Goch Gute Nacht in der Dorfschule

Goch · Sie war leer, überflüssig, sollte abgerissen werden. Die Eigentümer des Nierswalder Landhauses gleich gegenüber machten die alte Dorfschule zu einem neuen Hotel. Ein Haus mit ganz und gar eigenem Charakter.

 Die Betten frisch bezogen: helles Zimmer im alten Klassenraum.

Die Betten frisch bezogen: helles Zimmer im alten Klassenraum.

Foto: Evers, Gottfried

goch-nierswalde Lehrer Lempel! Genau, der fehlte noch. Nun ist alles komplett, er blickt durch die Verbindungstür. Man sieht, man spürt: Schule, ganze Generationen, die über diesen Flur gerannt sein müssen. An den Wänden groß reproduzierte alte Schwarzweißfotos von Nierswalder Kindern, längst erwachsen geworden. Alles ist noch da, irgendwie. Aber nun auch gemütlich, heimelig. Eine alte Schule erhalten und ein Hotel draus machen, ein rundum schönes: Richard und Sigrid Dietrich wagten es. Es ist ihnen gelungen.

 Neu erblüht statt abgerissen: Aus der Nierswalder Dorfschule wurde ein Hotel.

Neu erblüht statt abgerissen: Aus der Nierswalder Dorfschule wurde ein Hotel.

Foto: Gottfried Evers

Der Hausherr selbst drückte hier dermaleinst die Schulbank. Pläne, die ausgediente pädagogische Anstalt zu schleifen und durch Wohnbebauung zu ersetzen, fand er schrecklich. So erwarben die Dietrichs das Gebäude. Machten es zum Teil ihres Nierswalder Landhauses gleich gegenüber. Dem Hotel und Restaurant, das sie nun selbst wieder im Hintergrund führen. Denn Hoteldirektor, Chef im Haus, ist Dennis Homrighausen. Gefallen am Niederrhein fand der gebürtige Solinger in Wesel, dort leitete er das Haus Duden. Und er ist begeistert vom "neuen" Nierswalder Landhaus. Die Eigentümer stellten alles auf den Kopf, gaben den Räumen ein völlig neues Erscheinungsbild. Und sie überlegten lange, wie sie die Dorfschule gleich gegenüber hochwertig und komfortabel, dabei aber so ausstatten könnten, dass besagter Schulcharakter nicht verloren geht.

 Jetzt mit Teppich: der alte Nierswalder Schulflur.

Jetzt mit Teppich: der alte Nierswalder Schulflur.

Foto: Evers, Gottfried

Man kann ihn sogar noch riechen. Ja, eine solche Mischung registrierte die Nase damals, heute noch genau so feststellbar im Tagungsraum, der zum Hotel gehört. Und die Bestuhlung? Authentisch. Absolut. "Wir fanden noch die Klassenbestuhlung der Krankenpflegeschule vor", erzählt Sigrid Dietrich. "Zunächst überlegten wir, was wir damit machen, bis uns die Idee kam, dass sie ja wirklich perfekt geeignet wären für den Konferenzraum. Denn dort soll ja — auch — geschult werden. Das im Hotel und im eigentlichen Nierswalder Landhaus neue Farbkonzept: einheitlich, durchgängig, zum Wohlfühlen. Warme Beige-Braun-Naturtöne herrschen vor, viel Holz wurde verbaut und ist zu sehen. Sogar auf dem Tisch. Statt aus der Fabrik gelieferter Platzteller gibt es beispielsweise Baumscheiben.

Die Küche? Dennis Homrichhausen ist stolz, dass Sebastian Hammer die Küche regiert. Der gebürtige Nierswalder tue das "frech, kreativ, überraschend, ein junger Wilder", so Homrichhausen. Beweisen wird er das im Restaurant links vom Eingang, immer ab Mittwoch. Gehobene Küche. Eine kleine, feine Karte mit frisch verarbeiteten Produkten (Homrichhausen: "Bei uns wird jede Soße selbst zubereitet"), das ist die eine Seite. Die andere: preisgünstige, bodenständige, leckere Küche für jeden Tag, das Ausgeh-Vergnügen zwischendurch.

(RP/rl)
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