Goch Obdachlosenunterkunft kostet 860 000 Euro

Goch · Im Sozialausschuss ging es um den geplanten Neubau an der Hervorster Straße und die Unterbringung von Flüchtlingen in Goch.

513 Flüchtlinge sind zurzeit in Goch untergebracht, 68 in der Unterkunft an der Hervorster Straße, 445 dezentral. Rund 1,4 Millionen Euro leistete die Stadt bisher dafür an Lebensunterhalt, 507 000 Euro an Krankenhilfe, insgesamt rund 1,9 Millionen Euro. "Der städtische Eigenanteil wird zum Ende des Jahres etwa 1,2 Millionen Euro betragen", informierte Fachbereichsleiter Georg Kaster die Mitglieder des Sozialausschusses.

Pfarrer Joachim Wolff hatte zuvor die Arbeit der Diakonie, die an diesem Abend Gastgeberin des Ausschusses war, vor. Anschließend informierte Yvonne Lorenz von der Stadt über die Zahlen zu den Hilfen nach SGB II. Die Fallzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht, zum dritten Quartal verlangsamte sich die Erhöhung, im September waren die Zahlen ausgeglichen. Mit 3,08 Bedarfsgemeinschaften je 100 Einwohner liegt Goch leicht über der Anzahl vom Kreis Kleve mit 3,02. Einer der Zugangsgründe ist der Übergang aufgrund des Asylbewerberleistungsgesetzes, da ist der Anstieg mit drei Prozent noch nicht sehr hoch. "Hier erwarten wir aber einen weiteren Anstieg", so Lorenz.

Die Anzahl der "Aufstocker", die neben dem SGB II-Bezug eine Erwerbstätigkeit ausüben, stieg von 32,8 Prozent im März auf 36 Prozent Ende September. Die Integration konnte um 455 Personen in den ersten drei Quartalen gesteigert werden.

Durch das Projekt "Work first", an dem 118 Kunden teilnahmen, sind 57 nicht mehr im Leistungsbezug, 14 sind in geringfügige Arbeit vermittelt worden, einige auch in Ausbildung und Teilzeitjobs.

Wolfgang Jansen, Leiter des Vermögensbetriebs, stellte dann die Pläne zur Errichtung einer neuen Obdachlosenunterkunft an der Hervorster Straße vor. Es soll ein 27 mal 11 Meter großes Gebäude entstehen, eine Erweiterung ist bei Bedarf möglich. Die 32 Zimmer zu je 8,2 Quadratmetern Größe werden auf zwei Etagen entlang eines zentralen Flures gebaut, auf jeder Etage sind geschlechtergetrennte Duschen und WCs. Unten wird es ein behindertengerechtes WC geben, in der Mitte werden Küche und Aufenthaltsraum errichtet. In jeder Etage sind zwei Zimmer für Familien durch eine Tür kombinierbar. "Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 860 000 Euro", so Jansen. Warum noch keine Baugenehmigung vorliege, wo doch der Ratsbeschluss zum Bau bereits im Juni getroffen wurde, fragte Johannes Verhoeven (CDU). Die Beteiligung aller Behörden, Abstimmungsprozesse, Ingenieurarbeiten - das alles brauche seine Zeit, so Jansen: "Jetzt liegt im Rathaus der Bauantrag vor, das wird etwa zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen, so dass ab Anfang des nächsten Jahres mit dem Bau begonnen werden kann.

Die Unterbringung der Flüchtlinge, die von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen werden, sei für die Behörden ein Wettlauf mit der Zeit, erklärte Georg Brenker, Leiter des Ordnungsamtes. Die Einrichtung der Notunterkunft in der Tennishalle an der Marienwasserstraße für 150 Personen habe nur kurz für Entspannung gesorgt. "Wir spüren ständig den Atem im Nacken." Deshalb sei man auch weiterhin auf der Suche nach geeignetem Wohnraum. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde plane man zurzeit die Errichtung einer städtischen Notunterkunft im Kirchenschiff der Liebfrauenkirche. "Wir bauen dort um, so dass 40 Personen Platz haben." Für die Grundausstattung und mehr hat die Stadt bisher rund 180 000 Euro ausgegeben.

Auch die dezentrale Unterbringung sei recht gut gelungen und fördere die Integration. "Soziale Brennpunkte sind nicht entstanden, in Goch gab es beispielsweise keine Polizeieinsätze." Brenker danke seinen Mitarbeitern und allen Helfern für die geleistete Arbeit.

Georg Kaster stellte im Anschluss daran Monika Risse vor, die auf Seiten der Stadt Ansprechpartnerin für ehrenamtliche Helfer ist und die Hilfen koordiniert.

Ziele des "runden Tisches für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe", der sich aus verschiedenen Gremien und Vereinen gebildet hat und mit dem auch Risse zusammenarbeitet, sei die Integration zu stärken und Begegnungen zu ermöglichen, erklärte Pfarrerin Rahel Schaller. Durch den runden Tisch entstanden bisher unter anderem das "Begegnungscafé", eine Möbelbörse, Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlingskinder, eine Spielgruppe, Sprachpaten und Sprachcafé, eine Kochgruppe und ein Fahrradkurs für Frauen. Es wurden Kontakte zu Sportvereinen aufgenommen und zu der Initiative "Goch hilft". "Hier gibt es viel Ehrenamt, aber das hat auch seine Grenzen, beispielsweise wenn es um Beratung geht", so Pfarrerin Schaller. Da müsse personell aufgestockt werden.

(moha)
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