Goch Gocher testen neue Arzneimittel

Goch · Wie alle Hausärzte hat Dr. Karl-Heinz Krause besonders viel zu tun mit Zucker- und Bluthochdruckpatienten, mit Herz- und Asthmakranken. Diesen Patientengruppen die leistungsfähigsten Arzneimittel anbieten zu können ist für ihn besonders wichtig.

Deshalb arbeitet der Gocher Allgemeinmediziner seit 20 Jahren in der klinischen Forschung. Inzwischen nimmt dieses zweite Standbein wortwörtlich so viel Raum ein, dass Krause ein Ladenlokal außerhalb seiner Praxis angemietet hat.

Seit einigen Tagen ist "medico KIT", das Institut für klinische Arzneimittelprüfungen, an der Brückenstraße 42 in Goch angesiedelt. Fünf Mitarbeiterinnen sind in den Räumlichkeiten beschäftigt. Es handelt sich um Arzthelferinnen, die zu "Study Nurses" weitergebildet wurden. Sie müssen perfekt Englisch sprechen, denn die Studien sind international angelegt, die Verwaltung der Patientendaten geschieht komplett in englischer Sprache. "Auch einige Untersuchungen geschehen im Ausland. Ich schicke zum Beispiel Blutproben in Trockeneis mit dem Flugzeug nach Dublin, andere Labortests werden in Schottland oder Belgien vorgenommen."

Untersuchungsraum

Bei den klinischen Prüfungen zur Entwicklung neuer Medikamente kann im Prinzip jeder mitmachen. Nicht nur die Praxisgemeinschaft Krause / Schiffer, auch andere Gocher Ärzte können ihre Patienten teilnehmen lassen und als Probanden in einem Untersuchungsraum an der Brückenstraße selbst betreuen. "Das ist besser, als wenn alle zu mir in die Praxis kommen müssen", sagt Krause. Schließlich will er den Kollegen keine Patienten wegnehmen. Je mehr Ärzte sich an den Studien beteiligen — Praktiker wie Fachärzte — um so besser.

Für die Probanden entstehen keine Kosten, aber auch keine unmittelbaren finanziellen Vorteile. "Geld zu zahlen für die Teilnahme gilt als unethisch", sagt Dr. Krause. Einen Gewinn haben die Patienten dennoch: Sie werden gründlich und regelmäßig untersucht, die Entwicklung ihrer Krankheit wird dokumentiert. "Die Teilnehmer können jederzeit ohne Angabe von Gründen ihre Mitwirkung beenden", versichert Krause. Datenschutz sei garantiert: Die Weitergabe über Erkrankungen, Therapieform und Untersuchungsergebnisse geschieht ohne den Namen des Patienten. Die Daten bekommen nur die Auftraggeber (Pharmaunternehmen), die Überwachungsbehörde und die Bundesbehörde, die die Studie genehmigt hat.

Wer sich nach intensiver Aufklärung zur Teilnahme an einer Studie entschlossen hat, bekommt Medikamente, die zunächst im Labor, dann an gesunden Probanden und danach an einer kleinen Patientengruppe getestet wurden. Wenn die Niederrheiner in die Studie einsteigen, ist bereits die Phase erreicht, in der die Arzneimittel an tausenden Freiwilligen in vielen Ländern getestet werden. Bis das Präparat, das sich als wirksam und verträglich erweisen muss, zugelassen wird, vergehen Jahre.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort