Goch-Bedburg-Hau Der Schlafstörung auf der Spur

Goch-Bedburg-Hau · Das Gocher Wilhelm-Anton-Hospital und die Föhrenbachklinik helfen gemeinsam Menschen mit Schlafstörungen. Mal stellen sie Atemaussetzer fest, mal handelt es sich um psychische Probleme.

 Paul-Georg Behler ist Chefarzt auf der Inneren und Facharzt für Pneumologie. Auf dem Foto setzt er einer Patientin eine Schlafmaske auf.

Paul-Georg Behler ist Chefarzt auf der Inneren und Facharzt für Pneumologie. Auf dem Foto setzt er einer Patientin eine Schlafmaske auf.

Foto: Evers Gottfried

Wer es nie selbst erlebt hat, kann sich das Maß der Verzweiflung kaum vorstellen: Regelmäßig schlecht - gefühlt "gar nicht" - zu schlafen macht den Betroffenen auf die Dauer richtiggehend fertig. Oder sogar krank. Spätestens dann sind Schlafprobleme ein Thema für Fachärzte. Und zwar unabhängig davon, ob es für die Schlaflosigkeit organische oder eher psychische Ursachen gibt. Deshalb arbeiten beim "Schlafprojekt" das Gocher Wilhelm-Anton-Hospital mit seiner Schlafklinik und die LVR-Föhrenbachklinik Bedburg-Hau zusammen.

 Vom Kontrollraum aus werden die Patienten und ihre Daten optisch und akustisch überwacht.

Vom Kontrollraum aus werden die Patienten und ihre Daten optisch und akustisch überwacht.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Christoph Baumsteiger von der LVR-Klinik und Paul-Georg Behler, Chefarzt auf der Inneren und Facharzt für Pneumologie, wissen, dass aus einer Phase schlechten Schlafens schnell ein Teufelskreis aus bleierner Müdigkeit am Tag und der Unfähigkeit zum erholsamen Nachtschlaf wird. Nur selten helfen harmlose Hilfsmittel, die weniger harmlosen - Schlafmittel oder Alkohol - führen mittelfristig zu noch größeren Problemen. Was also tun?

Im Gocher Krankenhaus gibt es seit einigen Jahren ein Schlaflabor, genauer ein "Schlaf- und Atemtherapiezentrum".

Sechs Betten für Patienten, die nachts an Luftnot leiden, Atemaussetzer haben, vielleicht schnarchen oder unruhige Beine haben, stehen zur Verfügung. Die Einzelzimmer sind klimatisiert, der Schlafende oder Ruhende wird optisch und akustisch überwacht. "Die ganze Nacht über sitzt entsprechend weitergebildetes Personal an Bildschirmen und kontrolliert die Atmung der Patienten", erkärt Behler. Auch in den seltenen Fällen von Lungen-, Nerven- oder Muskelerkrankungen kann die Abteilung helfen. "Um uns ein umfassendes Bild von dem Patienten zu machen, findet zunächst eine Eingangsuntersuchung bei mir oder dem Kollegen statt, verbunden mit einer Nacht im Schlaflabor", erklärt Behler. "Wenn wir keine körperliche Erklärung finden, geht es um die Abklärung neurologischer oder seelischer Ursachen sowie die Einleitung der geeigneten Therapie", ergänzt Baumsteiger. Dazu folgt dann eine Nacht in der Föhrenbachklinik, wo seelische, nervenärztliche und eventuell psychiatrische Erkrankungen im Fokus stehen. Wenn auch da nichts Gravierendes festgestellt wird, müsse herausgefunden werden, welche anderen Mechanismen den Schlaf verhindern.

Nicht selten mache sich der Betreffende auch "selber jeck", brauche vielleicht gar nicht mehr als vier, fünf Stunden Schlaf. Viele Menschen glauben, man "müsse" acht Stunden schlafen, die nötige Schlafmenge sei jedoch individuell höchst unterschiedlich. "Entspannungsübungen, die man ambulant lernen kann, können vielen Leuten mit Schlafstörungen helfen", erklärt Behler. Die Neuropsychologin Sylvia Latarnik bringt den Patienten nützliche Methoden in einem Intensivkursus bei.

Recht häufig ist von "Schlafapnoen" zu hören, womit Atemaussetzer in der Nacht gemeint sind. Die können gefährlich werden - alle Eltern fürchten den "plötzlichen Kindstod", der ebenfalls Folge ausgesetzten Atmens ist. Die Lösung für patienten mit Schlafapnoe: eine in der Nacht zu tragende Schlafmaske, die kontinuierlich Sauerstoff aus einer kleinen Maschine in die Nase des Patienten einführt. Moderne Geräte sind kaum zu hören, ihre Anwendung ist einfach. "Den Betroffenen geht es mit der Maske sehr schnell gut", weiß Behler. Ihr Tief- und Traumschlaf stelle sich wieder ein, er (oder sie) wache morgens ausgeruht auf.

Wer glaubt, ein Fall fürs Schlaflabor zu sein, sollte mit seinem Hausarzt sprechen. Der kann bei der Ursachenforschung schon helfen, indem er vielleicht die Schilddrüse oder den Zuckerspiegel testet. Anschließend wird ein wenig Geduld vermutlich nötig sein, denn Behler und Baumsteiger haben für ihre sechs Schlaflabor-Plätze eine große Nachfrage.

(RP)
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