Goch/Wemb Petrusheim-Bewohner lernen Deutsch

Goch/Wemb · Auch in der katholischen Arbeiterkolonie gibt es immer mehr Zuwanderer. Um ihnen die Integration zu erleichtern, bot das Heim gemeinsam mit dem Internationalen Bund erstmals einen Sprachkursus an. Zertifikate bestätigen den Erfolg.

 Stolz präsentieren die Teilnehmer des Sprachkurses ihre Zertifikate. Sie bescheinigen den Bewohnern des Petrusheims, dass sie erfolgreich an dem Deutsch-Unterricht teilgenommen haben.

Stolz präsentieren die Teilnehmer des Sprachkurses ihre Zertifikate. Sie bescheinigen den Bewohnern des Petrusheims, dass sie erfolgreich an dem Deutsch-Unterricht teilgenommen haben.

Foto: Seybert

Es ist eine Entwicklung, die bislang noch kaum einer im Blick hat. Auch bei den Wohnungslosen gibt es inzwischen immer mehr Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Im Petrusheim in Wemb sind es von 90 Personen inzwischen immerhin rund zehn Prozent, die nicht in Deutschland geboren sind.

Die Gründe, dass diese Menschen obdachlos wurden, decken sich oft mit denen der deutschen Nichtsesshaften. Scheidung oder Arbeitslosigkeit sind oft Auslöser dafür, den Boden unter den Füßen zu verlieren und sprichwörtlich heimatlos zu werden. "Die Obdachlosen mit Migrationshintergrund können auch nicht in ihre Heimatländer zurück, auch dort sind sie nicht mehr heimisch. Sie haben keine Wurzeln mehr", erläutert Dieter Paeßens vom Petrusheim.

Doch wer die Sprache des Landes nicht spricht, für den ist Integration besonders schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Das war für die Verantwortlichen im Petrusheim der Anlass, über Sprachkurse für Zuwanderer nachzudenken. Gemeinsam mit dem Internationalen Bund wurde die Idee weiterentwickelt. Im September 2013 startete dann der erste Sprachkursus im Petrusheim. An fünf Tagen in der Woche lernten die Obdachlosen die Grundzüge der deutschen Sprache kennen. "Wichtig war, das Sprechen der deutschen Sprache zu üben, deshalb haben wir die Teilnehmer immer wieder dazu animiert, sich zu unterhalten - natürlich auf Deutsch", sagt Alfred Schmitz vom Internationalen Bund. Nur wenn die Sprache auch Einzug in den Alltag finde, könne man sie auch auf Dauer beherrschen.

Das bestätigten die Teilnehmer, die jetzt stolz ihre Zertifikate für den Sprachkursus in Empfang nahmen. "Deutsch ist schwer, wenn dann am Wochenende kein Unterricht ist, war alles wieder weg, was wir gelernt haben", sagte ein Mann, der wie die meisten aus Osteuropa nach Deutschland gekommen ist. Er ist Russland-Deutscher und hat sich sogar extra noch ein Grammatikbuch gekauft, um beim Stoff mitzukommen. "Ich habe viele andere Sache im Kopf, muss immer auch an Zuhause denken, dann fällt das Lernen schwer", sagt er. "Ich möchte mit den anderen Leuten Kontakt haben, das geht nur über die Sprache", beschreibt der Mann seine Motivation, den Kursus zu besuchen. Ein Kollege hatte einen ganz anderen Grund. Er konnte schon recht gut Deutsch sprechen, bis er vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitt. Der Kursus hat ihm jetzt dabei geholfen, die Sprache wieder zu lernen.

"Wir müssen bei den Teilnehmern auch immer bedenken, dass sie schon älter sind. Da lernt man dann auch nicht mehr so leicht wie in jungen Jahren", sagt Paeßens. Eben deshalb sei auch wichtig, immer das Umfeld der "Sprachschüler" im Auge zu haben. Grammatik sei gar nicht so wichtig. "Wichtig ist, dass es bei allen eine Verbesserung gibt, auch wenn es bei dem einen oder anderen nur ein paar Brocken Deutsch sind", sagt Schmitz.

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Foto: dpa, rwe lof

Er freut sich, dass fast alle Teilnehmer durchgehalten haben. Nur einer ist abgesprungen, weil er die Einrichtung verlassen hat. "Jetzt sind alle gefordert, ihre neuen Sprachkenntnisse auch anzuwenden", sagt er. Dazu gehört eben auch, sich untereinander auf Deutsch zu unterhalten. Wird das gemacht? "Nicht immer, Deutsch ist eben nicht so einfach", sagt der Russland-Deutsche.

(RP)
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