auch ein beliebtes Postkartenmotiv.

Dokumente Pfalzdorfer Vereine wie Alemannia oder Schützenverein sind in neuen grauen Kartons geordnet. Pokale wurden poliert und wieder aufgestellt. Das Archiv sei auch eine Hilfe für Ahnenforscher, sagt Verhoeven. Man freue sich, dass nun alles wieder zugänglich und auffindbar sei. Wer etwas beisteuern möchte, sei es ein Totenzettel oder ein alter Gegenstand, der einen Bezug zur Pfalzdorfer Geschichte hat, ist willkommen. Nichts werde weggeworfen, sogar die alten Kassenbücher der Molkerei und das Ehestandsregister vom Dachboden des alten Rathauses (heute Kindergarten i-Pünktchen) ergatterten die Sammler und nahmen sie ins Archiv auf.

"Pfalzdorf Bahnhof" auch dieses alte Schild aus der Zeit, als in Pfalzdorf noch Züge hielten, rettete Johannes Verhoeven vor dem Verfall. Jetzt hängt es an einer Wand des neuen Archivraums und erzählt von früher.

(ath)
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