Goch-Pfalzdorf Pfalzdorf im Krieg in der Ostkirche

Goch-Pfalzdorf · 70 Jahre nach Kriegsende präsentieren der Arbeitskreis Niederrheinische Zeitgeschichte und der Förderverein für die Erhaltung der Ostkirche die Ausstellung "Pfalzdorf und seine Bürger im II. Weltkrieg". Sonntags geöffnet, Eintritt frei.

 Das Modell einer Halifax II. Solch eine Maschine ist am 3. April 1943 in Pfalzdorf abgestürzt.

Das Modell einer Halifax II. Solch eine Maschine ist am 3. April 1943 in Pfalzdorf abgestürzt.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Eine Holzkiste, gerade groß genug, um darin die nötigsten Habseligkeiten zu verstauen. Eine Box aus dem Fundus eines Pfalzdorfers, vor 70 Jahren war sie fast alles, was der Mann sein Eigen nennen konnte. "Eine Flüchtlingskiste", sagt Walter Gneisinger vom Arbeitskreis Niederrheinische Zeitgeschichte (ANZ). "Darin hat er sein Hab und Gut packen müssen, bevor er ins Internierungslager gekommen ist." Eines der eindrücklichsten Ausstellungsstücke der Schau "Pfalzdorf und seine Bürger im II. Weltkrieg", die Anfang dieses Monats in der Ostkirche eröffnet worden ist.

Seit 2007 beschäftigt sich der ANZ schon mit dem Thema, seit einigen Monaten haben sie in Kooperation mit dem Förderverein zur Erhaltung der evangelischen Ostkirche in Pfalzdorf die Ausstellung verwirklicht. Die Kiste ist nur eines der Ausstellungsstücke, die zeigen, dass auch in Deutschland die Zeit der Flüchtlinge und lebensbedrohenden Armut nicht lange vorbei ist. "Es sind diese Geschichten, die die Ausstellung zu etwas Besonderem machen", sagt Gneisinger.

Rund 70 Exponate haben die Organisatoren zusammengetragen, in vier Phasen nehmen sie die Besucher auf eine Zeitreise. Ausstellungsstücke wie in der Vitrine, die sich mit der Schulzeit in Pfalzdorf beschäftigt. "Der Inhalt zeigt ganz deutlich, wie gerade junge Menschen damals gezielt manipuliert worden sind", sagt Walter Gneisinger.

Der Rundgang durch die Ostkirche beginnt beim Nationalsozialismus in Pfalzdorf. "Wir ordnen das Geschehen aber auch immer zeithistorisch ein", meint der ANZ-Mitarbeiter. So erfährt man auch einiges über den Überfall auf Polen, den Westwallbau, Einquartierungen und den Krieg gegen die Niederlande. Die zweite Station widmet sich dem ländlichen und bürgerlichen Leben in Goch, der Jugend im Griff der Partei, dem Luftkrieg über dem Niederrhein, Pfalzdorfer als Soldaten in der ganzen Welt, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene und - auch durch den Ausstellungsort der Ostkirche ein besonderer Punkt: die Kirchen in Pfalzdorf. "Natürlich ist solch eine Ausstellung immer auch ein Plädoyer für den Frieden", sagt Gneisinger. Genauso wichtig sei aber auch die Erkenntnis, wie Eltern und Großeltern geprägt wurden. "Wir gehen der Frage nach, wer unsere Vorfahren waren und durch welche Umstände sie so geworden sind", sagt Gneisinger. Die dritte Abteilung der Ausstellung zeigt die Invasion, die Luftlandung bei Arnheim, aber auch die Evakuierung der Zivilisten und den Bodenkrieg am unteren Niederrhein. Dabei gehe es weniger um Waffentechnik, Uniformen oder Orden, wie die Macher erklären. Zu sehen sind viel mehr Fotos, Karten, Dokumente und Gegenstände des Alltags, ergänzt durch Modelle, etwa von einer Halifax II, wie sie am 3. April 1943 in Pfalzdorf abgestürzt und deswegen vielen Zeitzeugen besonders in Erinnerung geblieben ist.

Nicht zuletzt beschäftigt sich die Ausstellung mit der Internierung der Zivilbevölkerung, der Luftlandung bei Hamminkeln, dem Kriegsende und den Opfern des Krieges.

Zu sehen ist die Ausstellung im Juli immer sonntags von 14 bis 17 Uhr. Je nach Publikumsverkehr hat sie auch darüber hinaus regelmäßig geöffnet. Der Eintritt ist frei, Führungen und Sonderöffnungszeiten auch nach Absprache möglicht.

(RP)
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