Goch Goch plant Bebauung des Klosterplatzes

Goch · Diese beabsichtigte Änderung des Flächennutzungsplans hat es in sich: Im Gocher Bauausschuss wird der Plan vorgestellt, die Fläche vor der ehemaligen Stadtbücherei zu bebauen. Ein repräsentatives Gebäude soll entstehen.

 Ein repräsentatives Bürogebäude soll künftig den Klosterplatz prägen. Das hintere Drittel Richtung Markt könnte ein Platz der Begegnung werden.

Ein repräsentatives Bürogebäude soll künftig den Klosterplatz prägen. Das hintere Drittel Richtung Markt könnte ein Platz der Begegnung werden.

Foto: Evers

Dass an dieser Stelle etwas passieren würde, deutete sich schon vor einer Weile an. Etwa durch Probebohrungen, die die Belastbarkeit des Untergrundes prüfen sollten. Jetzt geht aus den öffentlichen Unterlagen zum kommenden Bauausschuss (Dienstag, 23. Januar) hervor, was geplant ist: Auf dem Gocher Klosterplatz soll ein großes Verwaltungsgebäude gebaut werden.

Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 72 "soll die akute Nachfrage an hochwertigen Büro- und Dienstleistungsstandorten im zentralen Innenstadtbereich gedeckt werden". Hinter dem dringlichen Interesse steht der Wunsch eines Unternehmens, das sich innerhalb der Stadt räumlich verbessern möchte. Die international agierende Firma möchte nach RP-Informationen nicht ins Gewerbegebiet, sondern an stadtbildprägender Stelle eine eindrucksvolle Unternehmenszentrale realisieren. Als sehr guter Gewerbesteuerzahler, der künftig zudem deutlich mehr Arbeitsplätze als bisher schaffen möchte, ist die Stadt offenbar gewillt, ihm das Filetgrundstück zu überlassen. Zumal der Klosterplatz derzeit unter Wert genutzt wird.

 Der Bebauungsplan zeigt die Fläche des neuen Gebäudes (blau) plus Altbestand (rot).

Der Bebauungsplan zeigt die Fläche des neuen Gebäudes (blau) plus Altbestand (rot).

Foto: Drucksache

Seit einigen Tagen wird über das Projekt zumindest in kleinen Kreisen intensiv debattiert, denn Verwaltung und Politik haben beschlossen, die Betroffenen weitestgehend "mitzunehmen" bei ihren Überlegungen. Wer Goch kennt, weiß um die zahlreichen Funktionen, die der Klosterplatz hat: Auf ihm wird geparkt, unter anderem dort findet die Kirmes statt, das Karnevalszelt wird auf seiner Fläche aufgebaut, bei der Reisemobilwallfahrt fahren die Camper über den Platz, um sich den Segen abzuholen.

Die längste Zeit des Jahres handelt es sich jedoch um eine ungestaltete, dem Abstellen von Autos gewidmete Fläche, hinter der die Niers kaum zu erahnen ist. Zwar Innenstadt, aber doch irgendwie "draußen". Zurück in die City geht's von dort wegen der Einbahnregelung allenfalls zu Fuß. Ein abgehängtes Sahnestück der Gocher Mitte.

Einen Bebauungsplan für das Terrain gibt es derzeit nicht. Seit dem Abriss des alten Gocher Krankenhauses 1968 handelt es sich beim Klosterplatz nur noch um "unbeplanten Innenbereich", der auf neue Nutzung wartet. Vorgesehen ist auf dem städtischen Gelände ein beschleunigtes Verfahren ohne Durchführung einer Umweltprüfung. Auch eine frühzeitige Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung scheint laut Beschlussvorlage nicht nötig zu sein.

Um die Akzeptanz des Projektes auf eine gute Grundlage zu stellen, wurde beschlossen, Arbeitsgruppen zu bilden, die mit den betroffenen Gruppierungen in einen Dialog treten. Sprich: Kirmes-Schausteller, Karnevals-Veranstalter, Berufskolleg-Leitung, Kolpingfamilie, Kirche und Nachbarn sind oder werden informiert und können ihre Erwartungen und Befürchtungen formulieren.

Nach RP-Recherchen trifft das Vorhaben bisher auf einiges Interesse, wenn auch noch nicht für alle Bereiche Lösungen gefunden sind. Natürlich wird intensiv nach einem neuen Platz für das riesige Karnevalszelt zu suchen sein, die Berufsschüler werden fragen, wo sie künftig ihre Autos abstellen sollen. Es ist anzunehmen, dass eine Tiefgarage auf dem Klosterplatz Thema wird, denn schon das investierende Unternehmen selbst hat großen Bedarf: Dem Vernehmen nach sind bisher schon etwa 80 Mitarbeiter zu versorgen, künftig sollen es weit über 100 sein. Die werden nicht ebenerdig unterzubringen sein. Und wenn schon in die Tiefe gebaut wird, dann böte sich ja eine kostenpflichtige größere Tiefgarage an.

Zum Bauvorhaben gibt die Stadt bisher nur so viel raus: Ein L-förmiger Gebäuderiegel, der fast zum "U" wird, indem als optische Verlängerung des einen Schenkels der denkmalgeschützte Rest des Tertiarinnenklosters (die alte Stadtbücherei) mitgedacht wird. Zwischen beiden Gebäuden verbleibt ein Durchgang, so dass ein Innenhof entsteht, der öffentlich zugänglich bleiben soll. Von der Mühlenstraße aus muss, das ist klar, die Sicht auf die Pfarrkirche erhalten bleiben. Die Bewohner von Altenheim und Seniorenwohnungen würden von einer gesteigerten Aufenthaltsqualität des verbleibenden unbebauten Teils des Klosterplatzes sicherlich profitieren.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm möchte vor der Sitzung am 23. Januar nichts zum Thema sagen. Der Fraktionsvorsitzende des BFG, Udo Wennekers, findet richtig und wichtig, alle Beteiligten durch einen frühzeitigen Dialog mitzunehmen und freut sich auf eine städtebauliche Optimierung der Situation. Ein prosperierendes Unternehmen in der Stadt zu halten, das Gewerbesteuer und Arbeitsplätze bringe, sei unbedingt sinnvoll. Ratskollege Andreas Sprenger, Chef der CDU-Fraktion, hofft auf eine breite Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung. Die Aussicht auf ein repräsentatives Firmengebäude, das das städtische Leben einbeziehe und vielleicht auch weitere Gastronomie und Geschäfte anlocke, gefällt ihm. Dennoch betont er: "Wir diskutieren ergebnisoffen."

(RP)
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