Goch Goch arrangiert sich mit der Baustelle

Goch · Die Steinstraße, an der das Rathaus und der Markt liegen, für Kanalarbeiten aufzureißen und den Autoverkehr umzuleiten, war nicht ohne Risiko. Doch Händler, Kunden und andere Besucher zeigen Verständnis für die Umstände.

 Inge Baumann und Willi Püplichhuisen können der Baustelle Positives abgewinnen: Zum Beispiel ihre Begegnung auf der Steinstraße.

Inge Baumann und Willi Püplichhuisen können der Baustelle Positives abgewinnen: Zum Beispiel ihre Begegnung auf der Steinstraße.

Foto: EVERS

Dass Geschäftsleute nicht murren, wenn sich vor ihrer Tür eine Großbaustelle ausdehnt, ist selten. In Goch funktioniert das derzeit: Obwohl die Steinstraße, die strategisch ganz wichtige Verbindung von der Brücken- zur Bahnhofstraße - am Markt entlang - derzeit nicht befahrbar ist, klagt niemand. Barbara Völcker-Janssen, Buchhändlerin auf der Steinstraße, erklärt zum Beispiel : "Man merkt es natürlich, wir haben etwas weniger Kunden, aber die Arbeiten kommen gut voran. Und die Bauarbeiter sind ausgesprochen freundlich, was auch eine schöne Erfahrung ist."

Die Baustelle mitten in der Gocher Innenstadt lockt viele Schaulustige an. Immerhin können Fußgänger auf beiden Seiten die Geschäfte erreichen; viele bleiben eine Weile stehen und sehen den Männern mit ihren schweren Geräten zu. Der Kanal wird erneuert und der Oberflächenbelag samt Unterbau ausgetauscht. "Die Maßnahme ist viel aufwendiger als die auf der Voßstraße", sagt Stadtsprecher Torsten Matenaers. Dennoch soll, wenn kein später Frost mehr kommt, im August alles fertig sein. Dann wollen die Händler für ihre verständnisvollen Kunden ein Fest veranstalten; "vielleicht sogar mit der Voßstraße zusammen, denn dort gab es ja auch noch keine offizielle Eröffnung", merkt Barbara Völcker-Janssen an. Bis dahin sollen die Kunden durch kleine Aktionen wie Straßenmusik, geschenkte Blumen oder Äpfel bei Laune gehalten werden.

Auch die Anlieferung funktioniert offenbar, nicht zuletzt, weil übergangsweise die Steinstraße von der Herzogenstraße aus bis zur Baustelle gegen die übliche Einbahnregelung zu befahren ist. Der Netto-Markt wird über die Fußgängerzone beliefert, andere Anlieger sind über den Balfourweg erreichbar.

Der genießt derzeit eine seltene Beachtung, denn jeder Pkw-Fahrer darf ihn benutzen, um auf kürzestem Wege im gewohnten Gocher Rundkurs von der Brücken- zur Bahnhofstraße zu gelangen. Wer die Eimündung vor der Diakonie verpasst, muss sich im weiten Bogen über den Ring bewegen.

So ist Bianca Joosten, die sonst alle Besorgungen mit dem Rad erledigt, jetzt öfter zu Fuß unterwegs; sie stellt ihr Rad eine Straße weiter ab. Und Inge Baumann und Willi Püplichuisen, die sich nach Jahren gerade erstmals zufällig begegnet sind, halten dieses Treffen schmunzelnd der Baustelle zugute: "Wenn der Weg so breit wäre wie immer, hätten wir uns vielleicht gar nicht bemerkt", meint der Kranenburger schmunzelnd.

Nicht zufrieden hingegen ist Simon Stikkelorum aus dem niederländischen Haps. Er klagt beim Spargel-Kauf auf dem Markt jedoch nicht über die Baustelle, sondern darüber, dass in Goch in naher Zukunft fürs Parken bezahlt werden muss. "Bei uns in Cuick hat man, nachdem ein Drittel der Geschäfte leer steht, gemerkt, dass man die Gebühren doch besser wieder abschafft. Ich bin mal gespannt, welche Erfahrungen Goch machen wird!"

Sven Angenendt, der Gemüse auf dem Wochenmarkt verkauft, macht die Baustelle für eine Umsatzeinbuße von 20 Prozent verantwortlich. "Sonst halten die Leute mal schnell an der Steinstraße, holen Spargel und Erdbeeren und sind wieder weg. Aber ich sehe ein, dass die Sanierung sein muss: Das Pflaster war schlecht, Leute sind gestürzt, und Kanalarbeiten kann man nicht ewig verschieben. Wir müssen die Umstände hinnehmen - für ein paar Monate geht das schon mal."

(RP)
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