Goch Freundschaft funktioniert auch zweisprachig

Goch · In der Gocher Stadtbücherei gibt es regelmäßig zweisprachige Lesunge, die nächsten Termine stehen schon fest.

 Internationale Begegnungen in der Gocher Stadtbücherei.

Internationale Begegnungen in der Gocher Stadtbücherei.

Foto: EVERS

Die Kleinen haben es schon mal vorgemacht: Es lohnt sich, auch mal in fremde Sprachen hinein zu hören. Weil man die auf der Straße, auf dem Schulhof, beim Sport ja sowieso immer wieder mal hört. Und weil wir alle viel besser miteinander zurecht kommen, wenn wir die Sprache unserer Nachbarn wenigstens ein bisschen verstehen. Dieser Gedanke war es, der das Team der Stadtbücherei Goch bewogen hat, ab und zu mehrsprachige Angebote zu machen. Vor allem kleinen und etwas größeren Kindern, denn von denen hängt es ab, wie unsere Gesellschaft künftig funktioniert.

Leser und Zuhörer kamen jetzt in der Stadtbücherei zusammen, um Helme Heimes Kinderbuch "Freunde" auf Deutsch und Türkisch kennen zu lernen. Brigitte Matzki las auf Deutsch, Fatma Schneiders auf Türkisch. Nicht auf Kurdisch, wohlgemerkt. Denn obwohl in Goch weit mehr Kurden als Türken leben, gibt es für sie kaum Literatur. "Kurdisch ist keine Schriftsprache, sie wird vorwiegend mündlich überliefert", weiß Monika Riße, die das Kontaktbüro Internationale Begegnung in der Stadtbücherei führt. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden mehrfach Kinderbücher in zahlreichen Sprachen angeschafft, die von Neu-Gochern gesprochen werden. Natürlich auch englische, französische oder niederländische Werke, die mancher Schüler zur Unterstützung des Fremdsprachenunterrichts nutzt. Das Bücherei-Team hofft aber auch, Kinder von Zuwanderern auf diese Weise ans Lesen heranzuführen. "Wir haben auch Bücher in Chinesisch, Albanisch, Russisch und Arabisch", erklärt Monika Riße, der es wichtig ist, dass die Muttersprache in den Familien lebendig bleibt. Und wie ist es mit der Integration, mit dem Deutsch lernen? "Sprachwissenschaftler sind sich einig, dass es zur Identitätsentwicklung wichtig ist, sich differenziert auszudrücken. Das Denken und Fühlen funktioniert zuallererst in der Muttersprache." Dass die zweite Sprache in der neuen Heimat schnell dazu gelernt wird, zeigten die türkischen Kinder im Grundschulalter, die jetzt die Geschichte von Johnny Maus, Franz von Hahn und dem dicken Waldemar verfolgten. Die Bilder wurden auf eine Leinwand übertragen, dazu lasen die Frauen abwechselnd Texte vor. Die kleinen Migranten waren dabei klar im Vorteil, denn sie verstanden die Geschichte in beiden Sprachen, während keines der deutschen Kinder ein Wort Türkisch kannte. Aber nach der "Lesung" konnten sie sich problemlos über die ulkigen Figuren unterhalten - in der Sprache, die alle in der Schule sprechen.

Der nächste Termin steht auch schon fest: Donnerstag, 27. August, 16 Uhr. Bis 18 Uhr können dann Erwachsene und Kinder sich an sechs Stationen in die Welt der Sprachen entführen lassen. An jeder Station wird ein Vorlesepate in seiner Muttersprache aus Kinderbuchklassikern vorlesen, einzelne Textpassagen erläutern und auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinweisen. Vorgelesen wird auf Französisch, Polnisch, Englisch, Türkisch, Niederländisch und auf Deutsch.

Eingeladen sind alle sprachlich Interessierten. Eine kleine Buchausstellung mit 100 neuen fremdsprachigen Kinder- und Bilderbüchern lädt zum Stöbern und Lesen ein. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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