Goch/Uedem/Kevelaer Ein Symbol aus dem Boot der Flüchtlinge

Goch/Uedem/Kevelaer · Auf Initiative der Aktion pro Humanität wurde ein besonderes Kreuz an den Niederrhein geholt.

Lampedusa - die kleine Insel im Mittelmeer, rund 200 Kilometer südlich von Sizilien - ist längst zum Sinnbild der Flüchtlingskatastrophe geworden. Ein Lampedusa-Kreuz, geschreinert aus dem Holz von Flüchtlingsbooten, soll nun in Kevelaer zu einem besonderen Symbol werden.

Die "Stiftung Aktion pro Humanität" nahm Kontakt zum Schreiner Francesco Tuccio auf, der auf Lampedusa lebt und aus dem Holz der Flüchtlingsboote Kreuze herstellt. Nun ist das Kreuz in der Marienstadt angekommen und wird hier zu unterschiedlichen Anlässen seine Geschichte erzählen. Tuccio ist auf Lampedusa aufgewachsen. Er lebt dort mit seiner Familie und seinen vier Kindern, engagiert sich in der Pfarrgemeinde, betreibt seit 1995 eine Schreinerwerkstatt - und ist einer von vielen Ehrenamtlichen, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Er verteilt Trinkwasser, spricht Worte des Trostes und umarmt. "Es ist so traurig. Die Menschen kommen zerstört hier an und haben unbeschreibliches Leid hinter sich." Die "erloschenen müden Augen, in denen gleichzeitig noch ein Hoffnungsschimmer liegt" motivierten ihn dann irgendwann, Kreuze aus dem Holz der Flüchtlingsboote herzustellen. Das Kreuz als Hoffnung auf ein neues Leben.

Kevelaer hat nun - dank dem Einsatz von Elke Kleuren-Schryvers, Stiftungsvorsitzende der Aktion pro Humanität - auch ein Lampedusa-Kreuz aus der Werkstatt von Tuccio. Nur die unruhige See sorgte dafür, dass es mit einiger Verzögerung erst jetzt am Niederrhein eintraf.

Tuccio freut sich über die Solidarität der Christen in Deutschland: "Je stärker und je mehr wir im Gebet sind, desto mehr können wir erreichen." Domkapitular Rolf Lohmann, Rektor der Wallfahrt, ergänzt: "Als Christen, als Kirche in unserer heutigen Zeit, dürfen wir nicht mit dem Rücken zur Welt leben. Wir brauchen die Globalisierung der Menschlichkeit - auch so könnte eine Botschaft dieses einfachen und doch so eindrucksvollen Holzkreuzes lauten."

Das Kreuz wird bei einigen Gottesdiensten in der Kar- und Osterzeit eine besondere Rolle spielen und während der Wallfahrtszeit vom 1. Mai bis 1. November 2016 in einer gläsernen Litfass-Säule im Brunneninnenhof der Basilika ein Zeichen setzen. "Dieses Kreuz wird in Kevelaer, am Ort der Trösterin der Betrübten, im Jahr der Barmherzigkeit ein beständiges Symbol, ein Mahnmal für die Notwendigkeit eines Perpektiv-Wechsels sein", so Dr. Elke Kleuren-Schryvers. Am Aschermittwoch wurde das Kreuz von Pastor Lohmann gesegnet.

(RP)
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