Goch-Kessel/Kranenburg Kessel macht gegen Windkraftanlagen mobil

Goch-Kessel/Kranenburg · Der Verkehrs- und Heimatverein Kessel kämpft gegen die Pläne, im Reichswald eine Vorrangzone für Windkraftanlagen auszuweisen. Eine Umfrage in dem Gocher Ortsteil zeigt: Die Türme will niemand.

Goch-Kessel/Kranenburg: Kessel macht gegen Windkraftanlagen mobil
Foto: Evers Gottfried

Peter Lücker steht auf einem Feld an der Asperdener Straße. Er tippt mit seinem Fuß auf den Boden und sagt: "Hier, hier können die Dinger stehen." Mit den Dingern sind die Windkraftanlagen gemeint, die im Reichswald entlang des Kartenspielerwegs gebaut werden sollen. Lücker wohnt in der Gocher Ortschaft Kessel, die extrem von den Anlagen betroffen wäre.

Lücker gehört zu einer Gruppe innerhalb des Heimat- und Verkehrsvereins Kessel, die verhindern will, dass die Windräder im Forst gebaut werden. Die Gemeinde Kranenburg hat das Projekt gestartet, gegen das jetzt die Kesseler Bevölkerung mobil macht. Mit mehreren Aktionen wollen die Heimatschützer das Vorhaben verhindern. So wird in der Ortschaft derzeit eine Befragung in allen 930 Haushalten durchgeführt. Die Mitglieder des Vereins wollen sich ein umfassendes Meinungsbild zu den Plänen verschaffen. "Die Teilnahme an der Umfrage ist extrem positiv", sagt Bernd Thönnesen, Vorsitzender des Verkehrsvereins. Die Ergebnisse sind ebenso beeindruckend. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, deutet sich an, dass das Vorhaben der Gruppe enormen Rückenwind aus der Bevölkerung erhalten wird. Aktuell gehe es darum, optische Zeichen zu setzen, um auf die katastrophalen Pläne hinzuweisen, so die Initiative. Fünf große Banner sind entlang der Bundesstraße 504 angebracht. Die Botschaft lässt keinen Interpretationsspielraum zu: Der Wald darf nicht für die finanziellen Interessen des Nachbarns geopfert werden.

Doch betont der Heimatverein auch, dass es nicht ausreiche, die Windkraftanlagen abzulehnen. "Man muss sich auch aktiv beteiligen", erklärt Bettina van Meegen. So sollen die Bürger Eingaben gegen den Regionalplan bei der Bezirksregierung einreichen. Aktuell wird dieser überarbeitet. In der aktuellen Version ist entlang des Kartenspielerwegs ein Gebiet als möglicher Standort für den Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen. Gegen diese Darstellung sollen die Bürger Petitionen abgeben, in denen sie begründen, warum der Wald nicht abgeholzt werden darf. Van Meegen bietet hier unter der Telefonnummer 02827 925092 Hilfe an.

Sorgen machen sich die Kesseler auch im Hinblick auf weitere Gebiete, die im Regionalplan derzeit als mögliche Vorrangzonen eingezeichnet sind. Demnach würde auch in Nierswalde und Kessel die Möglichkeit geschaffen, Windräder zu errichten.

An Gründen, warum die Arbeitsgemeinschaft die Industriezone im Wald ablehnt, mangelt es nicht. Erholungswert dahin, Landschaftsbild zerstört, Sorgen um die öffentliche Trinkwasserversorgung, da das Fördereinzugsgebiet "Goch-Scheidal" dort liegt, sind nur einige. "Es wird untersucht, welcher Vogel, welche Pflanzen durch die Windräder gefährdet ist. Wie es dem Menschen dabei geht, ist offenbar völlig egal", sagt Peter Lücker.

Die Gocher Politik plane, sich parteiübergreifend gegen die Ausweisung von Flächen im Wald zu positionieren. Die CDU wolle sich auf einer Mitgliederversammlung gegen solche Pläne aussprechen, so die Gruppe. Auch innerhalb der Bevölkerung können sich die Aktivisten nicht über mangelnde Unterstützung beklagen. Die Heimatvereine etlicher umliegender Ortschaften werden sich an dem Protest beteiligen. Die Unterstützung geht jedoch noch weiter: Auch finanzielle Zuwendungen gibt es. Für einen erfolgreichen Kampf sicherlich kein Nachteil.

(jan)
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