Goch/Mönchengladbach Niersverband: Zu viele Medikamente im Fluss

Goch/Mönchengladbach · Die Niers macht an vielen Stellen eigentlich wieder einen guten Eindruck. Der Fischbestand hat sich gut entwickelt, das Gewässer ist sauberer geworden über die Jahrzehnte und hat einen durchweg guten Sauerstoffgehalt.

 Der Niersverband stellte den Gewässergütebericht vor (v.l.): Oliver Schöttler, Wilfried Manheller, Vorstand Dietmar Schitthelm, Ute Dreyer.

Der Niersverband stellte den Gewässergütebericht vor (v.l.): Oliver Schöttler, Wilfried Manheller, Vorstand Dietmar Schitthelm, Ute Dreyer.

Foto: Raupold

Das Diclophenac-Problem werde durch die alternde Gesellschaft immer intensiver, sagte Dietmar Schitthelm. "Wenn wir die Beseitigung der Spurenstoffe ab den Jahren 2022 bis 2024 angehen, dann müssten danach über viele Jahre etwa 200 Millionen Euro investiert werden, um den Themen Herr zu werden, die uns die Gesellschaft bereitet", rechnete Schitthelm vor. "Die Produzenten der Stoffe müssen einen Topf füllen, um das mit zu finanzieren." Technologien, um diese Rückstände zu beseitigen, müssten zum Teil erst noch entwickelt werden. Es werde Jahre dauern, bis man soweit sei.

Aber auch die Stickstoffwerte sind in der Niers zu hoch. "Ab dem Nierssee in Mönchengladbach halten wir die Grenzwerte nicht mehr ein", sagte Wilfried Manheller, Leiter der Abteilung Gewässer und Labor beim Niersverband. Bis zur niederländischen Grenze steigt der Gesamtstickstoffgehalt auf sieben Milligramm pro Liter Wasser - mehr als das Doppelte des Grenzwertes (2,8 Milligramm). Aber nur ein Viertel davon kommt aus den Kläranlagen. "Die große Mehrheit stammt aus dem Nitratgehalt im Grundwasser", sagte Manheller. Der Niersverband macht die Landwirte dafür verantwortlich. "Es werden mehr Wirtschaftsdünger, Gärreste und Gülle aufgebracht, als die Felder vertragen", sagte Schitthelm.

Unterdessen ist die Niers inzwischen auf rund zwölf Prozent ihrer 108 Kilometer Länge auf deutschem Gebiet renaturiert. Bis zum Jahr 2050 sollen etwa 80 Prozent erreicht werden. Schnurgerade Abschnitte, wie sie bis in die 1970er Jahre gebaut wurden, werden völlig neu gestaltet. So werden mehr Rückzugsflächen für Regenwasser geschaffen, die Niers fließt langsamer und bietet Räume für Lebewesen. Beispielhaft ist derzeit das Projekt im Bresges-park in Mönchengladbach, wo in den kommenden Jahren für mindestens sieben Millionen Euro aus 1100 Metern Niers 2800 Meter entstehen. Dafür müssen rund 70.000 Kubikmeter Boden entsorgt werden. "So ist die Niers auf dem Weg vom ,Rio Tinto' zum lebendigen Gewässer", sagte Wilfried Manheller.

(RP)
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