Goch/Mombasa Hilfe aus Goch: Prothesen für Kenia

Goch/Mombasa · Zwei Mitarbeiter von "Mönks & Scheer" arbeiten ehrenamtlich am Aufbau einer Prothesen-Werkstatt in Mombasa. Damit helfen sie vor allem Kindern der Port Reitz Schule, die oft nicht einmal Krücken besitzen.

 Alexandra Hermens und Wendy Baarman von der Stiftung Freunde der Port Reitz Schule, mit Dirk Rösch, Christa Kersten und Steffen Lörks vom Sanitätshaus Mönks & Scheer (von links). Rösch und Lörks brechen im Oktober nach Kenia auf, um beim Aufbau einer Prothesen-Werkstatt zu helfen.

Alexandra Hermens und Wendy Baarman von der Stiftung Freunde der Port Reitz Schule, mit Dirk Rösch, Christa Kersten und Steffen Lörks vom Sanitätshaus Mönks & Scheer (von links). Rösch und Lörks brechen im Oktober nach Kenia auf, um beim Aufbau einer Prothesen-Werkstatt zu helfen.

Foto: Gottfried Evers

Vor acht Jahren musste Kahini das rechte Bein amputiert werden. Eine Prothese hat der Junge aus Kenia nie besessen. Zu selten sind die Ersatzteile vor Ort, zu rückständig die Technik. "Als wir 2006 die Port Reitz Schule in Mombasa zum ersten Mal besucht haben, waren wir schockiert", sagt Wendy Baardman von der Stiftung Freunde der Schule. 305 behinderte Schulkinder werden dort unterrichtet, 184 von ihnen sind internatsmäßig untergebracht. "Viele von ihnen hatten nicht einmal Rollstühle, es gab viel zu wenige Krücken. Sie schleppten sich einfach so dahin", sagt Baardman. So wie Kahini.

Seit Februar kann der Junge wieder laufen. Mit einer Prothese, die er dem Orthopädie-Technik-Meister Dirk Rösch von "Mönks & Scheer" zu verdanken hat. "Man kommt an einen Punkt im Leben, an dem man sich fragt: Kann ich anderen Leuten auch was zurückgeben?", sagt Rösch. Darum habe er nicht lange gezögert, als Wendy Baardman und die Vorsitzende der Stiftung, Alexandra Hermens, ihn gefragt hätten, wie man den Kindern helfen könne.

"Sie haben oft keine Schuhe, werden von Schlangen gebissen oder leiden unter Infektionen", sagt Baardman. Wenn die Kinder dann einen Arzt erreichen, seien die Gliedmaßen oder Teile davon manchmal nicht mehr zu retten. Die Niederländerin teilt das Schicksal der Betroffenen, lebt nach einem Ärztefehler selbst seit mehr als zehn Jahren mit einer Beinprothese. So kam auch der Kontakt zu Dirk Rösch zustande. Ihm gelang es, für den extrem schmerzempfindlichen Beinstumpf der ehemaligen Kung-Fu-Nationalmannschafts-Sportlerin eine Prothese zu entwickeln, die ohne großen Druck auf die Amputationsstelle auskommt.

Die Stiftung unterstützt die Schule in Mombasa, hat unter anderem den Bau einer neuen Wasserversorgung und einer Schutzmauer gegen Übergriffe von außen ermöglicht. Im Oktober reist Dirk Rösch mit seinem jungen Kollegen Steffen Lörks wieder nach Kenia. Die Kosten tragen sie selbst, das Geld der Stiftung kommt ausschließlich den Kindern zugute. Gegenüber der Schule befindet sich die Werkstatt der Association for Physically Disabled in Kenya. Dort wollen Lörks und Rösch helfen, eine moderne Prothesen-Werkstatt aufzubauen, ihr Wissen teilen, Erfahrungen austauschen.

Auch wenn dafür der gesamte Jahresurlaub drauf geht - eine unbeschwerte Urlaubsreise ist der Flug nach Kenia nicht. So wurden im April beim Anschlag auf die Universität von Garissa dem Auswärtigen Amt zufolge 148 Menschen getötet - nur ein Anschlag aus einer Reihe von vielen, die meist der somalischen Al-Shabaab-Miliz zugesprochen werden. "Wir wissen, in welche Gebiete wir reisen können", sagt Alexandra Hermens. Vor Ort werde man stets von einheimischen Führern begleitet. "Natürlich macht man sich Gedanken. Bei meinem letzten Besuch habe ich mich aber schon nach einem Tag sehr sicher gefühlt", sagt Dirk Rösch.

Im Oktober reist er nicht mit leeren Händen nach Mombasa. Auch "Mönks & Scheer" hat in der Belegschaft gesammelt und hilft der Stiftung mit Geld wie Alltagsgegenständen. Ein kleines Zeichen Menschlichkeit, das Wendy Baardman zu Tränen rührt - und den Kindern in Mombasa sehr helfen kann.

(lukra)
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