Goch Mit dem Geodreieck durch Goch

Goch · Udo Wennekers, Mathelehrer an der Gesamtschule Mittelkreis und zudem Fachbuchautor, hat sich für seine Schüler und für Kollegen einen mathematischen Stadtspaziergang ausgedacht.

Goch: Mit dem Geodreieck durch Goch
Foto: Gottfried evers

Minus mal Minus ergibt Plus. Nach dieser einfachen Formel sollte gelingen, was im allgemeinen nach eher unbeliebten Beschäftigungen klingt: Stadtspaziergang und Rechnen.

Udo Wennekers, der sich nicht nur mit Schülern, sondern auch mit Lehrerausbildung beschäftigt, möchte der Mathematik zu einem besseren Ruf verhelfen. "Sie kann durchaus Spaß machen, und ich wünsche mir, dass die Jugendlichen das erfahren", sagt der Pädagoge. Im Beisein von Bürgermeister Ulrich Knickrehm zogen Lehrer und ein EF-Kurs (am Thema gearbeitet hatten die Schüler in Klasse zehn) gestern durch die City. "Mathe to GOch" heißt das Projekt. "So etwas hatten wir bisher in Goch nicht und auch nicht in der Umgebung", sagte Knickrehm. Stadt und Gesamtschule haben das zugehörige Übungsheft gemeinsam entwickelt und produziert. Lehrer und auswärtige Schulen können es für fünf Euro im Rathaus bekommen, hiesige Schüler müssen nicht zahlen. Sie sollten sich dann aber auch vor der Erledigung dieser Aufgaben nicht drücken: Achsensymmetrie, Prozentrechnung, Dreieckskonstruktion, Volumenermittlung oder der Satz des Pythagoras sind mathematische Herausforderungen, denen sich die Jungen und Mädchen stellen sollten. Dabei gibt es Aufgaben, die schon für Fünftklässler zu lösen sind, für andere ist es besser, mindestens Achtklässler zu sein. Oder man nimmt die Eltern mit und stellt sie auf die Probe...

"Die Schüler waren zunächst durchaus skeptisch, als ich die Idee in die Klasse reingebracht hab'", erinnert sich Wennekers. Aber schon bald habe sich Freude eingestellt; "die Schüler gingen schnell mit ganz anderen Augen durch die Stadt." Stadtsprecher Torsten Matenaers merkt an, dass es noch einen schönen Begleitumstand gebe: "Durch den Lehrpfad lernen Bürger und Auswärtige auch noch eine Menge über die Geschichte." Zum Beispiel am "Geschichtsufer" nahe der Niers, wo Historisches ausgestellt ist, wie Grabsteine oder ein mächtiger Mühlstein. Was mag der wiegen, und wie bekommen wir das heraus? "Dazu muss man erstmal wissen, dass es sich bei dem Körper um einen Zylinder handelt, dass in der Mitte ein Quader ausgespart ist, und dass es sich bei dem Material des Mühlsteins um Aachener Blaustein handelt", erläutert eine Schülerin. Mit einem Zollstock, Geodreieck oder durch Schätzen lässt sich herausbekommen, welchen Durchmesser die dicke Platte hat. Der Blaustein hat eine Dichte von 2800 Kilogramm pro Quadratmeter - und jetzt mal losgerechnet! "Wir brauchen Pi und den Radius", hilft Wennekers ein wenig. Am Schluss sollten Rechenfüchse herausbekommen, dass das Monstrum etwa 1,5 Tonnen wiegt.

Ganz andere Aufgabe - für ihre Lösung genügt fast Logik: Wie groß müsste wohl ein Mensch sein, in dessen Gesicht die riesige Brille passt, die über dem Ladeneingang von Optik Bremers in der Steinstraße hängt? Naomi hat sich diese Frage ausgedacht und stellt das Thema deshalb auch selbst vor. "Weil die Brille ja hoch oben angebracht ist, wo wir mit keinem Zollstock oder Lineal hinkommen, haben wir überlegt, dass man auch Klinkersteine abzählen kann. Die kann man dann unten messen und die Summe errechnen." Genau, und wenn man dann noch misst oder schätzt, dass ein Brillengestell etwa 12 Zentimeter breit ist und ein normalgroßer Mann etwa 15 mal so "hoch" wie die Brille breit ist, dann hilft das schon sehr. Also: Wem passt das 1,50 Meter breite Brillengestell?

Noch viele andere Kniffeleien stehen in dem Heft, beziehen sich mal auf Straßenlaternen an der Nierswelle, mal auf die Fußgängerbrücke am Kastell, auch auf die Sonnenuhr am Tertiarinnenkloster. Wer gerade den Flächeninhalt von Vierecken durchnimmt, kann sich mal zum Marktplatz begeben und dort im Kopf Quadrate pflastern. Achtung, auf dem Parkplatz immer mit rangierenden Autofahrern rechnen!

(RP)
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