Goch-Kessel Menschen brauchen Märchen

Goch-Kessel · Geschichtenerzähler aus ganz Deutschland kamen in der Viller Mühle zusammen für viele große und kleine Gäste.Der wahnsinnige Puppenspieler Heinz Bömler erzählte als Hausherr, wie er eigentlich zu dem wurde, was er ist.

 Gerhard P. Bosche aus Schleswig beantwortete die Frage, wie das Salz ins Meer kommt.

Gerhard P. Bosche aus Schleswig beantwortete die Frage, wie das Salz ins Meer kommt.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Kennst du das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein? Weißt du, wie das Salz ins Meer kommt? Erinnerst du dich, was Rumpelstilzchen sang, als er um das Feuer sprang? Wer solche Fragen hört, hält inne und hört zu. Denn Geschichten und Märchen sind wichtig für die Menschen, sagt der wahnsinnige Puppenspieler Heinz Bömler aus Hassum, der große und kleine Zuhörer zu einem Märchentag in die Viller Mühle nach Kessel eingeladen hatte.

Märchenerzähler aus ganz Deutschland waren zusammengekommen und trugen auf unterschiedlichste Weise ihre Geschichten vor. Zum Beispiel Gerhard P. Bosche, angereist aus Schleswig, beantwortete die Frage, wie das Salz ins Meer kommt mit einer alten nordischen Sage aus der Sammlung "Kalevala". Er erzählte die Geschichte von der zauberhaften Wunschmühle, die am Ende für einen unersättlichen Schiffer so viel Salz mahlte, dass sein Schiff zu schwer wurde und unterging. Am Grund des Meeres nun mahlt sie weiter das Salz und beschert den Menschen das salzige Wasser.

Gerhard Bosche entdeckte seine Liebe zum Geschichtenerzählen und Theaterspielen schon in seiner Jugend an der Burghofbühne in Dinslaken. Später wurde er etwas "Normales", nämlich Zahntechniker. Heute jedoch ist seine Begabung Profession und er sieht seine Aufgabe darin, während des Erzählens zu "verschwinden", um den Zuhörern eigene Bilder zu "schenken". Während des Märchens von der Wunschmühle gelang ihm das, im voll besetzten Zuschauerraum hörten Kinder und Erwachsene begeistert zu.

Andreas Blaschke vom Figurentheater aus Köln präsentierte im "Sacklager" das Rumpelstilzchen mit Stabpuppen. Ein bisschen modernisiert und mit leichten kölschen Klängen, passend in unsere Zeit, kindgerecht, humorvoll und ideenreich. Das Wetter spielte gut mit an diesem Märchensonntag in Hassum, so konnten die zahlreichen Besucher auch die angebotene Fahrt mit der Märchenkutsche, gezogen von historischen Oldtimer-Pferden, nutzen.

Für einen Kirchenchor aus Herongen, der eigens mit dem Bus nach Goch gereist war, um Heinz Bömlers Mühle kennenzulernen, gab es im Kesselhaus noch eine ausführliche Vorführung vom Meister selbst, in dem er unterhaltsam und mit viel kabarettistischem Können erzählte, wie er eigentlich zu dem wurde, was er ist, und welch lustige Begegnungen er im Laufe der Jahre mit den staatlichen Institutionen, wie zu Beispiel der Gocher Stadtverwaltung hatte. Zum Beispiel die Geschichte, als er Mautgeld kassierte an seiner Straße, von jedem Autofahrer einen Euro und sieben Cent, und wie die Leute es nach ganz kurzer Diskussion auch wirklich bezahlt haben. Das Publikum war begeistert und ließ sich gerne bitten: "Ihr seid jetzt alle wieder fünf Jahre alt, und tut ganz normal!"

Ein Geschichtenerzähler, der zum Lachen und Nachdenken bringt und mit seiner Anlage beeindruckt. Die Mühle ist, wie Tochter Elke erklärt, ein Familienbetrieb, bei dem alle mithelfen, auch ein Kreis von Freunden und Anhängern, die aus Freundschaft helfen und Bömlers Projekte tatkräftig unterstützen.

(RP)
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