Goch-Nierswalde Landhaus setzt auf den Nachwuchs

Goch-Nierswalde · Während woanders Lehrstellen Mangelware werden, geht das Nierswalder Landhaus einen ganz anderen Weg. In dem Betrieb gibt es aktuell gleich sieben Auszubildende. "Wer in dem Bereich lernt, dem steht die Welt offen", heißt es.

 Sigrid und Reinhard Dittrich mit den sieben Auszubildenden. Rechts von hinten Küchenchef Jan Hollendung und Restaurantleiter Giuseppe Ramirez.

Sigrid und Reinhard Dittrich mit den sieben Auszubildenden. Rechts von hinten Küchenchef Jan Hollendung und Restaurantleiter Giuseppe Ramirez.

Foto: mvo

Dass Guiseppe Ramirez die Ausbildung junger Leute am Herzen liegt, ist deutlich zu spüren wenn er davon erzählt: "Jugendliche müssen begeistert werden und Arbeit mit jungen Menschen macht mir einfach Spaß. Es ist toll, ihnen zu zeigen, welche Perspektiven sie im Bereich Hotel und Restaurant haben", sagt der 60-Jährige, der lange Jahre Restaurantleiter im legendären Schweizerhaus war, auch da schon ausbildete und jetzt im Nierswalder Landhaus beim Ehepaar Dittrich eine neue Wirkungsstätte gefunden hat.

Er war mit die treibende Kraft dafür, dass der Betrieb ungewöhnlich viele Auszubildende einstellt. Von 26 Mitarbeitern sind aktuell sieben in der Ausbildung, eine enorme Quote. Und Ramirez hört es gar nicht gerne, wenn dann danach gefragt wird, ob man das nur mache, um Kosten zu sparen. "Im Gegenteil: Wer es günstig möchte, der stellt Aushilfen ein. Auszubildende dagegen benötigen Betreuung. Sie haben Schule, sind daher nicht immer verfügbar und bedeuten einen viel größeren Aufwand durch den Betrieb." Daher würden viele gar nicht ausbilden, um sich die zusätzliche Arbeit nicht aufzuhalsen.

Für Ramirez ist das der falsche Weg. "Wir müssen jungen Leuten eine Chance geben, und es gibt aus meiner Sicht kaum einen Beruf, der mehr Möglichkeiten bietet als eine Ausbildung im Hotel und Gastgewerbe." Wer die Ausbildung erfolgreich absolviere, dem stehe die ganze Welt offen. "Deutsche sind in allen Hotels der Welt geschätzt, Dinge wie Disziplin und Pünktlichkeit sind nämlich überall gefragt." Auch wenn es durchaus möglich ist, dass der eine oder andere Auszubildende später auch im Landhaus übernommen wird, ist das für Ramirez eigentlich der falsche Weg. "Wichtig ist, dass sie raus in die Welt gehen, nur so können sie Erfahrungen machen, die für eine Karriere in der Branche wichtig sind." Er weiß das aus eigener Erfahrung. Er stammt aus Italien, ist bereits 45 Jahre im Geschäft und hat auch schon als Butler in Süditalien gearbeitet.

Auch der Sohn der Inhaber macht gerade die Ausbildung im Haus. Peter Dittrich ist das beste Beispiel dafür, wie wichtig Erfahrung im Ausland ist. Gerade erst war er zu einem Austausch im Rahmen der Ausbildung in Finnland. Geplant ist, dass er später auch nach Japan geht.

Für Ramirez ist Ausbildung das Instrument gegen den Fachkräftemangel. "Sonst geht uns bald der Nachwuchs aus." Er sitzt selbst im Prüfungskomitee der Berufsschule für das Hotelfach und weiß, dass ein Betrieb heute auch auf die Wünsche der jungen Leute eingehen muss, um sie bei der Stange zu halten. Da muss auch schon mal das Wochenende frei sein oder Wünsche nach Freizeitausgleich erfüllt werden.

"Man muss da flexibel sein, denn wir merken, dass die Nachfrage nach diesem Beruf nachlässt. Die Klassen werden kleiner." Aber eben dadurch steigen auch die Chancen für die, die durchhalten. Und da er denen ganz schnell was zeigen muss, muss er jetzt auch das Gespräch beenden. "Ich muss zu meinen Kindern", sagt er.

(RP)
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