Goch-Hülm Näh-Café lädt ein zum Ausbessern und "Upcyceln"

Goch-Hülm · Einmal im Monat surren in einem ehemaligen Klassenraum der alten Hülmer Schule die Nähmaschinen. Mal sind es vier, fünf, mal sieben Frauen, die dort zusammenkommen und Spaß haben am kreativen Gestalten mit Stoff. In erster Linie geht's ums Nähen, wenn aber jemand lieber Stricken, Häkeln oder Sticken möchte, ist das auch recht. Hauptsache, die Handarbeit macht Spaß und lässt noch ein wenig Raum fürs Erzählen, denn Irmgardt Hardt, der Initiatorin, geht es auch um die Kommunikation.

"Näh-Café" nennt die Hülmerin die Veranstaltung, die einmal im Monat stattfindet und verschiedenste Menschen ansprechen möchte. Theoretisch auch Männer, aber von denen hat sich bisher niemand zu der Gruppe gewagt. "Mich hat wohl jemand gefragt, ob ich ihm nicht seine Hose ändern kann, aber der musste sich von mir sagen lassen, dass er gerne zu uns kommen kann, dann zeig' ich es ihm", berichtet Irmgardt Hardt.

Die fröhliche Frau, vor 15 Jahren zugezogen, hat ihr Leben lang als Erzieherin, zuletzt als Leiterin einer Kamp-Lintforter Einrichtung, gearbeitet. Seit sie in Rente ist, macht sie nur noch so viel, wie sie möchte - und was sie möchte. "Zum Beispiel habe ich keine Lust mehr auf einen abendlichen Näh-Treff", sagt sie. "Abends lässt meine Fitness nach."

Wer mitmachen möchte, ist zwischen 9 und 16 Uhr willkommen. Anmeldung nicht nötig, Maschine ist mitzubringen.

Ansprechen lassen sich bislang ältere und jüngere Frauen, viele sind begeistert von Irmgard Hardts Ideen. Denn jedes Mal bietet sie ein "besonderes Nähangebot" zum Nachnähen an. Diesmal war das ein Lesekissen, Richtung Sommer dürften auch die Badetaschen oder die Stoff-Brotkörbe für den Campingurlaub gut ankommen. Änderungsarbeiten sind natürlich auch immer ein Thema.

Zwischen "selbst anfertigen" und "ausbessern" liegt das, was neudeutsch "Upcyceln" heißt: aus Abfallprodukten Neues machen. Mit-Näherin Luise Schagen ist begeistert von der Möglichkeit, mit kontrastreichen Stoffen Sachen aufzupeppen. Da wird aus einer Kinderjeans mit Rissen durch bunte Flicken und Applikationen ein trendiges Design-Stück. Ihre Enkel bekommen witzige Röckchen oder - der Jüngste - lustige Pumphosen genäht. "Früher habe ich gar nicht gerne genäht. Als Erzieherin musste ich für diverse Feste ständig etwas basteln, da war das oft ungeliebte Pflicht. Aber in der Freizeit macht es mir plötzlich Spaß", erzählt sie. Zumal in lustiger Runde.

Irmgard Hardt freut sich, dass ihre Tochter ebenso gerne wie sie selbst individuelle Kleidung mag. "In deren Haushalt gibt es kaum ein Stück, das so aus dem Laden kam", sagt sie lachend. Zumal die Oma aus ihrer Restekiste immer wieder die verwegensten Flicken ausgräbt. "Früher hat man Löcher lieblos gestopft oder kaputte Hosenbeine einfach abgeschnitten", erinnert sie sich. Da gebe es aber viel nettere Möglichkeiten. Der jüngste Riss in der Jeans der Sechsjährigen ist hinter einem bunten Schmetterling unsichtbar geworden, die Hose dadurch schöner als vorher.

Nächster Termin für "Upcycler" und andere Näh-Künstler ist am Mittwoch, 18. Mai, in der alten Hülmer Schule.

(RP)
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