Goch Gut besuchter Fronleichnams-Gottesdienst in der Nierswelle

Goch · 23 Grad um zehn Uhr morgens - da wäre es naheliegend, von "Kaiserwetter" zu sprechen. Doch Pater Hans Peters, Mitglied des Seelsorgeteams von St. Arnold Janssen, erinnerte im Fronleichnams-Gottesdienst daran, dass es ein anderer Kaiser ist, dessentwegen die Christen zu heiligen Messen zusammenkommen: "Wir begrüßen unseren Kaiser, dessen Thron das Kreuz ist", sagte Peters und konnte sicher sein, dass jeder Blick auf das aufgestellte Kreuz auf der Altar-Bühne fiel. Denn die Gocher Katholiken feierten Fronleichnam einmal mehr an der Nierswelle. Die Geistlichen, Messdiener und aktuellen Kommunionkinder waren von der Maria-Magdalena-Kirche aus zum Wassergarten gezogen, wo sie mit der Gemeinde und Vertretern der katholischen Vereine und Verbände zusammentrafen. Bei prächtigem Wetter strahlte das noch frische Gras an der Nierswelle mit Fahnen, Flaggen und Standarten um die Wette.

 Der Altar war auf dem Ponton (rechts) errichtet.

Der Altar war auf dem Ponton (rechts) errichtet.

Foto: Klaus-DIETER STADE

Dirigent Wolfgang Nowak und sein Kirchenchor erhielten musikalische Unterstützung von der Musikkapelle der Feuerwehr. Die Steyler Patres teilten sich die liturgischen Aufgaben brüderlich auf und zelebrierten eine Messe, die den Feiertag adelte. Ein Großteil der Besucher schloss sich im Anschluss auch noch der Prozession zum Stadtpark und zurück zur Kirche an. Für die Kommunionkinder - der Großteil in den für die Arnold-Janssen-Gemeinde üblichen Kutten - war es vermutlich der anstrengendste (weil zweistündige) "Einsatz" in ihrem noch jungen christlichen Leben. Der Großteil der Erwachsenen, die auf den Bänken und Stufen der Nierswelle saßen, dürfte die Feier genossen haben. Wer nicht als Sänger, Schütze, Kolpingbruder zum dunklen Anzug verpflichtet war, freute sich über die Möglichkeit, in Hemd und offenen Schuhen dem Gottesdienst beizuwohnen. Vor dem Altarraum auf der Ponton-Insel waren Blüten auf dem Rasen ausgestreut, daneben wartete das Allerheiligste unter dem Baldachin auf den Fortgang der Prozession. Pater Heinrich Alkämper erinnerte daran, dass vor 400 Jahren die Preußen den Katholiken am Niederrhein Messen und Prozessionen untersagt hatten; erst 1758 erlaubte ein französischer Kommandant den Gochern, ihren Glauben wieder öffentlich zu leben. "Und die Freude der Katholiken war unbeschreiblich", heißt es in einem Archivar aus jener Zeit. Alkämper ermunterte die Mit-Christen, sich auch noch heute noch mit ihrem Glauben "sehen zu lassen" und eben auch mal mit dem leidenden Jesus unterwegs zu sein. Sich mit den Verfolgten solidarisieren - das habe übrigens auch der gerade selig gesprochene Oscar Romero in El Salvador getan. Pater Peters lud dazu ein, auch mal wieder eine Werktagsmesse zu besuchen, gerade weil sie kein Event, sondern so "normal" sei. "Attraktiv" kommt nämlich vom lateinischen a trahere / an sich ziehen. Genau das tue Gott mit den Menschen. An jedem Tag, nicht nur, wenn die Sonne oder eine besondere Festlichkeit lockten.

(RP)
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