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Goch Gesamtschüler gegen Essensvergeudung

Goch · "Alles für die Tonne?" - In Deutschland werden jede Menge Lebensmittel vernichtet, die eigentlich noch gut sind - in Haushalten ebenso wie in Restaurants oder Kantinen. Gocher Schüler gewannen Preis bei bundesweitem Wettbewerb.

 Zu viele Lebensmittel landen im Müll - ein von Gocher Schülern zu diesem Thema erstellter Radio-Beitrag wurde jetzt ausgezeichnet.

Zu viele Lebensmittel landen im Müll - ein von Gocher Schülern zu diesem Thema erstellter Radio-Beitrag wurde jetzt ausgezeichnet.

Foto: IMAGO (ARCHIV) / STade

Das vergessene Butterbrot in der Schultasche, der im hintersten Eck des Kühlschranks übersehe Joghurt, das vertrocknete Schnitzel vom Vortag - in Deutschland werden jede Menge Lebensmittel weggeworfen. Das ist Geldvergeudung und ethisch bedenklich, denn schon jedes Kleinkind lernt: In vielen Ländern der Welt hungern die Menschen und wären froh, wenn sie besäßen, was wir wegschmeißen.

Dieses Problem hatte im vergangenen Jahr die Bundeszentrale für politische Bildung zu einem Schülerwettbewerb entwickelt, an dem ein Kursus der Gesamtschule Mittelkreis erfolgreich teilnahm.

Christoph Berens ist Politiklehrer und wollte seinen Zehntklässlern (die inzwischen die Jahrgangsstufe 11 besuchen) mal anderen Unterricht bieten als die üblichen Texte aus Lehrbüchern. "Der Wettbewerb ,Alles für die Tonne?' schien mir lebensnah und gut zu bearbeiten", so Berens. Aus dem Thema ein Radio-Feature, also eine Art gut recherchierte, aber auch lebendige Dokumentation zu machen, war auch technisch zu leisten. Also gingen die Schüler das Projekt an, es entstand ein sechsminütiger Hör-Beitrag, den die Jury mit einem Preisgeld in Höhe von 150 Euro bedachte.

Das Geld ist von der Klasse längst bei einem gemeinsamen Mahl verspeist worden, aber die Erinnerungen an die ungewöhnliche Gemeinschaftsarbeit sind noch wach. In einem Besprechungsraum des Projektpartners Kaufland erzählten die Jungen und Mädchen in diesen Tagen von ihren Erkenntnissen.

Delaya und Margo sind in dem Radiobeitrag zu hören, außerdem Erik Lange, der im vergangenen Jahr noch Azubi im dritten Lehrjahr war und den Schülern erklärte, wie der Supermarkt dafür sorgt, dass möglichst wenig Lebensmittel aussortiert werden müssen. Auch Hausleiter Mirko Kriegel gab darüber gern Auskunft. Alles, was zum normalen Preis verkauft wird, muss eine vorgegebene Restlaufzeit bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) haben. Was zu nahe an diesen Termin heranrückt, wird preisreduziert, ein Teil wird an die Tafel abgegeben. Deren Mitarbeiter holen zweimal in der Woche die Waren ab. "Natürlich nur solche Sachen, die noch völlig in Ordnung sind", sagt Kriegel.

Delaya hat überdies erfahren, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum von vielen Leuten zu eng gesehen wird. "Mann kann sehen und riechen, ob ein Joghurt, eine Wurst oder Schokolade noch gut ist", erklärt sie - das hat eine Fachfrau der Verbraucherberatung den Schülern vermittelt.

Seit sie sich intensiver mit dem Thema beschäftigten, blicken die Jugendlichen bewusster in den heimischen Kühlschrank. "Bei uns zuhause ist einmal in der Woche Resteessen; das schmeckt meistens besonders gut", erzählt Eva. Denn für eine Suppe reicht das nicht mehr ganz frische Gemüse meist allemal noch. "Außerdem kaufen wir bewusster ein, überlegen uns, was es heute und morgen geben soll." Eine regelrechte Vorratshaltung sei heutzutage, wo Supermärkte bestens sortiert und bis zum späten Abend geöffnet sind, schließlich nicht mehr nötig. Laura ergänzt, dass man Reste auch sehr gut einfrieren könne. "Da besteht nur die Gefahr, die Sachen dort zu vergessen und sie ebenso eines Tages lieber wegzuwerfen." Robin, der in einer großen Familie lebt, nimmt den gut gefüllten Kühlschrank in Schutz: "Wir kommen alle zu anderen Zeiten nach Hause. Da ist es schon praktisch, wenn jeder etwas findet, das er mag."

Zumindest denken die jungen Leute seit dem Projekt über ihre Eigenverantwortung als Verbraucher nach. Und finden es völlig okay, wenn es freitags in der Mensa öfter ein "Überraschungsmenü" gibt. Das sind dann leckere Reste, die eingefroren wurden, wenn zu wenige Schüler an den Tischen erschienen.

(RP)
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