Goch Jetzt glänzen schon die Pfeifen der neuen Orgel

Goch · Wer in diesen Tagen die Maria-Magdalena-Kirche betritt und den Blick Richtung Orgel erhebt, erkennt, dass das neue Instrument bald fertig ist. Am 15. September wird mit der Intonation begonnen.

 Bis zu 200 Kilo wiegen die großen Zinn-Pfeifen. Da müssen mehrere Orgelbauer anpacken.

Bis zu 200 Kilo wiegen die großen Zinn-Pfeifen. Da müssen mehrere Orgelbauer anpacken.

Foto: Stade

Ein Großer seines Fachs wird die neue und nicht minder große Orgel der Gocher Maria-Magdalena-Kirche beim Konzert anlässlich ihrer Weihe spielen: Ansgar Wallenhorst aus Ratingen. Der 48-jährige Kirchenmusiker gilt als einer der führenden Improvisatoren in Deutschland und wird sicher mit Freuden austesten, was das jüngste Instrument aus dem Hause Seifert zu bieten hat. Dass er nicht enttäuscht sein wird, davon sind Franz Peters und die übrigen Orgelbauer, die derzeit mit dem Aufbau in der Gocher Hauptkirche beschäftigt sind, absolut überzeugt.

 Für wohl alle etwas älteren Gocher unvergesslich: der Einsturz des Kirchturms von Maria Magdalena am 24. Mai 1993.

Für wohl alle etwas älteren Gocher unvergesslich: der Einsturz des Kirchturms von Maria Magdalena am 24. Mai 1993.

Foto: Evers

Norbert Oeser, der Vorsitzende des Gocher Orgelbauvereins, kann den 22. November kaum mehr abwarten. Schließlich träumen er und zahlreiche andere Gocher seit dem Kirchturmeinsturz vom 24. Mai 1993 davon, den Wiederaufbau mit einer hochklassigen neuen Orgel zu krönen. 20 Jahre lang haben die Kirchgänger mit einem provisorischen Instrument leben müssen. Es war gar nicht so schlecht, hörte man immer wieder, aber eben doch nur ein bescheidener Ersatz. "Da die Leute entwöhnt sind, was das Hörerlebnis angeht, wird die Überraschung umso größer sein", ist sich Peters sicher. "Der Raum der Maria-Magdalena-Kirche ist von seiner Akustik her fabelhaft, schön hallig, da kann man als Orgelbauer nur gewinnen", schwärmt der Fachmann.

Peters als Gocher kannte auch noch die alte Orgel, die ebenfalls von der Firma Seifert stammte. "Mit ihrem Herstellungsjahr 1954 war sie ein typisches Nachkriegsinstrument. Damals gab es einen riesigen Bedarf an Orgeln für die im Krieg zerstörten und wiederaufgebauten Kirchen, aber man hatte noch kein so gutes Material wie heute. Wenn wir die neue Orgel übergeben, kann die Gemeinde davon ausgehen, dass das neue Instrument Jahrhunderte lang hält."

Das klingt gut, besonders im Hinblick auf die Kosten, denn es müssen rund 700 000 Euro aufgebracht werden. Das Bistum hat der Pfarrgemeinde erlaubt, in Vorleistung zu treten, um die Rechnung bei Seifert begleichen zu können, obwohl noch lange nicht genügend Spenden zusammengekommen sind. Knapp 340 000 Euro fehlen noch - Norbert Oeser hofft, dass die Zuwendungen in spürbarer Höhe fließen, wenn denn das Instrument in seiner ganzen Klangfülle erst einmal zu hören sein wird. Die Gocher brauchen zum Kirchenkonzert am 22. November zwar keine Eintrittskarte zu kaufen, auf großherzige Spenden wird jedoch vertraut. Ein Ereignis nur eine Woche nach der Orgelweihe dürfte einen weiteren Spenden-Schub bringen: Dann wird der neue Pfarrer, der Steyler Pater Roberto Alda, in sein Amt eingeführt. Erfahrungsgemäß hat "der Pastor" immer einen guten Einfluss auf die Spendenbereitschaft seiner Schäfchen.

Noch vor wenigen Wochen war der Orgelprospekt, der eine Fläche von elf mal sieben Metern einnimmt, "nur" ein Gebilde in heller Eiche, jetzt sind schon fast alle Pfeifen aufgebaut. Klassisch aus Zinn und Blei, den althergebrachten Materialien, sind die etwa 2600 Pfeifen, die auf 39 Register verteilt werden, gefertigt. Bis zu siebeneinhalb Meter lang und maximal 200 Kilo schwer sind sie - die Orgelbauer (eine Frau ist auch dabei) haben offenbar auch körperlich einiges zu leisten.

Fünf von ihnen sind in diesen Tagen gleichzeitig bei der Arbeit vor Ort. "Ab dem 15. September werden wir mit der Intonation beginnen", kündigt Peters an. Verantwortlich für diesen Part ist Intonateur Matthias Wirth, dessen geschultem Ohr der größtmögliche Hörgenuss zu verdanken sein wird. Die Kirche müsse im übrigen nicht für längere Zeit geschlossen werden. Vielleicht ab un an mal für ein paar Stunden, wenn Wirth vollkommene Konzentration benötige.

(RP)
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