Goch/Kevelaer/Weeze CDU: Zwei Gleise für den Niers-Express

Goch/Kevelaer/Weeze · Nach dem Bahnunglück in Bayern mit elf Toten steht auch die Strecke zwischen Kleve und Geldern im Fokus. Dort wird auf einem Gleis gefahren. Christdemokraten wollen einen Ausbau, um Sicherheit und Zuverlässigkeit zu erhöhen.

 Einer der wenigen Punkte zwischen Kleve und Geldern, wo zwei Züge aneinander vorbeifahren können, ist der Bahnhof Weeze.

Einer der wenigen Punkte zwischen Kleve und Geldern, wo zwei Züge aneinander vorbeifahren können, ist der Bahnhof Weeze.

Foto: Latzel

In der letzten Woche war es mal wieder so weit. Wegen einer Störung der Signalanlage verspätete sich der Niersexpress, brauchte 30 Minuten länger. Das führte dazu, dass plötzlich am Bahnhof Weeze gleichzeitig auf beiden Gleisen Züge standen. Der eine Zug musste warten, um den anderen passieren zu lassen. Die Strecke zwischen Kleve und Geldern ist nämlich einspurig. Nur in Bedburg-Hau und am Bahnhof Weeze haben die Züge die Möglichkeit zu warten und einen anderen vorbeizulassen. Das führt immer wieder zu Verspätungen und zu der Forderung, die Strecke zweigleisig auszubauen.

Eben einen solchen Antrag hat jetzt die CDU des Kreises auf den Weg geschickt. Allerdings hat der Antrag diesmal zusätzlich einen ganz aktuellen Hintergrund. "Nach dem Zugunglück in Bayern stellt sich die Frage nach der Sicherheit, da die Strecke zwischen Kleve und Geldern ja auch nur einspurig ausgebaut ist", erläutert die CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreis, Ulrike Ulrich. Bei dem schweren Unglück waren zwei Züge auf einem eingleisigen Stück kollidiert, es hatte elf Tote gegeben. "Trotz des Einsatzes modernster Technik kann technisches oder menschliches Versagen nie ganz ausgeschlossen werden", so Ulrich. Es sei ohnehin schon lange ein Anliegen, die Strecke zweispurig auszubauen, eben weil sie so störanfällig sei. Das führe immer wieder zu Verspätungen. "Der Sicherheitsaspekt kommt jetzt noch oben drauf", so die Politikerin.

In den Gremien des Nahverkehrzweckverbandes (NVN) und Verkehrsverbundes (VRR) sei der Wunsch bekannt. Wichtig sei jetzt, dass der zweigleisige Ausbau als "vordringlich" eingestuft werde, so Ulrich. Die FDP hat sich dem Antrag der CDU bereits angeschlossen, der morgen im Kreisausschuss erstmals auf der Tagesordnung steht.

Lothar Ebbers, Sprecher der Fahrgast-Initiative Pro Bahn, kennt den Wunsch nach zweigleisigem Ausbau. Er verweist darauf, dass im Bedarfsplan für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ein teilweiser zweispuriger Ausbau angemeldet ist, wenn die Strecke elektrifiziert wird. Geplant ist, die Strecke mit Oberleitungen auszurüsten. Aus wirtschaftlichen Gründen sei es dann sinnvoll, Ausweichmöglichkeiten für die Züge zu schaffen. Konkret bedeutet das, dass auch auf der Strecke Punkte geschaffen werden, an denen zwei Züge aneinander vorbeifahren. Bei dem regen Betrieb auf der Strecke sei das sinnvoll, um Verspätungen zu vermeiden.

Der entsprechende Maßnahmenkatalog für diesen Ausbau ist 2015 an das Verkehrsministerium gemeldet worden, berichtet Sabine Tkatzik, Sprecherin des VRR. Dieser Vorschlag sieht allerdings keinen kompletten zweispurigen Ausbau vor. Der ist laut Lothar Ebbers aus Sicherheitsgesichtspunkten nicht nötig: "Auch bei dem Unfall in Bayern hat die Gleissicherung funktioniert." Sie sei hier aber abgestellt worden. Aus seiner Sicht ist ein Betrieb auf einem Gleis sicher. Sonst müsse man auch die Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich auf den Prüfstand stellen. Hier gibt es zwar mehrere Gleise, die Personenzüge fahren allerdings im Gleiswechselbetrieb. Das bedeutet, dass sie eigentlich nur ein Gleis nutzen und an bestimmten Stellen kurzfristig auf ein anderes wechseln.

Zweifel an der Sicherheit eingleisiger Strecken weist die Bahn zurück. "Sicherheit ist bei uns oberstes Gebot", so ein Sprecher auf RP-Anfrage. "Bei unseren Sicherheitseinrichtungen unterscheiden wir nicht nach ein- und zweigleisigen Strecken. Deshalb ist auch die Annahme, eingleisige Strecken seien weniger gesichert, nicht richtig." Bei einer Gesamtstreckenlänge von rund 33.200 Kilometern, seien rund 15.000 Kilometer eingleisig. Auch Fernverkehrszüge seien auf eingleisigen Strecken unterwegs.

Eine zentrale Rolle dabei spielen die Zugbeeinflussungssysteme. "Sie sorgen dafür, dass Züge zum Stehen kommen, wenn Signale nicht beachtet oder die zulässigen Geschwindigkeiten nicht eingehalten werden. Bei der DB sind alle Strecken mit einer Zugbeeinflussung ausgerüstet", teilt die Bahn mit.

(RP)
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