Goch Drei Jünglinge im Feuerofen

Goch · Der Heimatverein Goch hat das 1966 enthüllte Denkmal für 16.000 Euro saniert. Der Festakt ist am 7. Februar, dem 73. Jahrestag der Zerstörung von Goch.

Goch: Drei Jünglinge im Feuerofen
Foto: GOTTFRIED EVERS

Es ist der 6. Februar 1966, ein so stürmischer wie verregneter Sonntag, der indes Hunderte von Bürgern und Schülern nicht davon abhält, mitten in der Gocher Innenstadt an einer Feierstunde von historischem Charakter teilzunehmen: Das Mahnmal "Drei Jünglinge im Feuerofen" wird von Bürgermeister Hermann Janssen am Eingang zum Stadtpark an der Brückenstraße enthüllt. Vorher hatte Oberstudiendirektor Peter Dratwa in der Aula des von ihm zwischen 1950 und 1970 geführten Gymnasiums eine eindrucksvolle Ansprache gehalten, in der er 21 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs "mitdenkende, politisch mündige Bürger, die sich weder durch Propaganda noch durch Macht beeinflussen lassen", forderte. Auch Bürgermeister Janssen stellte später den Bürger in den Mittelpunkt seiner Rede: Das Mahnmal sei "nicht auf obrigkeitliche Anordnung, sondern durch die Initiative und aus der Gebebereitschaft der Gocher Bürgerschaft entstanden. In ihrem Sinne ist es nun Mahnung im Alltag für jeden", wird der Erste Bürger im RP-Artikel mit der Überschrift "Friede wird nicht geschenkt" zitiert. Der Bericht stammt aus der Feder des damals für Goch zuständigen Redakteurs Alois Puyn, der später zwei Jahrzehnte lang die Redaktion Kleve leitete. Zwei Tage vor der historischen Feierstunde war seinerzeit übrigens die Prinzenkür im Hotel "Zur alten Weberstadt" über die Bühne gegangen mit den Tollitäten Gerd II. vom guten Stern (van Nooy) und Lieblichkeit Ulrike I. (van Sambeck).

Zeitsprung, ein halbes Jahrhundert später: Der Heimatverein Goch stellt bei einer Ortsbesichtigung fest, dass der Zahn der Zeit heftig am Umfeld und am Denkmal selbst genagt hat. Im 90. Jahr des Bestehens fasst man den Entschluss, die Initiative zu ergreifen, wie es die Vorgänger des Verkehrs- und Heimatvereins 1962 getan hatten, als die Idee geboren wurde, ein Mahnmal zu erbauen, das an die Gefallenen des Krieges, die Opfer des NS-Terrors, die Vertreibung aus der Heimat sowie die Toten, die bei den Bombardierungen ihr Leben gelassen hatten, erinnern sollte. Damals war die Arbeit auf zwei Gruppen verteilt worden: Die eine kümmerte sich um die künstlerische Gestaltung, die andere um die Finanzierung. Spenden wurden gesammelt, eine Postkartenaktion gestartet, ein städtischer Zuschuss gewährt, der Bildhauer Fritz Bernuth aus Wuppertal-Barmen bekam 1964 den Auftrag, das Modell der drei Figuren zu erstellen, das nach der biblischen Überlieferung den Dank der drei Jünglinge Ananias, Misael und Azarias zeigt, die durch ein Wunder dem ihnen zugedachten Tod im Feuerofen entronnen sind.

Die Arbeit des heutigen Heimatvereins sah anders aus. Zunächst wurde in Zusammenarbeit mit dem Vermögensbetrieb der Stadt Goch eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um zu ermitteln, welche Sanierungsarbeiten nötig sind. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd, die Liste lang, die Kosten hoch.

Die Maßnahmen: Der Wildwuchs am Niersufer und im Bereich der Pflanzbeete musste entfernt werden. Der unebene Belag um das Denkmal mit einer Vielzahl beschädigter Platten musste erneuert werden, teils mit den noch verwendbaren Platten, teils mit dem ehemaligen Basalt-Kleinpflaster der Steinstraße. Der Basaltlava-Sockel des Mahnmals war in Bodennähe durch das Urin von Hunden stark in Mitleidenschaft gezogen, zudem war die Oberfläche im Laufe der Jahrzehnte von Moos und Flechten stark angegriffen worden. Das Denkmal wurde komplett gereinigt und neu verfugt, die Sockel mit neuen Platten gegen Urin-Schäden gesichert, Darüber hinaus wurde die alte Möblierung mit Papierkörben und Bänken ersetzt, neue Bodenstrahler werden für eine bessere Wahrnehmung in der Dunkelheit sorgen. Eine neue Info-Tafel nach dem Modell Geschichtsufer soll künftig den interessierten Besuchern das nötige Hintergrundwissen zum Mahnmal vermitteln.

Die Kosten summierten sich auf etwa 16.000 Euro, die der Heimatverein nicht alleine aufbringen konnte, aber mit der Unterstützung von Institutionen, Firmen und Privatleuten wurde die Aufgabe gestemmt. Dabei gilt der Dank des Vereins dem Vermögensbetrieb der Stadt, den Stadtwerken, der Verbandssparkasse, der Volksbank-Stiftung, der Johann-Klein-Stiftung, den vielen privaten Spendern sowie den Firmen Ralf Werner (Pflasterarbeiten) und Steinmetz Ralf Dercks.

Im Rahmen eines kleinen Festaktes wird am Mittwoch, 7. Februar, dem 73. Jahrestag der Bombardierung und Zerstörung Gochs, die Wiederübergabe an die Bevölkerung erfolgen. Um 18 Uhr übergibt der Vorsitzende des Heimatvereins, Alt-Bürgermeister Willi Vaegs, die restaurierten Jünglinge im Feuerofen an die Bürger. Um 18.45 Uhr ist eine Gedenkfeier am "Bejers-Kruis" vor der Maria-Magdalena-Kirche, gefolgt um 19 Uhr von einem Gottesdienst. Dann hat sich der Kreis der Geschichte geschlossen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort