Uedem Gelungene Integration in Uedem

Uedem · Bereket Bahlbi kommt aus Eritrea. Er ist 21 Jahre alt. Im Jahr 2015 floh er nach Deutschland, "aus politischen Gründen", wie er sagt. Er kam ganz allein. Die knappen Antworten, die er zu diesem Thema gibt, lassen ahnen, dass er lieber nicht daran erinnert werden möchte.

 Klaus Gerats, Geschäftsführer von Maks Macht, mit Bereket Bahlbi, der hofft, bei dem Unternehmen eine Ausbildung zum Mechatroniker machen zu können.

Klaus Gerats, Geschäftsführer von Maks Macht, mit Bereket Bahlbi, der hofft, bei dem Unternehmen eine Ausbildung zum Mechatroniker machen zu können.

Foto: EVERS

Was er aber derzeit macht, lässt sein Gesicht aufleuchten, und er spricht gerne darüber. Denn er arbeitet und lernt. Möglich ist das in der Uedemer Firma Maks Macht, einem Unternehmen, das einen Komplettservice für Fahrzeuge anbietet. "Erst waren wir skeptisch", sagt Geschäftsführer Klaus Gerats, der den Kontakt zu Bereket Bahlbi über die Flüchtlingshilfe der Gemeinde Uedem hergestellt hatte. "Die Sprache ist ja immer das Wesentliche. Wenn man sich nicht verständigen kann, kann man auch nicht helfen", so Gerats. Doch er wurde überrascht, denn der junge Mann aus Eritrea hatte bereits einen Sprachkurs absolviert und konnte sich gut verständigen. So begann er sein dreimonatiges Praktikum bei Maks Macht.

Nun aber hat er hohe Ziele, die die Uedemer Firma mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung und der IHK Unterer Niederrhein verwirklichen will. Zunächst steht ein EQJ an, das ist die Abkürzung für "Einstiegsqualifizierendes Jahr", das gezielt auf eine Ausbildung vorbereitet. Es handelt sich dabei um eine berufsbildende Maßnahme der Arbeitsagentur. Ein Tag Schule in der Woche ist inklusive, die Arbeit läuft dabei weiter. "Das EQJ ist nicht nur für Flüchtlinge gedacht", erklärt Shabena Aissa von der IHK. Das könne jeder machen, der noch nicht genau weiß, welchen Beruf er ergreifen möchte. Es sei freiwillig aus Sicht der Bewerber, die Arbeitsagentur dagegen verpflichte sich, eine kleine Vergütung zu zahlen. Sozialversicherungsbeiträge zahlt die Firma. "Wir machen einen richtigen Vertrag", bestätigt Klaus Gerats. Einige verwaltungstechnische Hürden gibt es, aber dabei hilft auch die Gemeinde Uedem, hier in Person des Fallmanagers Ulrich Kempkes. "Wir vermitteln Flüchtlinge und auch Menschen, die das Arbeitslosengeld II beziehen. Wenn man persönliche Kontakte herstellt, ist Integration eigentlich oft einfacher als man denkt", berichtet Kempkes von seiner Tätigkeit.

Bürgermeister Rainer Weber begrüßt die erfolgreiche Eingliederung von Bereket Bahlbi. "Das ist ein Lichtblick, der zeigt, dass Integration möglich ist. Wir wünschen uns mehr Firmen, die verwirklichen, was Arbeitsagentur und Industrie- und Handelskammer anbieten", betont Weber. "Die IHK Niederrhein entsendet bei Bedarf "Willkommenslotsen", die dem Betrieb bei der Suche nach Bewerbern hilft", erläutert Shabena Aissa. Dieser Service der IHK, der sich besonders an kleine und mittlere Betriebe richtet, ist kostenlos. Verwaltungstechnische Beratung, Informationen über rechtliche Rahmenbedingungen und Förderprogramme für Betriebe, die Flüchtlinge integrieren und ausbilden, sind inbegriffen. Bereket Bahlbi hat gute Aussichten.

Nach dem EQJ möchte er bei Maks Macht eine reguläre Ausbildung zum Mechatroniker beginnen. "Das wünschen wir uns auch", sagt Klaus Gerats. Er wolle Bahlbi auch während des EQJ fördern, damit er den Anforderungen, die in der Berufsschule auf ihn zukommen, gewachsen ist. Die Frage an Bahlbi, ob die Arbeit ihm Spaß mache, erübrigt sich fast. Er strahlt und bejaht es. Ein neuer Weg liegt vor ihm.

(ath)
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