Goch Junge Migranten als Kunst-Schüler

Goch · Auch das Museum Goch als Teil des städtischen Bildungsangebots möchte seinen Teil zur Integration der Flüchtlinge und anderer jungen Ausländer leisten. Zwölf Teilnehmer haben Spaß an Workshop im "Königshaus".

 Eine Gruppe junger Flüchtlinge nimmt an einem Workshop im "Königshaus" teil.

Eine Gruppe junger Flüchtlinge nimmt an einem Workshop im "Königshaus" teil.

Foto: Gottfried Evers

In fast allen Teilen der Gesellschaft sind die Flüchtlinge ein Thema. Viele Bürger wollen helfen. In der Akutphase ging es insbesondere um ihre Unterbringung und Versorgung, inzwischen ist vorrangig von der notwendigen Integration die Rede. "Wenn es um Bildung geht, dürfen wir Museen uns nicht ausschließen. Das Museum Goch jedenfalls will sich bei diesem wichtigen Thema als Bildungspartner einbringen", sagt Dr. Stephan Mann. Konkret: Eine Gruppe junger Flüchtlinge nimmt an einem Workshop im "Königshaus" teil. Die jungen Leute lernen verschiedene Drucktechniken kennen.

Museumspädagogin Jasmin Schöne ist diejenige, die das Projekt ausgearbeitet hat. Als Fachfrauen konnten über Beate Terfloth, die in Salzburg lehrt und dem Museum gut bekannt ist, zwei Kunststudentinnen gewonnen werden, die nun mit den Jugendlichen arbeiten. Ausgewählt hat die Schüler, die zwischen 13 und 18 Jahre alt sind, Magdalena Stenmans, die Frau, die an der Pfalzdorfer Hauptschule einen Großteil der jugendlichen Flüchtlinge, die Goch zugewiesen sind, unterrichtet. Die Gruppe ist in den vergangenen Monaten zu einer ehrgeizigen und wissbegierigen Truppe zusammengewachsen. Sechs Wochen Ferien ohne Lernen - das schien Vielen von ihnen wenig reizvoll. Viel besser, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben und etwas Neues auszuprobieren.

Zina aus dem Irak zum Beispiel, 16 Jahre alt, ist begeistert von dem Kreativ-Angebot. Und von den nur wenig älteren Mädchen, die auf Augenhöhe mit ihren "Schülern" umgehen. "Wir haben sehr viel Spaß und lernen eine Menge", sagt die junge Kunstschaffende, die erst ein Jahr in Deutschland lebt und die Sprache schon erstaunlich gut beherrscht. Wojen aus Syrien ist 15 Jahre alt und freut sich auf sein neues T-Shirt. Das Bild, das es ziert, hat er aus dem Internet ausgedruckt und dann mit Hilfe eines duftenden Pflanzenöls auf das Hemd gedruckt: "Lavendeldruck" heißt die Technik. Nebenan kratzen zwei Mädchen witzige Sprüche auf eine Glasplatte - eine einfache Art der Monotypie.

Im Erdgeschoss des Königshauses sind Xhana aus Albanien und einige andere mit Radierungen beschäftigt. Die schwarze Farbe an den Fingern gefällt ihr nicht so recht - sie zieht lieber Handschuhe an. Sehr vorsichtig nimmt sie dann eine Seite des schönen Büttenpapiers vom Stapel und lässt eine der Studentinnen die Kurbel der Walze drehen, damit ihr Werk so schön wie möglich gelingt. Ab und zu schaut übrigens auch eine deutsche Freundin der Teilnehmer rein. Auch das ist gewünscht, denn Kommunikation ist für die Integration unabdingbar.

International zu sein ist für Gochs Museums-Mannschaft eine Selbstverständlichkeit. Künstler aus vielen Teilen der Welt, junge und Arrivierte, hat das Haus schon gesehen. Ob Englisch, Spanisch, Italienisch, Hebräisch oder auch mal Arabisch - die Kunstwelt tritt vielsprachig auf und lädt alle Menschen ein, sich füreinander zu interessieren. Für das Projekt mit den elf jungen Migranten gibt es sogar Landesmittel.

Wie gut die Deutschkenntnisse sind, ist egal - hier geht's um kreatives Tun, um handwerkliches Geschick, um die Lust am künstlerischen Ausdruck. Linolschnitt, Monotypie, Radierung und Lavendelöl-Druck werden ausprobiert. Der Workshop soll nicht zuletzt dazu dienen, die Kultur der jeweils anderen kennenzulernen. Ganz praktisch. Am Ende soll es eine kleine Ausstellung geben, und danach dürfen die Jugendlichen ihre Schätze natürlich mit nach Hause nehmen.

(RP)
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