Goch Interreligiöse Wallfahrt als Zeichen für Toleranz

Goch · Einige hundert Besucher und Pilger waren für die Wallfahrt vor Ort. Muslime, Christen und Juden gaben ein Beispiel für gelebte Religionsfreiheit. Deutliche Absage an Terror, Gewalt und Hass.

 Vertreter der drei Religionen rollten den "Engel der Kulturen" gemeinsam über den Kapellenplatz

Vertreter der drei Religionen rollten den "Engel der Kulturen" gemeinsam über den Kapellenplatz

Foto: Bischöfliche Pressestelle/Christian Breuer

"Ich freue mich, dass die Interreligiöse Friedenswallfahrt in diesem Jahr wieder stattfindet und wir so ein starkes Zeichen setzen können. Das Ziel ist, dass wir gerade jetzt, in der Zeit, in der wir leben, dass wir auch friedlich miteinander leben können. Dass wir zeigen, wie wichtig es auch ist, Vorbilder zu haben, auf allen Seiten, auch wenn dies leider immer rarer wird." So beschrieb Weihbischof Rolf Lohmann die Veranstaltung am Sonntagnachmittag. Im Marienpark versammelten sich die Friedenspilger und Vertreter des christlichen, muslimischen und jüdischen Glaubens zur Enthüllung des Kunstwerks "Engel der Kulturen". Zuvor hatte es einen Brief von Islamkritikern gegeben, die meinten, eine gemeinschaftliche Aktion mit Muslimen würde von Gott innerhalb des nächsten Jahres noch Antwort erhalten. Wer weiß, vielleicht musste man gar nicht so lange warten? Das wunderbare Wetter am Sonntag war möglicherweise bereits seine direkte Reaktion, denn in einem schöneren Ambiente hätte die Interreligiöse Wallfahrt nicht stattfinden können.

Die Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich enthüllten ihren "Engel der Kulturen". Dabei verriet Merten, dass er eigentlich nur "die Symbole der drei abrahamitischen Religionen zu einem Kreis zusammenfügen wollte", den daraus entstehenden Engel "haben wir erst später gesehen, und er war uns anfangs auch etwas unangenehm". Nachdem sich allerdings die Künstler über die Darstellung der Gottesboten in den verschiedenen Religionen informiert hatten, waren sie froh über sein Erscheinen. Die Moderation des Tages übernahm Angela Krumpen vom "Domradio" aus Köln. Zwischenzeitlich störte ein Betrunkener die Veranstaltung. Die Polizei war vor Ort, musste aber nicht eingreifen. In einer großen Prozession wurde der "Engel der Kulturen" vom Marienpark bis zum Basilikaplatz gerollt. "Ich denke mir, dass die Welt in der letzten Zeit leider nicht friedlicher geworden ist. Gerade deshalb ist es wichtig, ein Zeichen zu senden", erklärte Ahmad Aweimer, der Dialog- und Kirchenbeauftragter des Zentralrats der Muslime. "Jetzt müssen sich Menschen dafür einsetzten, dass es anders wird." Deutlich hoben die Vertreter der Muslime hervor, dass auch der Islam eine friedliche Religion sei. Sie baten um eine Schweigeminute für die Opfer von Terror und Gewalt. Die Unterschiedlichkeit der Menschen, sagte Aweimer, sei eine Gabe Gottes, und die Friedenswallfahrt eine Möglichkeit der Begegnung und des Kennenlernens. "Terror, Gewalt, Hass und Hasspredigten erteilen wir eine eindeutige Absage, egal von welcher Seite sie kommen", sagte er und fügte unter dem Applaus der Anwesenden hinzu: "Nicht mit uns. Nicht im Namen unserer Religion."

Nach ihrem Fußmarsch wurden die Vertreter der drei Religionen vom Familienchor der Basilikamusik begrüßt. "Freiheit der Religionen ist nicht einfach, aber sie ist das Beste, was wir haben, diese Freiheit müssen wir bewahren. Freiheit bedarf des eigenen Engagements, und manchmal muss man mutig sein und die Stimme erheben, auch wenn man als unbequem wahrgenommen wird", erklärte Michael Rubinstein, Geschäftsführer des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Nordrhein. Hülja Ceylan von der muslimischen Gemeinde der Moschee in Duisburg, die evangelische Pfarrerin Karin Dembek, Imam Mohamed Jalloh, Sidik Turay mit muslimischen Gästen aus den Niederlanden und Sierra Leone sowie Bürgermeister Dominik Pichler waren noch am Programm beteiligt. Später wurde an der Friedenslichtstele der Sandabdruck des "Engels der Kulturen" vorgenommen, begleitet von der Chormusik des örtlichen Männergesangvereins.

(RP)
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