Goch Kleiderkammer sucht kleine Größen

Goch · Flüchtlinge, die oft nur mit einer Tüte in der Hand in Goch (zwischen)gelandet sind, brauchen vor dem Winter warme Kleidung. Die Helfer nehmen alles entgegen, was Männer, Frauen und Kinder brauchen. Schön wären auch Sportschuhe.

 An den Ausgabetagen haben immer sieben Frauen Dienst. Hier sortieren gerade vier von ihnen Kinderkleidung: Brunhilde Stachetzki, Mechthild Neveling, Irmgard Wientjens und Christa Korsten (von links).

An den Ausgabetagen haben immer sieben Frauen Dienst. Hier sortieren gerade vier von ihnen Kinderkleidung: Brunhilde Stachetzki, Mechthild Neveling, Irmgard Wientjens und Christa Korsten (von links).

Foto: Gottfried Evers

Wer sich mit den Frauen unterhalten möchte, die die Kleiderkammer der Diakonie in Goch betreiben, verabredet sich besser für einen Tag, an dem kein Publikumsverkehr ist. Denn montags und freitags vormittags, außerdem am ersten Mittwoch im Monat nachmittags, herrscht in den Räumen an der Parkstraße ein erhebliches Gedränge. Dann ist Kleidungsausgabe, und 40 bis 50 Männer und Frauen stehen Schlange. Kostenlos oder für ganz wenig Geld die nötigsten Kleidungsstücke bekommen - dieses Angebot nehmen immer mehr Menschen an.

"Wobei sich unsere Klientel durchaus geändert hat", sagt Karla Verfers. Waren es früher ganz normale Bürger mit wenig Geld oder solche, die für Hosen und Pullover einfach nicht viel ausgeben wollten, so kommen inzwischen ganz überwiegend Flüchtlinge. Bei 500 Menschen, die größtenteils nur mit einer Plastiktüte in der Hand in Goch ankamen, lässt sich nachvollziehen, dass diese Leute vieles brauchen - von der Unterwäsche bis zu Mütze und Schal.

"Auch wenn der Herbst in diesem Jahr sehr mild war, beginnt in diesen Tagen der Winter mit Kälte und Feuchtigkeit", sagt Karla Verfers. Und da brauchen die Menschen in ihren Wohnungen und sonstigen Unterkünften warme Textilien. Marion Prieske, ebenfalls aktiv im Kleiderkammer-Team, weiß, was derzeit besonders dringend gesucht wird: "wintertaugliche Jacken für Männer in kleinen Größen, aber auch warme Kleidung für Frauen und natürlich für Kinder."

Wer auf die gut gefüllten Ständer der Ausgabestelle blickt, erkennt ein Problem erst auf den zweiten Blick: Die gut erhaltenen dicken Jacken, die ordentliche Hausfrauen aus den Schränken ihrer Gatten ausgemustert haben, sind prima geeignet für Männer, die Größe 52 bis 56 tragen. Aber für die meisten aus Südosteuropa, Asien und Afrika sind sie viel zu groß. Für sie fehlen passende kleinere Jacken, Hosen und Pullover. Übrigens, fügt Marion Prieske hinzu, wäre es schön, wenn die Gocher Sportschuhe und andere Laufbekleidung stiften würden, denn einige der Flüchtlinge wollten am Pfalzdorfer Silvesterlauf teilnehmen. Und das geht nicht in Boots.

An den Ausgabetagen (die zugleich für die Annahme gewaschener und ordentlich zusammengelegter Kleidung da sind) spaziert immer eine der Frauen des Teams mit einer Person oder Familie an den Regalen entlang. "Sie sollen sich ja durchaus aussuchen dürfen, was ihnen gefällt, aber wir können andererseits nicht zulassen, dass die Sachen einfach aus den Stapeln gerissen werden und wir noch mehr Zeit zum Sortieren brauchen", erklärt Verfers. Schon jetzt sei diese Arbeit sehr zeitaufwendig. Säckeweise wird Kleidung gebracht, manchmal einfach nur draußen unter die Treppe gestellt. Was nicht gut ist, denn wenn die Sachen nass und stockfleckig werden, machen sie niemandem mehr Freude.

Weil Lagerraum knapp ist, hat die Kleiderkammer inzwischen schon einen weiteren Kellerraum, der zum Seniorenzentrum der evangelischen Kirche gehört, zur Verfügung gestellt bekommen. Dort fischen die Frauen die Kleider aus den Säcken und sind froh, wenn sie keine Bonbons und Taschentücher aus den Hosentaschen sammeln müssen. Bei aller Arbeit: Sie freuen sich über großzügige, möglichst bedarfsgerechte Spenden. Zu viel ist bisher nichts, denn die Nachfrage steigt mit den Flüchtlingszahlen ständig. Auch ordentliche Bettwäsche, Leibwäsche, Handtücher und Gardinen sind willkommen, außerdem Umstandsmode in allen Größen. Spielwaren nicht, allenfalls Fußbälle werden angenommen.

Aussortierte "Ladenhüter" werden übrigens regelmäßig vom Roten Kreuz und zweimal von Kolping abgeholt. Verwendung gibt es für fast alles, heute mehr denn je.

(RP)
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